Der Kampf ist beendet


- Der große Kampf -

Pacific Press Oakland, Review and Herald, Battle Creek, Mich. 1884

Kapitel XXXVII

Der Kampf ist beendet

Am Ende der tausend Jahre kehrt Christus noch mal zur Erde zurück. Er wird begleitet von der Schar der Erlösten und einem Gefolge von Engeln. Während er nun in erhabener Majestät herabsteigt, befiehlt er den bösen Toten aufzustehen, um ihr Schicksal zu empfangen. Sie kommen hervor, eine mächtige Schar, zahllos wie der Sand am Meer. Was für ein Unterschied zu jenen, die bei der ersten Auferstehung sich erhoben hatten! Die Gerechten waren gekleidet worden mit ewiger Jugend und Schönheit. Die Bösen tragen an sich die Spuren von Krankheiten und Tod.

Jedes Auge in dieser riesigen Menge ist zum Sohn Gottes gewendet, um seine Herrlichkeit zu erblicken. Mit einer Stimme erklärt die böse Menge: “Gesegnet sei der, der da kommt im Namen des Herrn!” Es ist nicht die Liebe zu Jesus, die sie zu diesen Worten veranlasst. Es ist die Macht der Wahrheit, welche sie zwingt, diese Worte über ihre unwilligen Lippen zu bringen. Wie die Bösen in ihre Gräber gefahren sind, so kommen sie auch wieder hervor, mit derselben Feindschaft zu Christus und demselben Geist der Rebellion. Sie werden keine neue Probezeit erhalten, um die Fehler ihres vergangenen Lebens zu bereinigen. Dadurch würde nichts gewonnen werden. Eine Lebensspanne von Übertretungen hat ihre Herzen nicht erweicht. Eine zweite Probezeit, sollte es ihnen gegeben werden, würde genauso behaftet sein, wie die erste. Sie würden danach trachten sich den Richtlinien Gottes zu entziehen und eine Rebellion gegen ihn anzuregen.

Christus steigt auf den Olivenberg herab und wenn seine Füße den Berg berühren, bricht dieser auseinander und wird zu einer weiten Ebene. Dann kommt das Neue Jerusalem in seinem strahlenden Reichtum vom Himmel herab. Als es nun an die Stelle sinkt, welche gereinigt und bereit gemacht worden ist, sie zu empfangen, betritt Christus mit seinem Volk und den heiligen Engeln die Stadt.

Nun bereitet sich Satan für ein letztes, mächtiges Ringen für die Herrschaft vor. Während seiner Macht beraubt und von seinem Werk des Betruges abgeschnitten, war der Fürst des Bösen unglücklich und niedergeschlagen. Nun, da die bösen Toten wiedererweckt wurden und er die großen Massen auf seiner Seite sieht, lebt seine Hoffnung wieder auf und er ist entschlossen, diesen großen Kampf nicht aufzugeben. Er wird all die Armeen der Verlorenen unter seinem Banner geleiten und durch sie versuchen, seine Pläne auszuführen. Die Bösen sind Satans Gefangene. Indem sie Christus ablehnten, nahmen sie die Herrschaft des rebellischen Führers an. Sie sind bereit, seine Eingebungen zu empfangen und seine Befehle auszuführen. Doch, gleich seinem früheren Betrug, gibt er sich nicht als Satan zu erkennen. Er behauptet der Fürst zu sein, welcher der rechtmäßige Besitzer dieser Welt ist, und dessen Erbe unrechtmäßig von ihm genommen wurde. Er präsentiert sich selbst für seine Getäuschten als ihr Erlöser, er versichert ihnen, dass seine Macht sie aus ihren Gräbern hervorgebracht hat und dass er daran ist, sie von der bösartigsten Tyrannei zu erretten. Da nun die Anwesenheit Christi nicht vorhanden ist, wirkt Satan Wunder, um seine Behauptungen zu untermauern. Er macht die Schwachen stark und inspiriert sie alle mit seinem Geist und seiner Energie. Er macht den Vorschlag, sie gegen das Lager der Heiligen zu führen. (477) Mit teuflischem Frohlocken weist er auf die unzählbaren Millionen hin, die von den Toten auferweckt wurden und verkündet, dass er als ihr Führer sehr wohl befähigt ist, die Stadt zu erobern und seinen Thron und sein Königreich wieder zu erlangen.

In dieser großen Masse befinden sich viele jener lang lebenden Rasse von Menschen, die vor der Flut existiert hatten; Männer von hoher Gestalt und gigantischen Intellekt, welche sich der Kontrolle der gefallenen Engel unterworfen hatten und all ihre Kunstfertigkeit und Wissen dafür angewandt hatten, sich selbst zu erheben. Es sind Menschen, deren wundervolle Werke der Kunst die Welt dazu verleitet hat, deren Genius zu vergöttern, doch deren Bösartigkeit und böse Erfindungen die Welt befleckt hat und das Bild Gottes verunstaltet hat und ihn dazu veranlasst hatte, sie vom Antlitz seiner Schöpfung auszulöschen. Es gibt Könige und Generäle, die ganze Nationen überrannt hatten, tapfere Männer, die niemals eine Schlacht verloren hatten, stolze ambitionierte Krieger deren Herannahen ganze Königreiche zum Erzittern gebracht hatte. Im Tode erfuhren sie keinerlei Veränderung. Als sie sich nun von den Toten erheben, führen sie ihren Gedankenfluss genau dort weiter, wo er aufgehört hatte, zu bestehen. Sie sind immer noch von demselben Wunsch zu erobern angetrieben; derselbe der sie beherrscht hatte, als sie gefallen sind.

Satan berät sich mit seinen Engeln und dann mit diesen Königen, Eroberer und gewaltigen Männern. Sie blicken auf die Kraft und die Zahl auf ihrer Seite und verkünden, dass die Armee innerhalb der Stadt im Vergleich dazu gering ist und dass sie besiegt werden kann. Sie legen ihre Pläne aus um in Besitz der Reichtümer und der Herrlichkeit des Neuen Jerusalems zu kommen. Alle beginnen sofort mit den Vorbereitungen für die Schlacht. Geschickte Handwerker konstruieren Kriegsgeräte. Militärische Führer, berühmt für ihre Erfolge, arrangieren die kriegsbereiten Männer in Divisionen und Kompanien. (478)

Letztendlich wird der Befehl zum Vormarsch gegeben und die unzählige Menge bewegt sich voran, - eine Armee, wie sie niemals zuvor von einem irdischen Eroberer zusammengestellt worden war, wie sie die Waffengewalt aller vergangenen Zeiten zusammen, niemals gleich kommen kann. Satan, der mächtigste der Krieger, führt diese Menge an und seine Engel vereinigen sich mit ihren Kräften für diesen finalen Kampf. Könige und Kriegsherren befinden sich in seinem Zug und die Mengen folgen ihnen in ihren riesigen Kompanien, jede Armee unter ihrem zugeteilten Führer. Mit militärischer Präzision bewegen sich diese geordneten Reihen über die zerbrochene und unebene Oberfläche der Erde auf die Stadt Gottes zu. Auf Befehl Jesu werden die Tore des Neuen Jerusalems geschlossen, die Armeen Satans umzingeln die Stadt und bereiten sich auf den Angriff vor.

Nun erscheint Christus in den Blickfeld seiner Feinde. Weit über der Stadt, auf einem Fundament aus geläutertem Gold, ist ein Thron, hoch und erhoben. Auf diesem Thron sitzt der Sohn Gottes und um ihn herum die Seinen seines Königreichs. Die Macht und die Majestät Christi können keine Worte beschreiben und kein Stift zeichnen. Die Herrlichkeit des Ewigen Vaters umgibt seinen Sohn. Der Schein seines Antlitzes erfüllt die Stadt Gottes und fließt über die Tore der Stadt hinaus, die ganze Erde mit seinen Strahlen überflutend.

Dem Thron am nächsten sind jene, die einst eifrig für die Sache Satans waren, die aber als Reisig dem Feuer entrissen worden waren und ihrem Erlöser mit tiefer, intensiver Hingabe folgten. Nächst zu ihnen sind diejenigen, welche die christlichen Eigenschaften inmitten von Falschheit und Unglauben ausgeübt haben; jene die das Gesetz Gottes geehrt hatten als die christliche Welt sie für ungültig verkündet hatte und die Millionen aller Zeitalter, die für ihren Glauben zu Märtyrer geworden waren. (479) Jenseits von ihnen ist “die große Anzahl jener, die kein Mensch zählen kann, aller Nationen und Rassen und Völker und Sprachen”, “vor dem Thron und vor dem Lamm, gekleidet in weißen Gewändern und in ihren Händen Palmzweige.” Deren Kampf ist vorbei, ihr Sieg ist errungen. Sie sind ihren Lauf gelaufen und haben ihren Preis errungen. Der Palmzweig in ihrer Hand ist ein Symbol ihres Triumphes, die weiße Robe ein Zeichen der makellosen Gerechtigkeit Christi, welche nun die ihre ist.

Die Erlösten stimmen nun zu einem Gesang an, der durch die Hallen des Himmels widerhallt. “Heil unserem Gott, der auf dem Thron sitzt und seinem Lamm!” Engel und Seraphine vereinigen ihre Stimmen in Ehrerbietung. Als nun die Erlösten die Macht Satans und seine Bosheit erblicken, können sie wie niemals zuvor erkennen, dass keine andere Macht als die von Christus sie zu Überwindern gemacht hatte. In all dieser strahlenden Menge ist niemand, der sich die Erlösung selbst zuschreibt, als hätte er durch eigene Kraft und Gerechtigkeit gewonnen. Es wird nichts darüber gesagt, was sie getan hatten oder erleiden mussten; doch die Ausrichtung jedes Liedes, die Schlüsselnote einer jeden Hymne ist: “Heil für unseren Gott und seinem Lamm.”

In der Anwesenheit der Bewohner des Himmel und der Erde findet die letzte Krönung des Sohnes Gottes statt. Und nun, mit höchster Majestät und Macht ausgestattet, verkündet der König der Könige seinen Urteilsspruch über die Rebellen gegen seine Herrschaft und vollstreckt das Gericht über die Übertreter seines Gesetzes und den Widersachern seines Volkes. Der Prophet Gottes spricht:
“Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß; und vor seinem Angesicht floh die Erde und der Himmel und ihnen ward keine Stätte gefunden. Und ich sah die Toten, beide, groß und klein, stehen vor dem Thron, und Bücher wurden aufgetan. Und ein anderes Buch ward aufgetan, welches ist das Buch des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was geschrieben steht in den Büchern, nach ihren Werken.” Offenbarung 20; 11. 12. (480).

Sowie die Bücher mit den Aufzeichnungen geöffnet werden und Jesus auf die Bösen blickt, werden diese sich all ihrer Sünden bewusst, die sie jemals begangen haben. Sie sehen, wo ihre Füße vom Pfad der Reinheit und Heiligkeit abgewichen sind, wie weit sie der Stolz und die Auflehnung zur Übertretung des Gesetzes Gottes getragen haben. Die verführerischen Versuchungen, welche sie durch das Frönen der Sünde ermutigt haben, die Segnungen missbraucht, Gottes Botschafter verachtet und die Wellen der Gnade mit ihrem hartnäckigen und reulosen Herzen zurück gewiesen haben, - all das steht wie mit feurigen Buchstaben geschrieben.

Über dem Thron offenbart sich das Kreuz; und wie ein Panoramablick erscheint der Anblick von Adams Versuchung und Fall und der darauf folgenden Schritte im großen Plan der Erlösung. Die niedere Geburt des Erlösers, seine frühen Jahre der Einfachheit und des Gehorsams, seine Taufe im Jordan, die Fastenzeit und die Versuchung in der Wildnis, seine öffentlichen Predigten, welche den Menschen die unschätzbaren Segnungen des Himmels eröffnete; die Tage voll von Taten der Liebe und Gnade, die Nächte verbracht in Gebet und dem Wachen in der Einsamkeit der Berge; die Verschwörungen der Eifersucht, des Hasses und der Bosheit, mit der seine Wohltaten entgegnet wurden; der schreckliche, geheimnisvolle Schmerz in Gethsemane unter der erdrückenden Last der Sünde der gesamten Welt; der Verrat in die Hände des mordlustigen Mobs; die fürchterlichen Ereignisse in dieser Nacht des Schreckens, - der wehrlose Gefangene, verlassen von seinen geliebten Jüngern, brutal durch die Straßen von Jerusalem gescheucht; der Sohn Gottes, frohlockend zur Schau gestellt vor Ananias, die Anklageerhebung im Palast des Hohepriester in der Gerichtshalle des Pilatus, vor dem feigen und bösartigen Herodes, verspottet, beleidigt, gequält und zum Tode verurteilt, - all das wird lebhaft dargestellt. (481)

Nun offenbart sich vor der wiegenden Menge der letzte Anblick, - der duldsame Leidende, wie er den Pfad nach Golgatha betritt; der Fürst des Himmels, auf dem Kreuze hängend; die überheblichen Priester und der johlende Pöbel, wie sie seinen Schmerz verspotten; die übernatürliche Finsternis; das Beben der Erde, das Zerbrechen der Felsen, das Aufbrechen der Gräber, die den Augenblick markierten, als der Erlöser sein Leben aufgab.

Dieses fürchterliche Schauspiel erscheint genauso, wie es sich zugetragen hatte. Satan, seine Engel und die Seinen haben nicht die Kraft, um sich von dem Anblick ihres eigenen Werkes abzuwenden. Jeder Darsteller erinnert sich seines Teils des Schauspiels. Herodes, der die unschuldigen Kinder Bethlehems dahinschlachten ließ, um den König von Israel zu töten; die niedere Herodias, auf deren Seele das Blut von Johannes dem Täufer lastet; der schwache, wankelmütige Pilatus; die höhnischen Soldaten; die Priester, Führer und der wahnsinnige Mob, der schrie: “Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!” Alle erkennen die Schwere ihrer Schuld. Vergeblich versuchen sie, sich vor seinem göttlichen Angesicht zu verbergen, die das Licht der Sonne überstrahlt, während die Erlösten ihre Kronen zu Füßen des Erlösers werfen und verkünden: “Er starb für mich!”

Unter der Schar der Erlösten sind die Apostel Christi, der mutige Paulus, der leidenschaftliche Petrus, der geliebte und liebende Johannes und ihre Brüder im wahrhaftigen Herzen und mit ihnen die große Anzahl der Märtyrer. Außerhalb der Mauern, mit all den niederträchtigen und abscheulichen Dingen befinden sich jene, die sie verfolgt, eingekerkert und getötet haben. (482) Da ist Nero, das Monster der Greuel und Laster, der die Freude und Erhabenheit jener erblickt, die er einst gequält hatte und an deren extremsten Leiden er satanisches Entzücken fand. Seine Mutter ist dort, um das Ergebnis ihres Werkes zu bezeugen; um zu sehen, wie sich die böse Prägung ihres Charakters auf ihren Sohn übertragen hat, die Leidenschaften ermutigt und entwickelt durch ihren Einfluss und ihrem Beispiel, die ihre Früchte in Verbrechen getragen haben, die die Welt zum Erschauern brachte.

Da sind auch päpstliche Priester und Prälaten, die von sich behauptet hatten, Vertreter Christi zu sein und doch benutzten sie die Streckbank, die Kerker und den Scheiterhaufen, um die Gedanken der Menschen zu kontrollieren. Da sind auch die stolzen Pontifex, die sich über Gott erhoben hatten und sich erdreistet hatten, das Gesetz des Allerhöchsten zu verändern. Diese angeblichen Väter der Kirche haben eine Schuld vor Gott zu verantworten, von der sie nicht befreit werden können. Zu spät können sie sehen, dass der Allmächtige Eine sehr wohl auf sein Gesetz achtet und dass er die Schuldigen keineswegs entkommen lassen wird. Sie erkennen nun, dass Christus seine Interessen mit den seines leidenden Volkes identifiziert und sie werden die Kraft seiner Worte zu spüren bekommen: “Was ihr dem Geringsten meiner Brüder angetan habt, dass habt ihr auch mir angetan!”

Die gesamte verdorbene Welt steht mit der Anklage des Hochverrats gegen die Herrschaft des Himmels vor dem Gericht Gottes. Sie haben niemanden, der ihre Sache verteidigt; sie stehen ohne jede Entschuldigung da; und das Urteil, der ewige Tod, wird gegen sie verkündet.

Es ist nun offensichtlich, dass die Belohnung der Sünde nicht noble Freiheit und ewiges Leben ist sondern Sklaverei, Vernichtung und Tod. (483) Die Bösen erkennen nun, was sie durch deren Leben in Rebellion verloren haben. Die weitaus höheren und ewigen Werte der Herrlichkeit waren verachtet worden, als es ihnen angeboten wurden. Doch wie wünschenswert erscheint es ihnen jetzt. Die verlorenen Seelen rufen: “All das hätte auch ich haben können, doch ich wählte es, all diese Dinge weit von mir zu stoßen! Oh, welch unsinnige Narretei! Ich habe Friede, Freude und Ehre gegen Unglück, Niedertracht und Verzweiflung eingetauscht!” Sie alle erkennen, dass ihr Ausschluss aus dem Himmel gerecht ist.

Durch ihr Leben haben sie erklärt: Wir wollen nicht diesen Jesus über uns herrschen haben! Verklärt blicken die Übeltäter auf die Krönung des Sohnes Gottes. Sie sehen in seinen Händen die Tafeln des göttlichen Gesetzes, jene Regeln, die sie übertreten und verachtet haben. Sie sehen den Ausbruch der Bewunderung, des Entzückens und der Verehrung der Erlösten. Als eine Welle der Musik über die Massen außerhalb der Stadt rollt, erklären alle mit einer Stimme: “Wunderbar sind deine Werke, Herr Gott Allmächtiger; gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Heiligen!” und sich zu Boden werfend, beten sie den Fürsten des Lebens an.

Satan scheint wie gelähmt, als er die Herrlichkeit und Majestät Christi erblickt. Er, der einst ein bedeckender Cherub gewesen war, erinnert sich, wie er einst gefallen war. Ein leuchtender Seraph, ein “Sohn der Morgenröte;” nun wie verändert und verunstaltet! Von dem Hof, wo er einst geehrt war, ist er nun für immer ausgeschlossen. Er sieht nun einen anderen nächst zum Vater stehen, der seine Herrlichkeit verschleiert. Er sieht, dass Christus von einem Engel mit erhabener Statur und majestätischer Erscheinung gekrönt wird; er weiß, dass dieses Amt das seine hätte sein können. (484)

Er erinnert sich seiner Wohnstätte der Unschuld und Reinheit, des Friedens und seiner eigenen Zufriedenheit, bis er begann gegen Gott zu murren und ihn der Neid auf Christus ergriff. Seine Anschuldigungen, seine Auflehnung, seine Täuschungen, um die Sympathie und Unterstützung der Engel zu gewinnen, seine hartnäckige Weigerung sich selbst zu erkennen als Gott ihm noch die Vergebung gewährt hätte, dies alles erscheint wieder lebhaft vor ihm. Er begutachtet sein Werk unter den Menschen und deren Ergebnis, die Feindschaft des Menschen seinen Mitmenschen gegenüber, die fürchterliche Zerstörung des Lebens, der Aufstieg und Fall von Königreichen, die lange Folge von Tumulten, Kämpfen und Revolutionen. Er erinnert sich seiner ständigen Bemühungen, dem Werk Gottes Widerstand zu leisten und den Menschen immer tiefer und tiefer sinken zu lassen. Er erkennt, dass seine höllischen Verschwörungen, diejenigen zu vernichten, die ihr Vertrauen in Jesus gesetzt hatten, vollkommen machtlos waren. Als Satan nun auf sein Königreich blickt, die Früchte seiner Arbeit, sieht er nur Versagen und Zerstörung. Er hat die Massen dazu verführt zu glauben, dass die Stadt Gottes eine leichte Beute werden würde; doch er weiß, das dies falsch ist. Im Verlauf dieses großen Kampfes wurde er wieder und wieder besiegt und war gezwungen worden, sich zu unterwerfen. Er kennt nur zu gut die Macht und die Majestät des Ewigen.

Es war schon immer das Ziel des großen Rebellen gewesen, sich selbst zu rechtfertigen und zu beweisen, dass die göttliche Herrschaft verantwortlich für seine Rebellion gewesen war. Bis zuletzt wendete er die gesamte Kraft seines gigantischen Intellekts auf. Er handelte überlegt, systematisch und mit wundersamen Erfolg; er brachte die Massen dazu, seiner Version des großen Kampfes, welcher nun schon so lange vonstatten geht, Glauben zu schenken.

Tausende Jahre lang hatte der Anführer der Verschwörung die Lüge als Wahrheit aufgezeigt. (485) Doch nun ist die Zeit gekommen, in der die Rebellion ein für alle Mal besiegt wird und die Geschichte und der Charakter Satans sich offenbart. In seinem letzten großen Versuch, Christus vom Thron zu stürzen, sein Volk zu vernichten und die Stadt Gottes in Besitz zu nehmen, ist nun der Erztäuscher endlich vollkommen demaskiert worden. Jene, die sich mit ihm vereinigt haben, sehen nun das totale Misslingen seiner Sache. Christi Nachfolger und die loyalen Engel erkennen nun das volle Ausmaß seines Machwerks gegen die Herrschaft Gottes. Er ist nun das Objekt der allgemeinen Abscheu.

Satan sieht, dass seine Rebellion aus freien Stücken ihn ungeeignet für den Himmel gemacht hat. Er nutzte seine Kräfte, um gegen Gott zu kämpfen; die Reinheit, der Frieden und die Harmonie des Himmels wären für ihn eine unsagbare Qual. Seinen Anschuldigungen gegen die Gnade und Gerechtigkeit Gottes sind nun zum Schweigen gebracht worden. Die Vorwürfe, welche er versucht hatte gegen Jehova vorzubringen, lasten nun vollständig auf ihm selbst. Nun beugt sich Satan und bekennt die Gerechtigkeit seiner Verurteilung.

Jede Frage zwischen Wahrheit und Lüge in diesem lang währenden Kampf wird nun offensichtlich gemacht. Gottes Gerechtigkeit steht nun vollkommen bestätigt. Vor der ganzen Welt wird nun das große Opfer deutlich dargestellt, welches Vater und Sohn um der Menschen willen getan hatten. Die Stunde ist nun gekommen, in der Christus die ihm zustehende Stellung einnimmt und über alle Würdenträger, Mächte und Namen die genannt werden, verherrlicht wird.

Es war für die Freude, die sich nun vor ihm ausbreitet, - auf dass er viele Söhne zur Herrlichkeit bringen möge, - dass er das Kreuz ertrug und die Schande verachtete. So unfassbar groß das Leid und die Schande auch gewesen sein mögen, so groß sind auch die Freude und die Herrlichkeit. Er blickt auf die Erlösten, erneuert nach seinem Bilde, jedes Antlitz die Ähnlichkeit mit ihrem König wiedergebend. (486) In ihrer perfekten Reinheit und überschwänglichen Freude sieht er das Ergebnis des Leidenswegs seiner Seele und er ist zufrieden. Dann, mit einer Stimme, welche die versammelten Massen der Gerechten und der Bösen erreicht, verkündet er: “Seht, was ich mit meinem Blut erkauft habe! Für diese habe ich gelitten; für diese bin ich gestorben; auf dass sie wohnen mögen, wo ich bin bis in alle Ewigkeit!” Der Gesang der Lobpreisung erhebt sich von den in Weiß gekleideten über den Thron hinaus: “Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, um Macht und Reichtum und Weisheit und Kraft und Ehre und Herrlichkeit und Segen zu erlangen!”

Obwohl Satan gezwungen worden war, Gottes Gerechtigkeit anzuerkennen und sich vor der Allmächtigkeit Christi zu beugen, bleibt sein Charakter doch unverändert. Der Geist der Rebellion bricht wieder wie ein mächtiger Wirbelstrom aus ihm hervor. Erfüllt von Raserei, ist er entschlossen den großen Kampf nicht aufzugeben. Die Zeit ist nun gekommen für ein letztes verzweifeltes Aufbäumen gegen den König des Himmels. Er eilt in die Mitte der Seinen und versucht sie mit seinem Zorn zu inspirieren und sie für die sofortige Schlacht anzustacheln. Doch von all diesen zahllosen Millionen, die er zur Rebellion verleitet hat, ist kein einziger mehr vorhanden, der seine Supremität anerkennt. Seine Macht ist zu Ende. Die Bösen sind mit demselben Hass gegen Gott erfüllt wie Satan; doch sie haben erkannt, dass ihre Sache hoffnungslos ist, dass sie gegen Jehova nicht gewinnen können. Ihr Zorn ist gegen Satan entfacht und gegen jene, die seine Agenten in seiner Täuschung waren. Mit dem Zorn von Dämonen wenden sie sich gegen ihn und es folgt ein Anblick von universeller Vernichtung.

Nun werden die Worte des Propheten erfüllt. (487v “Denn der Herr ist zornig über alle Heiden und ergrimmt über alle ihre Scharen. Er wird an ihnen den Bann vollstrecken und sie zur Schlachtung hingeben.” Jesaja 34; 2. Er wird regnen lassen über die Gottlosen Feuer und Schwefel und Glutwind ihnen zum Lohne geben.” Psalm 11; 6. “Feuer kommt herab vom Gott des Himmels. Die Erde wird aufgetan und die Waffen, verborgen in ihrem Inneren werden hervorbrechen. Verzehrende Flammen brechen aus jeder gähnenden Kluft. Die Felsen werden brennen. Denn siehe, es kommt der Tag der brennen soll wie ein Ofen.” Maleachi 4; 1

“Die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden verschmelzen.” 2. Petrus 3; 10. “Denn die Feuergrube ist längst gerichtet, ja sie ist auch dem König bereitet, tief und weit genug. Der Scheiterhaufen darin hat Feuer und Holz die Menge; der Odem des Herrn wird ihn entzünden wie ein Schwefelstrom.” Jesaja 30; 33. Die Oberfläche der Erde scheint eine geschmolzene Masse zu sein, - ein riesiger, zischender See aus Feuer. Es ist die Zeit des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen, - “Denn es kommt der Tag der Rache und das Jahr der Vergeltung, um Zion zu rächen.” Jesaja 34; 8.

Die Gottlosen erhalten ihre Strafe in der Erde. “Sie sollen sein wie Stroh; und der Tag, der da kommt, soll sie verbrennen, spricht der Herr der Heerscharen.” Einige werden innerhalb eines Augenblicks vernichtet sein, während andere werden tagelang leiden müssen. Alle werden nach ihren Werken bestraft. Die Sünden der Gerechten wurden auf Satan übertragen, dem Ursprung des Bösen, und er muss deren Strafe erleiden. So wird es sein, dass er nicht nur für die eigene Rebellion wird leiden müssen, sondern für alle Sünden, zu die er Gottes Volk verleitet hatte zu begehen. (488) Seine Strafe wird weitaus größer sein, als die von jenen, die er getäuscht hatte. Nachdem alle gestorben sind, die seiner Täuschung erlegen sind, wird er immer noch leben und leiden müssen. In den reinigenden Flammen werden die Gottlosen vernichtet, mitsamt Wurzel und Zweigen, - Satan die Wurzel, seine Nachfolger die Zweige. Der Gerechtigkeit Gottes ist Genüge getan und die Heiligen und die gesamte Engelschar sprechen mit einer lauten Stimme: Amen!

Während die Erde umhüllt ist von den Flammen der Rache Gottes, verbleiben die Gottesfürchtigen sicher in der heiligen Stadt. Über jene, die Teil hatten an der ersten Auferstehung, hat der zweite Tod keine Macht. (Offenbarung 20; 6.) Während Gott für die Gottlosen ein alles verzehrendes Feuer ist, ist er für sein Volk sowohl Sonne als auch Schutzschild. (Psalm 84; 12.)

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde vergingen.” Offenbarung 21; 1. Das Feuer, welches die Bösen verzehrt, reinigt auch die Erde. Jede Spur des Fluches wird hinweggefegt. Keine ewiglich brennende Hölle wird den Erlösten die fürchterlichen Folgen der Sünde in Erinnerung halten. Eine einzige Mahnung jedoch verbleibt: unser Erlöser wird für immer die Zeichen seiner Kreuzigung tragen. Auf seinem verwundetem Haupt, seinen Händen und Füssen wird die einzige Spur verbleiben, welches das grausame Werk der Sünde verursacht hat.

Und du, Turm der Herde, du Feste der Tochter Zion, zu dir wird kommen und wiederkehren die frühere Herrschaft.” Micha 4; 8. Das Königreich, das durch die Sünde verloren war und durch Christus wieder gewonnen wurde, wird von den Erlösten mit ihm wieder eingenommen werden. “Die Gerechten werden das Land erobern und darin wohnen allezeit.” Psalm 37; 29. Die Furcht, das Erbe der Heiligen zu materiell erscheinen zu lassen, hat viele dazu gebracht, die besondere Wahrheit, nämlich die neue Erde als unser Heim zu betrachten, zu spiritualisieren. (489) Christus versicherte seinen Jüngern, dass er hingeht ihnen die Wohnstätte zu bereiten. Diejenigen, die die Lehren des Wort Gottes annehmen, werden nicht vollkommen unwissend sein über dieses himmlische Heim. Und doch erklärt Apostel Paulus: “Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.” 1. Korinther 2; 9. Die menschliche Sprache ist unzureichend, um die Belohnung der Gerechten zu beschreiben. Es wird nur denen bewusst werden, die es erblicken. Kein eingeschränkter Verstand kann die Herrlichkeit von Gottes Paradies erfassen.

In der Bibel wird das Erbe der Erlösten ein Vaterland genannt. (Hebräer 11; 14 - 16) Dort führt der große Hirte seine Herde zur Quelle des lebendigen Wassers. Der Baum des Lebens trägt seine Früchte jeden Monat und die Blätter des Baumes dienen den Völkern. Dort sind überquellende Ströme, kristallklar und an deren Ufern sind sich wiegende Bäume, die ihre Schatten auf die Pfade breiten, welche für die Erkauften des Herrn bereitet worden sind. Hier steigen die weit ausladenden Ebenen zu wunderschönen Hügeln an und die Berge Gottes erstrecken sich in luftigen Gipfeln. In diesen friedvollen Ebenen, neben diesen lebendigen Wassern, wird Gottes Volk, das so lange Pilger und Wanderer war, ein Zuhause finden.

Dort ist das Neue Jerusalem, “die hatte die Herrlichkeit Gottes. Und ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem Jaspis, klar wie Kristall.” Offenbarung 21; 11. Und der Herr spricht: “ Und ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk.” Jesaja 65; 19. “Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott, wird mit ihnen sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.” Offenbarung 21; 3 - 4. (490)

In der Stadt Gottes “soll es keine Nacht mehr geben.” Niemand wird Rast benötigen oder danach wünschen. Man wird nicht ermüden, indem man den Willen Gottes tut und seinen Namen lobpreist. Wir werden immer die Frische des Morgens verspüren und für immer ihrem Ende fern sein, “... und sie werden nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird sie erleuchten.” Offenbarung 22; 5. Das Licht der Sonne wird überstrahlt werden von einem Leuchten, welches nicht schmerzhaft blendend ist, und doch über alle Maßen die Helligkeit unserer Mittagssonne übertrifft. Die Herrlichkeit Gottes und des Lammes überflutet die heilige Stadt mit unvergänglichem Licht. Die Erlösten wandeln in der sonnenlosen Herrlichkeit eines unvergänglichen Tages.

“Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, und das Lamm!” Offenbarung 21; 22. Das Volk Gottes wird privilegiert sein, ganz offen mit dem Vater und dem Sohn zu kommunizieren. Jetzt “sehen wir durch einen Spiegel in einem dunklen Ort.” 1. Korinther 13; 12. Wir erblicken das Angesicht Gottes wie in einem Spiegel reflektiert, in den Werken der Natur und seinem Handeln mit den Menschen. Doch dann werden wir ihn erblicken können ohne den verdunkelnden Schleier dazwischen, von Angesicht zu Angesicht. Wir werden vor ihm stehen und auf die Herrlichkeit seines Antlitzes schauen.

Dort werden unsterbliche Gemüter mit unermüdlicher Freude die Wunder der Schöpfungskraft und das Geheimnis der erlösenden Liebe erforschen. (491) Es gibt keinen gemeinen, täuschenden Feind, der uns verleiten will, Gott zu vergessen. Jede Fähigkeit wird entwickelt und unser gesamtes Erfassungsvermögen wird gesteigert sein. Das Erlangen von Wissen wird unseren Verstand nicht ermüden und an unseren Kräften zehren. Dort können die größten Vorhaben ausgeführt werden; die höchsten Bestreben erreicht und die größten Ambitionen realisiert werden. Jedoch wird es immer neue Höhen zu erklimmen geben, neue Wunder zu bestaunen, neue Wahrheiten zu verstehen geben, frische Objekte, welche die Macht des Geistes, der Seele und des Körpers hervorrufen wird.

Während diese Jahre der Ewigkeit dahin gleiten, werden sie uns noch reichere und herrlichere Offenbarungen von Gott und Christus bringen. So wie sich das Wissen steigert, so werden Liebe, Ehrfurcht und Glückseligkeit wachsen. Je mehr Menschen von Gott lernen, desto größer wird ihre Verehrung seiner Charaktereigenschaften sein. Wenn nun Jesus ihnen die Reichtümer der Erlösung und die wundersame Leistung im großen Kampf mit Satan offenbart, werden die Herzen der Erkauften mit noch stärkerer Zuneigung schlagen und sie werden ihre goldenen Harfen mit noch festerer Hand anschlagen; und Zehntausende mal Zehntausende und Tausende über Tausende von Stimmen werden sich vereinigen, um den mächtigen Choral der Lobpreisung anzustimmen.

Und alle Kreatur, die im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und im Meer, und alles was darinnen ist, hörte ich sagen: Denn, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!” Offenbarung 5; 13.

Sünde und Sünder sind nicht mehr; Gottes gesamtes Universum ist nun rein; und der große Kampf ist nun für immer beendet. (492)


 

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