Das Untersuchungsgericht


- Der große Kampf -

Pacific Press Oakland, Review and Herald, Battle Creek, Mich. 1884

Kapitel XXIII

Das Untersuchungsgericht

Der Prophet Daniel schrieb: „Und ich sah wie Throne aufgestellt wurden, und einer, der uralt war, setzte sich. Sein Kleid war weiß wie Schnee und das Haar auf seinem Haupt rein wie Wolle; Feuerflammen waren sein Thron und dessen Räder loderndes Feuer. Und vom ihm ging aus ein langer feuriger Strahl. Tausendmal Tausende dienten ihm, zehntausendmal Zehntausend standen vor ihm. Das Gericht wurde gehalten, und die Bücher wurden aufgetan.“ „ Und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem der uralt war und wurde vor ihm gebracht. Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig, und sein Reich hat kein Ende.“ Daniel 7:9-10. 13-14.

So wurde in der Vision des Propheten die Eröffnung des Untersuchungsgerichts gezeigt. Das Kommen Christi, welches hier beschrieben ist, ist nicht die zweite Ankunft auf Erden. Er kommt zum Vater im Himmel um die Macht, Ehre und das Königreich zu empfangen, welches ihm gegeben wird zum Ende seines Werks als Fürsprecher. Es ist dieses Kommen, und nicht seine zweite Ankunft auf Erden in der Prophezeiung vorausgesagt, die stattfinden sollte zum Ende der 2300 Tage, im Jahre 1844. (307) Begleitet von einer Wolke von himmlischen Engeln, betritt unser großer Hohepriester das Allerheiligste, um vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen und das letzte Werk der Vermittlung für den Menschen zu tun, - das Werk des Untersuchungsgerichts zu vollbringen, die Versöhnung für all jene zu tun, welche als würdig gefunden wurden, ihr Anrecht darauf zu haben.

Johannes sagt: „Und die Toten wurden gerichtet, nachdem was geschrieben steht in den Büchern, nach ihren Werken.“ Offenbarung 20:12. Engel Gottes führen getreu Buch über das Leben aller und sie werden nach ihren Taten gerichtet werden. In Hinblick auf dieses Gericht ermahnte Petrus die Menschen von Israel:

“So tut nun Buße und bekehret euch, dass eure Sünden getilgt werden auf dass da komme die Zeit der Erquickung von dem Angesicht des Herrn und er sende den, der euch zuvor zu Christus bestimmt ist, Jesus. Ihn muss der Himmel aufnehmen bis auf die Zeit, da alles wiedergebracht wird, wovon er geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.“ Apostelgeschichte 3:19-21.

Christus selbst verkündet: „Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden; und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.“ Offenbarung 3:5. Und wieder sprach er zu seinen Jüngern: ”Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.“ Matthäus 10:32-33. (308)

Das Leben aller, welche an Jesus geglaubt haben, geht in einer feierlichen Überprüfung an Gott vorbei. Beginnend mit jenen, welche als erstes auf dieser Erde gelebt hatten, überprüft unser Fürsprecher jeden Fall Generation für Generation und endet mit den Lebenden. Jeder Name wird erwähnt, jeder Fall genau überprüft. Namen werden angenommen, Namen werden abgelehnt. Von Zeitalter zu Zeitalter haben alle, die wahrlich ihre Sünden bereuten und durch den Glauben das versöhnende Blut Christi als Opfer angenommen haben, Vergebung neben ihren Namen in den Büchern des Himmels stehen. Im abschließenden Werk des Gerichts sind ihre Sünden getilgt und sie selbst sind des ewigen Lebens für wert befunden worden.

Das allerhöchste Interesse der Menschen, in den Entscheidungsfindungen der irdischen Tribunale offenbart, gibt nur schwach das Interesse wieder, welcher vor dem himmlischen Gericht entsteht, wenn die Namen derer, die im Buch des Lebens stehen, zur Überprüfung kommen vor dem Richter der ganzen Erde. Der göttliche Vermittler fleht für alle gefallenen Söhne der Menschen, die durch den Glauben an sein Blut widerstanden haben, dass ihre Übertretungen vergeben werden mögen, sie wieder zurückkehren können in ihr heimatliches Eden und gekrönt werden als Miterben des „Königtums der Tochter Zion.“ Micha 4:8. [ King James Version „das erste Königreich“] Satan, in seinen Bemühungen unsere Rasse zu verführen und zu versuchen, hatte gedacht, den göttlichen Plan bei der Erschaffung der Menschen zu vereiteln; doch Christus verlangt nun, dass der Plan ausgeführt wird, als wäre der Mensch nie gefallen. Er verlangt für sein Volk nicht nur Vergebung und Rechtfertigung, vollständig und vollkommen, sondern auch noch Anteil an seiner Herrlichkeit und einen Platz an seinem Thron.

Während Jesus für die Objekte seiner Gnade fleht, beschuldigt sie Satan vor Gott als Übertreter. (309) Der große Täuscher versuchte sie in den Skeptizismus zu leiten, damit sie das Vertrauen zu Gott verlieren, sich von seiner Liebe trennen und sein Gesetz brechen. Nun zeigt er auf ihren fehlerhaften Charakter, ihrer Unähnlichkeit zu Christus, die ihren Erlöser entehrt, auf all die Sünden zu welcher er sie verführt hatte, zu begehen, und wegen all dies erhebt er Anspruch auf sie als sein Eigentum.

Jesus entschuldigt ihre Sünden nicht, sondern weist auf ihre Reue und ihren Glauben hin und seine verwundeten Hände vor dem Vater und den heiligen Engeln erhebend, verlangt er für sie Vergebung indem er sagt: „Ich kenne sie bei Namen. Ich habe sie in meine Handflächen gezeichnet.“ „Die Opfer die Gott gefallen, sind ein geängstigter Geist, ein verängstigtes, zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.” Psalm 51:19. Zu dem Beschuldiger seines Volkes verkündet er:
“Der Herr schelte dich, du Satan! Ja, der Herr, der Jerusalem erwählt hat, schelte dich! Ist dieser nicht ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerettet ist?“ Sacharja 3:2. Christus wird sein eigenes Siegel auf seine Getreuen legen, auf dass er sie seinem Vater zeigen kann „als eine herrliche Kirche, ohne Makel oder Tadel oder ähnliches.“ Ihre Namen sind in dem Buch des Lebens eingetragen und über sie steht geschrieben: „Sie sollen mit mir wandeln in weißen Gewändern, denn sie sind es würdig.“

Jene, welche Gott gehören und angenommen sind, werden deswegen von der Welt nicht anerkannt und geehrt. Diese Namen, welche über die Lippen von Jesus kommen, als seine Söhne und Töchter bezeichnet werden, als seine Miterben mit dem König der Herrlichkeit, geehrt unter den himmlischen Engeln, sind oft jene, welche von den Gottlosen mit Verachtung und Spott bezeichnet werden. Standhafte Seelen, denen es gefiel, Jesus zu ehren, sind um seinetwillen verleumdet, gefangen genommen, angepöbelt, verfolgt und getötet worden. (310) Gottes Volk muss durch den Glauben leben. Sie müssen in das großartige Jenseits blicken, wo ihnen göttliche Ehren und die Entschädigung durch die Belohnung zuteil wird und über jedweden irdischen Gewinn oder Vorteil wählen. Während die Bewährungsfrist voranschreitet, müssen sie damit rechnen, dass die Welt sie nicht anerkennen wird, weil „sie Ihn nicht kennt.“

Mächtige und Einfache, Hochgestellte und Niedere, Reiche und Arme werden gerichtet werden „nachdem, was geschrieben steht in den Büchern, nach ihren Werken.“ Tag für Tag, bis in alle Ewigkeit, trägt das Buch des Himmels die Last der Eintragungen darin. Worte, einst ausgesprochen, Werke, einst getan, können nie wieder widerrufen werden. Engel Gottes haben sowohl das Gute als auch das Böse eingetragen. Selbst der mächtigste Herrscher der Erde kann die Eintragungen eines einzigen Tages nicht widerrufen. Unsere Taten, unsere Worte, sogar unsere geheimsten Motive, alle haben sie ein Gewicht in der Entscheidung unseres Schicksals für das Wohl oder das Leid. Obwohl sie von uns vergessen sein mögen, tragen sie ihr Zeugnis für die Rechtfertigung oder die Verdammnis. Sie gehen vor uns einher zum Gericht.

Die Verwendung einer jeden einzelnen Fähigkeit wird genau überprüft werden. Haben wir das Kapital, dass Gott uns anvertraut hat, vermehrt? Wird der Herr bei seinem Kommen sein Eigentum mit Zinsen empfangen? Kein Wert ist nur in der Vorgabe des Glaubens an Christus verbunden; nichts wird als wahrhaftig angerechnet als jene Liebe, welche sich in den Werken zeigt.

Wie die Züge eines Antlitzes mit großartiger Exaktheit in der Kamera des Künstlers reproduziert werden, so werden auch die Charakterzüge getreu in dem himmlischen Buch eingetragen. Wenn die Christen so besorgt wären, makellos in den himmlischen Eintragungen zu stehen, wie sie es sind, damit sie ohne Makel auf einem Gemälde oder Bild dargestellt werden, wie unterschiedlich würde dann ihre Lebensgeschichte erscheinen. (311)

Könnte der Schleier, welche die sichtbare Welt von der unsichtbaren trennt, zur Seite geschoben werden und die Menschenkinder den Engel sehen könnten, der all ihre Taten und Worte einträgt, welche ihnen wieder begegnen werden vor Gericht, wie viele Worte, die sie täglich ausstoßen, würden unausgesprochen bleiben, wie viele Taten würden ungeschehen bleiben. Wenn alle Einzelheiten des Lebens in dem Buch aufscheinen, welches keinen falschen Eintrag enthält, werden viele zu spät herausfinden, dass die Eintragungen ein Zeugnis gegen sie sind. Dort wird ihre versteckte Selbstsucht offenbart. Dort befinden sich die Eintragungen ihrer nicht erfüllten Pflichten ihren Mitmenschen gegenüber, ihrer Vergesslichkeit der Gebote ihres Erlösers. Dort werden sie sehen können, wie oft sie Satan die Zeit, die Gedanken und die Kraft gegeben hatten, welche Christus gehörte. Traurig sind die Eintragungen, welche die Engel gen Himmel tragen. Intelligente Wesen, angebliche Nachfolger Christi, gehen vollständig auf in der Anschaffung von weltlichem Besitz oder dem Genuss irdischer Vergnügungen. Geld, Zeit und Kraft werden geopfert für die Zurschaustellung und Selbstverwöhnung. Doch nur wenige sind die Augenblicke, gewidmet dem Gebet, dem Erforschen der Schrift, der Demütigung der Seele und der Reue der Sünde.

Satan erfindet unzählige Schemas, um unsere Gemüter zu beschäftigen auf dass sie sich nicht mit dem Werk befassen sollten, welches uns am Vertrautesten sein sollte. Der Erzverführer hasst die große Wahrheit, welches uns das Versöhnungsopfer und einen allmächtiger Vermittler vor Augen führt. Er weiß, dass jetzt alles von ihm abhängt, um die Gedanken von Jesus und seiner Wahrheit abzulenken.

Jene, welche teilhaftig werden wollen an den Vorteilen durch die Fürsprache des Erlösers, sollten nichts erlauben, was hinderlich ist in ihrer Pflicht zur perfekten Heiligkeit in der Furcht Gottes. Die Stunden, welche deshalb angewandt werden für die Vergnügungen, für die Zurschaustellung, oder für die Gewinnsucht, sollten nun gewidmet werden dem ernsthaften, im Gebet verbrachten Studium des Wortes der Wahrheit. (312) Das Thema des Heiligtums und des Untersuchungsgerichts sollte vom Volk Gottes klar verstanden werden. Alle benötigen das Wissen für sich selbst über die Stellung und das Werk ihres Großen Hohepriester. Ansonsten wäre es unmöglich für sie, den Glauben auszuüben, der so notwendig ist in diese Zeit, oder die Stellung einzunehmen, den Gott ihnen aufgetragen hat, zu erfüllen.

Wir müssen das Zeugnis der großen Wahrheit tragen, dass Gott uns anvertraut hat. Das Heiligtum im Himmel ist das Zentrum von Christi Werk, welches er für die Menschen macht. Es betrifft jede Seele, die auf dieser Erde lebt. Es eröffnet vor uns den Plan der Erlösung, begleitet uns bis zum Ende der Zeit und offenbart uns die triumphale Angelegenheit des Kampfes zwischen Gerechtigkeit und Sünde. Es ist von allergrößter Wichtigkeit, dass alle die das Licht empfangen haben, alt und jung, sich gründlich mit dieser Angelegenheit auseinandersetzen und befähigt sind, allen eine Antwort zu geben, welche sie nach dem Grund ihrer Hoffnung fragen, die in ihnen ist.

Die Fürsprache Christi für den Menschen im Heiligtum oben ist genauso wichtig für den Plan der Erlösung, wie es sein Tod auf dem Kreuz war. Durch seinen Tod begann er das Werk, welches er nach seiner Auferstehung und den Aufstieg im Himmel vollendet. Durch den Glauben müssen wir hinter den Vorhang treten, „wie unser Vorläufer vor uns eingetreten ist.“ Dort wird das Licht des Kreuzes vom Kalvarienberg reflektiert. Dort mögen wir eine klare Einsicht in das Mysterium der Erlösung gewinnen. Die Erlösung des Menschen wird vollbracht auf unendliche Kosten des Himmels. Das dargebrachte Opfer entspricht den Anforderungen des gebrochenen Gesetz Gottes. (313) Jesus hat den Weg zum Thron des Vaters geöffnet und durch seine Fürsprache wird der wahrhaftige Wunsch jener, welche zu ihm kommen im Glauben, vor Gott dargebracht.

Wer seine Sünden leugnet, dem wird es nicht gelingen: wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.“ Sprüche 28; 13. Wenn jene, welche ihre Fehler verbergen und sie entschuldigen, sehen könnten, wie Satan über sie frohlockt, wie er Christus und die heiligen Engel mit ihnen verspottet, würden sie sich eilen, ihre Sünden zu bekennen und von ihnen ablassen. Satan versucht ständig, die Nachfolger Christi mit seiner fatalen Sophisterei zu täuschen, dass ihre fehlerhaften Charaktereigenschaften es für sie unmöglich macht, zu bestehen. Doch Jesus legt seine Wundmale und seinen geschundenen Körper für sie dar; er verkündet all jenen, die ihm folgen wollen: „Meine Gnade ist ausreichend ftir euch. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir: denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig: so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Matthäus 11; 29. 30. So lasset nun niemanden seine Fehler als unheilbar betrachten. Gott wird Glauben und Gnade verleihen, um sie zu überwinden.

Alle, die ihren Namen im Buch des Lebens erhalten haben wollen, sollten jetzt, in diesen wenigen verbliebenen Tagen der Bewährung ihre Seelen vor Gott darbieten durch die Trauer für die Sünde, dis sie begingen und durch wahre Reue. Es muss ein tiefes, getreues Erforschen des Herzens stattfinden. Der leichte, frivole Geist, der von der Mehrheit der bekennenden Christen gewährt wird, muss aufgelassen werden. Es steht für jene ein ernsthafter Krieg bevor die sich den bösen Tendenzen unterwerfen, welche um die Vorherrschaft streiten.

Feierlich ist dieser Anblick, der verbunden ist mit dem abschließenden Werk der Versöhnung. (314) Folgenschwer ist das darin enthaltene Interesse. Das Gericht findet nun im oberen Heiligtum statt. Vierzig Jahre findet nun dieses Werk statt. Bald, - keiner weiß, wie bald, - wird es sich der Fälle der Lebenden zuwenden. In der Ehrfurcht gebietenden Anwesenheit Gottes werden unsere Leben geprüft. Jetzt, in dieser Zeit, wie nie zuvor, gehört es sich für jede Seele, die Warnung des Erlösers zu beachten, „Sehet euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. ... so wachet nun: denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zur Mitternacht, oder um den Hahnenschrei des Morgens ... auf dass er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt.“ Markus 13: 33.35.36.

“Wenn du aber nicht wachen wirst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.“ Offenbarung 3:3.

Wie gefährlich ist doch der Zustand von denen, die des Wachens müde geworden sind und sich den Anziehungen der Welt zuwenden. Während der Geschäftsmann in der Jagd nach Gewinn darin aufgeht, während der Vergnügungssüchtige nach Genuss sucht, während die Tochter ihre Gewänder nach der Mode ausrichtet, - es kann zu dieser Stunde sein, dass der Richter der Erde den Satz verkünden wird: „Du bist gewogen worden und als zu leicht befunden worden.“

Jeder Name, der von Christus genannt ist, hat ein schwebendes Verfahren vor dem himmlischen Tribunal. Es ist die Gerichtswoche für uns und die Entscheidung, welche über jeden Fall gefällt wird, ist endgültig. (315)

 

 

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