Der Seher von Patmos

 

Das Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755

Der finstere Tag

Der Mond verliert den Schein

Der Sternenfall

Eine Betrachtung über das letzte Buch der Bibel

 

Was “Der Seher von Patmos”, der greise Lieblingsjünger des HErrn, in seinen Gesichten auf der Felseninsel Patmos schaute, krönt den erhabenen Bau des geoffenbarten Gotteswortes als würdiger Schlußstein. Es ist gleichsam das Endsiegel der ganzen Heiligen Schrift, denn darin wird das Geheimnis Gottes, wie er es zuvor verkündigt hat seinen Knechten und Propheten, aufs wunderbarste zur Vollendung geführt. Offb. 10,7. Die Offenbarung Jesu Christi (Jahschua den Messias), wie Johannes sie uns übermittelt, ist der große Hauptstrom der Weissagung, welcher, aus dem Zusammenfluß aller Ströme alttestamentlicher Prophezeiung entstanden, ins Meer der Ewigkeit mündet. Sie ist der Mittelpunkt und das Ziel aller göttlichen Weissagungen, in welchem alle Lichtstrahlen vorausgegangener Verheißungen wie in einem Brennpunkte zusammenlaufen. Von ihrer hohen Warte schauen wir nicht nur die Weltgeschichte, sondern das unendliche Wichtigere - den Heilsplan Gottes vollendet. Der gleich nach dem Sündenfall verheißene geheimnisvolle “Weibessame”, welcher der Schlange den Kopf zertreten soll, wird hier zum vollendeten Gottessohn, der in der Macht seines Vaters den Urfeind vernichtet, die Folgen der Sünde austilgt, die Seinen in sein Bild verklärt, sie in ihr erlöstes Erbteil einführt und als Krone des Ganzen auf ewig bei den Menschen wohnt. Das letzte Buch der Bibel ist im vollsten Sinne des Wortes die Offenbarung Jesu Christi (Jahschua den Messias).

Lesen wir am Anfang der Heiligen Schrift von der Schöpfung Himmels und der Erde durch das Wort und wie dieselbe nur zu bald infolge der Sünde der Vergänglichkeit und dem Fluche anheimfiel, so schildert uns dies letzte Buch die Schöpfung eines neuen Himmels und einer neuen Erde, die ewig bleiben soll. Redet das erste Buch der Bibel von einem verlorenen Paradiese, welches aber nur einen gewissen Teil der Erde bedeckte, so führt uns das letzte das durch Christus wiedergewonnene Paradies vor Augen und zwar in unendlich größerer Herrlichkeit, die ganze Erde bedeckend und in seiner Mitte die von Gott erbaute Stadt. Ja, sehen wir am Beginn ein einziges Menschenpaar ihres Ungehorsams wegen durch leuchtende Cherubim vom den lebensspendenden Baum vertrieben, so schauen wir am Schluß eine unzählbare Menge infolge ihres Glaubensgehorsams zu diesem Lebensbaum wandeln, um sich auf ewig an seinen Früchten zu laben. Das erste Buch der Bibel berichtet von der Einsetzung des siebenten Tages (der Samstag) als Gedächtnisfeier der vollendeten Schöpfung und der göttlichen Ruhe, im letzten tritt uns diese Siebenzahl allenthalben als Zahl der Vollendung entgegen, so in den sieben Gemeinden, Siegeln, Posaunen usw.; unter der siebenten Gesichtsgruppe schauen wir die vollendete Neuschöpfung Himmels und der Erde und die einige Ruhe von Gottes Volk. Lange drückt dies so schön aus: “Die zweite, höhere Schöpfung, der ersten entsprechend, als das Buch von den Tagewerken Gottes in den Wehen des Endes der alten Welt zur Erschaffung einer neuen Geisteswelt unter der Zukunft (Wiederkunft!) Christi.”

Den Inhalt der Apokalypse kennzeichnet man treffend als ein Panorama der Herrlichkeit Christi. Gleich am Anfang erscheint dem Seher Johannes sein vielgeliebter Heiland in himmlischer Majestät, er sieht ihn inmitten seiner Gemeinde, wie er sie bis an der Welt Ende leitet und bewahrt. Beim nächsten Blick sehen wir das Lamm Gottes vor dem Throne seines Vaters, wie es aus seiner rechten Hand das versiegelte Buch empfängt, zur allgemeinen Freude aller öffnet und seiner Gemeinde zur Stärkung und zum Trost entfaltet. So zieht seine Majestät in verschiedenen Szenen vor unseren Augen vorüber, bis das auf Golgatha mit Schmach überhäufte Gotteslamm zum Schrecken seiner Feinde in der Herrlichkeit seines Vaters als König aller Könige offenbart wird, das Weltall reinigt und mit seiner Klarheit erfüllt.

Die selige Hoffnung der Erscheinung Christi, welche Patriarchen, Propheten, Apostel, Märtyrer und Gläubige aller Zeiten beseelte, erreicht in der Offenbarung ihren Höhepunkt: Sie ist der Grundton des ganzen Buches und sein Hauptgegenstand. Mit der Erwähnung der Zukunft (Wiederkunft!) Christi beginnt die Offenbarung und mit der Verheißung, daß sie bald eintreffe, schließt sie. Sie ist die beredteste Urkunde dieser seligen Hoffnung. Welch köstlicheres Versprechen hätte der Heiland seiner wartenden Gemeinde am Schluß des geoffenbarten Gotteswortes geben können als die: “Ja, ich komme bald!” Möge sie aber auch bei jedem Leser Widerhall finden und er beim Durchforschen dieses Buches ausrufen: “Amen, ja komm, HErr Jesu (Jahschua)!”

Wie köstlich mancher suchenden Seele diese Offenbarung geworden ist, ergeht aus etlichen Zeugnissen. Bengel nennt dieses Buch “das heiligste und größte in der Schrift, weil es allein die Offenbarung Jesu Christi heißt.” Starke: “Die Offenbarung ist das allerwichtigste Buch der ganzen Heiligen Schrift.” Auberlen findet darin eine “Zusammenfassung oder ein göttliches Kompendium der gesamten Weissagungen”. Ebenso Seiß: “Wahrlich dies Buch ist eigentlich das allumfassendste Generalregister alles dessen, was alle übrigen Bücher der Schrift vereinzelt, bruchstückweise uns über den jüngsten Tag und das Weltgericht lehren.” Fr. Prager bezeugt: “Die Apokalypse setzt nicht nur die ganze Heilige Schrift und deren Inhalt voraus, sondern ist selbst die Quintessenz desselben mit neuen Weissagungen auf die Ewigkeit. Sie ist die Krone der Heiligen Schriften.” “In knappster Form, in einer oft bis zur Rätselhaftigkeit sich steigernden Kürze, und doch in der anschaulichsten lebendigsten Weise schildert sie als ein weissagendes Riesendrama den letzten, universellsten, erbittertsten Kampf auf Erden, in welchem alle Kämpfe aller Weltkräfte und -mächte der ganzen Weltgeschichte zwischen Himmel und Hölle oder Glaube und Unglaube, Wahrheit und Lüge, gut und böse einmal gipfeln werden zum ewigbleibenden Siege der göttlichen Wahrheit, Heiligkeit und Liebe. Die Offenbarung gibt Antwort auf die letzten Fragen der Geschichte der Menschheit und alles geschöpflichen Lebens. Sie enthält die endliche Lösung alles Rätsel und aller Geheimnisse der Weltgeschichte. Sie ist als kondensiertes Gotteswort unter allen Büchern der Erde, unter allem, was je von eines Menschen Hand (ge-) worden (ist), das edelste, erhabenste und heiligste; an Inhalt, Gedanken, Wahrheit, Weisheit und göttlichem Geiste das reichste; darum auch das würdigste Objekt, mit dem der für die Ewigkeit geschaffene menschliche Geist sich beschäftigen kann. Es versetzt den durch Gottes Geist Wiedergeborenen in die Ewigkeit, seine himmlische Heimat, da es ja aus dieser herab an ihn gekommen ist, in Worten des Trostes, der Lehre, Mahnung und Warnung, als eine bleibende Liebesbezeugung des zurzeit im Himmel lebenden Bräutigams, an seine noch in der Fremde dieser Erde pilgernde Braut. Daher gibt es für die gläubige Seele unter der Literatur der ganzen Welt nichts, was sie so tief ergreifen, bewegen, erhaben, mit Trost und Freude erfüllen, so fesseln, immer und immer wieder zu sich ziehen könnte, wie dieses Buch.”

Diesen Zeugnissen kann sich der Schreiber dieses aus eigener Erfahrung voll und ganz anschließen. Es sind nun über 25 Jahre, seitdem er gerade durch das Studium eines Werkes über Daniel und Offenbarung von Uriah Smith zur festen Überzeugung gelangte, daß die Heilige Schrift wahrhaftig Gottes Wort sei ... Des Schreibers innigste Gebet ist, daß dies Buch jedem werten Leser nicht nur zum Verständnis der Offenbarung verhelfe, sondern auch zu seiner persönlichen Vollendung in Christi Bild. Wenn aber die Worte der Offenbarung in der Vergangenheit schon oft Gottes Volk inmitten der größten Trübsale und Verfolgungen wunderbar getröstet, aufgerichtet und neubelebt haben, so trifft dies, da nun in der Endzeit ihre Weissagungen völliger entfaltet und enthüllt sind, um so mehr zu.  “Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was drinnen geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe.” - Conradi, November 1906



Wir beginnen mit dem 6. Kapitel Vers 12 aus dem Buch der Offenbarung Jahschua den Messias durch Johannes, welcher die Gesichte auf Patmos erhalten hat:
 

Das sechste Siegel.  “Und ich sah, als es das sechste Siegel auftat, geschah ein großes Erdbeben.” Vers 12. Wie das vierte Siegel durch den Hinweis auf die Wirksamkeit des Todes die Erscheinung der Märtyrer unter dem Opferaltar unter dem fünften vorbereitet, so führt dies durch den sehnsüchtigen Ausblick der Märtyrer auf das Gericht zum sechsten hinüber. Unter dem sechsten Siegel schauen wir zuerst die Zeichen, welche dem Gericht vorangehen und dessen Nähe ankündigen. Das Lamm auf dem Thron erscheint als der Rächer und alle Welt muß nun zugestehen, daß der große Tag seines Zorns gekommen ist. Dieser große Tag ist aber etwas Bekanntes; schon Henoch schaute ihn und Propheten, Apostel, ja, der Heiland selbst, haben denselben und alle damit verknüpften Zeichen aufs eingehendste geschildert. Deshalb geht aber auch hier der Text von der Bildersprache in die buchstäbliche über; es ist keine Ursache vorhanden, denn Sinn länger in Bilder zu kleiden, sondern im Gegenteil liegt aller Grund vor, das eigentliche Endziel aller Weissagung so deutlich zu kennzeichnen, daß niemand es mißverstehen kann. Damit in der Auslegung stets die rechte Richtung eingehalten werde, bleibt ihr Gipfelpunkt immer klar sichtbar, wenn auch das Dazwischenliegende erst mit seiner Erfüllung klar hervortritt.

Vorboten des Gerichts. Erdbeben sollen nach Matth. 24,7 hin und wieder sein: dies sind aber mehr vereinzelte Fälle gewesen, mahnende Stimmen, daß es einen Gott gebe, der richten wird. Mit dem Herannahen des großes Tages aber werden diese Erschütterungen so an Ausdehnung, Stärke und Häufigkeit zunehmen, daß sie dadurch besondere Zeichen seiner Nähe werden. Gott wird die Verkündigung seiner treuen Wächter auf Zion, daß dieser Tag nahe bevorstehe, durch auffallende, ungewöhnliche Vorgänge in der Natur bekräftigen. Die Erde wird erzittern, wie noch nie, das Meer und die Wasserwogen werden brausen, die Sonne wird in unnatürliche Finsternis gehüllt, der Mond wird wie Blut und die Sterne scheinen haufenweise vom Himmel zu fallen. Joel 2,1.10; Luk. 21,25.26. Die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die da kommen sollen; denn alles dies ist nur das eigentliche Vorspiel für das große Drama, wenn der HErr selbst erscheint und die ganze Welt untergeht. Somit haben wir deutlich zu unterscheiden zwischen diesen Vorgängen in der Natur, wie sie hin und wieder seit der Himmelfahrt Christi stattgefunden haben, zwischen ihrem Erscheinen in verstärktem Maße als Zeichen seiner nahenden Wiederkunft und schließlich zwischen ihrem Höhepunkt, wenn der HErr selbst erscheint und sie den allgemeinen Untergang bezwecken. Aber in allen drei Fällen sind sie wirklich, wie auch Bengel bemerkt, “sie werden hier in eigentlichem Verstande genommen.” Hier haben wir es nun vor allem mit diesen Naturerscheinungen in verstärktem Maße als Zeichen des Endes zu tun und zwar in so auffallender Weise, daß, wer sie auch sah, Zeichen des Endes in ihnen erblickte.

Ein großes Erdbeben. Der erste dieser Vorboten ist ein großes Erdbeben oder dem Sinne des Wortes Seismos entsprechender, eine allgemeine Erschütterung von Land und Meer. Daß aber nun gerade nahe der Endzeit, deren Beginn durch den Ablauf der 1260 Jahrtage in 1798 bezeichnet wird, solch eine ungewöhnlich heftige und ungemein ausgebreitete Erschütterung stattgefunden hat, entnehmen wir Originalquellen.


Das Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755

Der “Hamburger Korrespondent”
vom 12., 20. und 23. Dezember 1755 berichtet:

“Am Tage Allerheiligen, des Morgens um neun Uhr, fühlte man durch ganz Portugal und hauptsächlich in der Hauptstadt Lissabon ein solches schreckliches Erdbeben, als jemals in irgend einem Weltteile gewesen ist. Diese Stadt, welche die reichste in ganz Europa war, welche alle Nationen mit Diamanten versah, wo fast nichts als Gold im Schwange war, ist gegenwärtig nichts als ein Steinhaufen, worunter mehr als hunderttausend Menschen lebendig begraben wurde.”  “Das Erdbeben erfolgte gleich nach einem Orkan, welches ein erschreckliches Seewasser (gigantische Flutwelle von bis zu 18 Meter hoch!) verursachte, das den Tajo unglaublich hoch anschwellte. Zu gleicher Zeit barsten die Haustüren und sprangen aus ihren Angeln; auch die Mauern und Erker stürzten ein. Kurz, es erschien, als ob der jüngste Tag gekommen sei und kein Stein auf dem andern bleiben sollte.” “Das Fürchterliche dieses traurigen Anblicks läßt sich nicht mit Worten beschreiben. Männer und Weiber, Vornehme und Geringe liefen halb nackend, halb bekleidet, zitternd durcheinander. Wohin man die Augen wendete, sah man Häuser einstürzen und unter derselben Ruinen eine unzählbare Menge von Menchen begraben. Ja, wenn man bei dieser Umkehrung der ganzen Natur bei vollen Sinnen und Verstand geblieben wäre, so hätte man keinen Ort der Sicherheit ausdenken können, da man den Tod von allen Seiten mit offenen Augen sah. Hier sah man Menschen durch die Erschütterung auf den Gassen niedergeworfen und dort Unglückliche, die durch den unglaublichen Staub, den das Einstürzen der Häuser verursachte, erstickt waren.”  “Diese Stadt schloß in ihrem Unkreis drei Gebirge ein, alle mit Häusern besetzt, und von diesen sind nur wenige stehen geblieben, die aber nachher auch vom Feuer verzehrt worden sind.”  “Diese schreckliche Verwüstung ist in weniger als zehn Minuten geschehen.” “Von einer königlichen Residenzstadt erblickt man nichts als Trümmer und einen betrübenden Überrest. Die erste Erschütterung nötigte schon viele zur Flucht, da die Kirchen und Häuser einstürzten ... Allein die zweite Erschütterung verwandelte sogleich alles in einen Steinhaufen und war so heftig, daß man nicht stehen konnte, sondern auf Händen und Füßen fortkriechen mußte. Gegen den Abend brach das Feuer aus, welches mit einer wütenden Flamme um sich griff, so daß die prächtigsten Häuser und Paläste, worunter achtzig Kirchen und Klöster waren, in Asche gelegt wurden.” “Anderthalb Stunden nach der zweiten Erschütterung gab die See das fürchterlichste und betrübendste Schauspiel für diejenigen, welche sich auf derselben befanden. Die Wellen türmten sich aus der See mit einem erschrecklich Anblick dar und verursachten ein Aufschwellen, das sechs Fuß höher war als die höchst Flut. Das Wasser stürzte sich mit eben dem Ungestüm zurück, als es angewachsen war und wurde drei Fuß und noch darüber niedriger als die niedrigste Ebbe. Es erfolgte sogleich die zweite Zurückkunft der Meereswellen und sie schienen noch fürchterlicher und aufgebrachter. Das Meer verschlang einen Damm, aus Marmor erbaut, auf den sich dreitausend Menschen geflüchtet hatten.”

Strafgericht über die Verfolger. Warum aber dies Erdbeben kam und wen es vor allem traf, bezeugt Redenbacher S. 703: “Es war am Allerheiligstenfest und die Bewohner Lissabons befanden sich größtenteils in den Kirchen, da hören sie unter ihren Füßen einen Donnerwagen rollen. Die Leute stürzten aus Kirchen und Häusern auf die Straßen und ins Freie; aber das Verhängnis übereilte die meisten. Das ganze Ereignis dauerte zehn Minuten. Zu gleicher Zeit wälzte sich der Tajo vom Meere in berghohen Wogen herein; ein Sturm trieb den Schutt und Staub der eingestürzten Häuserreihen in die Luft, daß schwarze Nacht wurde; plötzlich brauchen aus den Trümmern Flammen hervor, die vier Tage lang in Ruinenhaufen wüteten, so daß alle Elemente, Feuer, Wasser, Luft und Erde, beim Untergang dieser Stadt geschäftig waren. Dazu raubten und mordeten Verbrecher. Das Erdbeben wurde weithin durch Europa, Afrika und selbst Asien verspürt und ging unter dem Ozean nach Amerika hinüber. Aber seine Zerstörungswut ließ es an Lissabon aus.” Es war wohl ein Gottesgericht über diese Stadt; denn die Schätze aus den brasilianischen Gold- und Diamantengruben waren zur Eitelkeit und Fleischeslust schnöder verwendet worden. So versank der königliche Palast mit seinen überreichen Kostbarkeiten völlig in die Erde. Das erste Hauptgebäude aber, welches zusammenfiel, war das INQUISITIONSGERICHT; ihm folgte das prachtvolle JESUITENKOLLEGIUM und begrub alle seine Bewohner, als ob der Herr den bevorstehenden Untergang des gewissenlosen Ordens andeuten wollte.”

“Erschütterung, wo die Menschheit selbst erstarrt und erbebt,
Die das Tyrus unserer Zeiten, Lissabon im Schutt vergräbt.
Sünder! denke, wird sobald diese Stadt in Staub gelegt:
Was für eine Macht es sei, die das Rund der Welt bewegt.”

Ungemeine Ausdehnung des Bebens. Menzels “Naturkunde”, I, 194 bezeugt dies wie folgt: “Das Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755 war eines der größten, indem man seine Wirkungen auf einem Viertel der gesamten Erdoberfläche spürte, von den Antillen bis nach Schweden. In Teplitz in Böhmen versiegte die Quelle.” Humboldts Kosmos I, 217 bemerkt: “Man hat berechnet, daß am 1. November 1755 ein Erdraum gleichzeitig erbebte, welcher an Größe viermal die Oberfläche von Europa übertraf.” Nach Humboldts Aussage wurde dies Erdbeben “fast im selben Augenblick an der Küste von Schweden, am Ontariosee und auf Martinique verspürt.” In Schachs Lehrbuch der Geographie: “Bei dem Erdbeben von Lissabon, dessen Verbreitungsbezirk sich über mehr als 600000 Quadratmeilen erstreckte, folgten die Stöße so rasch aufeinander, daß ein großer Teil der Einwohner sich nicht zu retten vermochte; in der Zeit von sechs Minuten lag die Stadt in Trümmern; das Meer geriet in ungeheure Aufregung, man sah auf Augenblicke eine trockene Furt im Tajo, dessen Wasser rückwärts geschleudert ward. Ganz Portugal erbebte, so daß Berge auseinander barsten, mächtige Felsstücke herabfuhren, hin und wieder der Boden sich öffnete und Wasser in Massen zu Tage quoll. In der Nachbarschaft Portugals ward die Erschütterung ebenfalls verspürt, in Madrid, Gibraltar, in Marokko; an vielen Stellen des westlichen Europas hat man die Wirkungen gesehen, besonders an Quellen, die momentan aufhörten oder an Orten ausbrachen, die vorher trocken waren. In Schottland flossen Seen über; der Spiegel des Murtensees in der Schweiz senkte sich dagegen um einen Meter und verblieb seitdem so.”

Im “Hamburger Korrespondent” vom 11. Februar 1756

lesen wir: “Allein sollte man wohl glauben können, daß wir seit 1750 mehr als achtzig Erdbeben in und in der Gegend von Europa angeben können? Den 1. November hingegen ist dasselbe fast in allen vier Teilen der Welt bemerkt worden.” “Man hat nachgerechnet, daß die Erdbeben diesmal 61 Tage, nämlich vom 1. November bis 31. Dezember angehalten. Während dieser Zeit sind sie mehr oder weniger heftig von den östlichen Küsten des Ozeans bis in das Innerste von Deutschland und von Island bis zum Wendekreis des Krebses empfunden worden, welches eine Weite von ungefähr 4000 Meilen von Süden nach Norden beträgt.” Ferner vom 31. Dezember 1755: “Außer Lissabon haben die volkreichsten Städte in Portugal großen Schaden erlitten und einige davon sind in einen Schutthaufen verwandelt worden. Das Gebirge Maravano ist n die See gestürzt und das Gebirge von Estrella, Arabida und Monte Juno ist auf eine bewunderungswürdige Weise teils gesunken, teils gespalten.” “Die Briefe aus Franken, Schwaben, Schweiz und Frankreich melden von dem Erdbeben, welches den 9. Dezember in diesen Ländern verspürt worden, vom Rhein bis an die Leck und vom Norden nach Süden, von Ingolstadt, Donauwörth-Nürnberg, Kanstatt, Stuttgart bis an Luzern, Genf, Lyon, Avignon und Montpellier empfunden worden.” Unterm 13. Januar:  “Aus der Barbarei lauten die Nachrichten ebenso betrübt als aus Portugal. WAs dies Königreich den 1. November erlitten, das hat Afrika den 18. und 19. November ausstehen müssen. Die Berichte von Mequinez sind sehr fürchterlich. Sie enthalten unter anderem, daß 4000 Mohren unter den Ruinen lebendig begraben sind und 8000 Juden. Eben diese Nachrichten enthalten, daß man längs der ganzen westlichen und nördlichen Küste von Afrika beständig anhaltende Erdbeben gehabt und ein fürchterliches Getöse unter der Erde gehört habe.” “In Cadiz erhob sich das Meer zu sechzig Fuß Höhe, während in den kleinen Antillen die Flut urplötzlich tintenschwarz zwanzig Fuß hoch stieg.” “Ein englisches Schiff bekam auf dem Meere, noch 500 Seemeilen vom Ufer entfernt, einen heftigen Stoß von unten, so daß man glaubte, an eine Klippe gestoßen zu sein.” Ähnliches erlebten Schaw, Schouten und Le Gentil auf dem Meere fern vom Lande. Hoffmann, Geognosie, S. 352. Dies genügt, um darzutun, daß die Erdbeben um diese Zeit die ausgedehnteste Flächenwirkung von irgend einem zu Land und zu Wasser hatten, welches in der Geschichte verzeichnet ist.

“Der Zorn des Herrn entbrannt.”  Daß man aber in diesem gewaltigen Beben wirklich Zeichen des Endes sah, ergeht aus folgenden Beschreibungen. Eine zurzeit in Hamburg veröffentlichte Schrift bemerkt: “Was die Umstände des Erdbebens von St. Hübes betrifft, so hat dasselbe ungefähr zwei Minuten gedauert, in welcher Zeit über zwei Drittel der Stadt mit allen Kirchen und Kapellen in einen Steinhaufen verwandelt sind; und da eben das Fest der Allerheiligen war, so waren die Kirchen angefüllt, daß also viele Menschen beim Einsturz derselben darunter begraben wurden. Das Winseln und Schreien der Menschen erfüllte die Luft mit einem so jämmerlichen Getöne, daß man nicht andern meinte, als wenn das allgemeine Weltgericht gekommen sei.” Ferner aus Kingsale, Irland: “Nachmittags kurz nach der Zeit, da die Ebbe angefangen (hat), kam die Flut auf einmal mit einer so entsetzlichen Gewalt, daß es nicht genugsam zu beschreiben ist. Die Einwohner waren so erschrocken, daß sie glaubten, der Tag des Gerichts sei vorhanden. Das Wasser stieg nicht allmählich empor, sondern strömte gleich einer Sintflut mit einem hohlen und erschrecklichen Getöse heran und wuchs in einer Minute sieben Fuß. Es war so dick wie Moder, ganz schwarz und stank abscheulich.” Ebenso sagt ein englischer Schriftsteller über das Erdbeben in Lissabon: “Der Schrecken des Volkes war nicht zu beschreiben. Niemand weinte; Tränen konnten den Jammer nicht fassen. Sie liefen hin und her, wie wahnsinnig vor Schreck und Staunen, indem sie ihr Gesicht und Brust mit Fäusten schlugen und ausriefen: “Misericordia; die Welt geht unter!” Mütter vergaßen ihre Kinder und liefen mit Kruzifixen umher. Um die allgemeinen Gefühle jener Zeit zu kennzeichnen, führen wir einen Teil eines am 30. Dezember 1755 im “Hamburger Korrespondent” veröffentlichten Gedichtes an:

“Dem Blitze gleich, der einen Augenblick
Die Luft durchstreift, ein sicheres Haus entzündet,
Das Land verheert, die Völker schreckt und schwindet,
So flieht das Jahr zur Ewigkeit zurück;
Europa blickt mit zagendem Entsetzen
Hin zum Olymp und seufzt dir weinend nach,
Und kniet vor Gott, der ihm das Urteil sprach;
Es einst durch durch dich in Todesfurcht zu setzen,
Es fühlt noch jetzt des Rächers schweren Schlag;
Es tönt noch jetzt von jammervollen Klagen;
Es wird ein Jahr dem andern Jahre sagen:
Der Zorn des Herrn entbrannt auf diesen Tag!
So lang die Welt und die Geschichte dauern,
So lang ein Christ, ein wahrer Mensch noch lebt,
Wird man das Jahr, da Portugal erbebt,
Den Schlag, der ganz Europa traf, betrauern.”

 

Der finstere Tag. “Und die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack.” Vers 12 b.  Eines der Gerichte über die verstockten Ägypter war “eine dicke Finsternis drei Tage, daß niemand den andern sah”, und als der Herr am Kreuze verschied, “ward eine Finsternis über das ganze Land bis an die neunte Stunde. Und die Sonne verlor ihren Schein.” Luk. 23,44.45. So sollten auf gleiche Weise “bald nach der Trübsal”, welche die 1260jährige Verfolgung verursachte,  “Sonne und Mond den Schein verlieren”, wozu Ebrard treffend sagt:  “Kein Unbefangener wird sich versucht fühlen, die Worte Christi in Matth. 24 allegorisch zu deuten. Da nun unsere Stelle in Offb. 6,12 auf jenen Worten ruht, so darf sie ebenfalls nicht allegorisch gedeutet werden.” Die Sonne soll schwarz werden, wie ein grobes, von Haaren geflochtenes Zeug. Der Schreiber besitzt ein Muster solches schwarzen Zeugs und zwar aus Tarsus, wo es heute noch zu Decken verwandt wird. Die Sonne soll wie ein härenes Trauergewand als schwarze Scheibe am nächtlichen Himmel hange, und die Erde soll am hellen Tage in ein Mitternachtsdunkel gehüllt werden. Dies darf keine gewöhnliche Sonnenfinsternis sein, sondern ist eine außergewöhnliche Verfinsterung, welche als besonderes Zeichen des Endes auffällt. Als ersten Zeugen eines solchen Ereignisses lassen wir Seiß zu Offb. 6,12 reden: “So war z. B.  der 19. Mai 1780 im ganzen nordöstlichen Teil der Vereinigten Staaten von Nordamerika ein ganz merkwürdig dunkler Tag. Augenzeugen davon nannten es eine übernatürliche, unerklärbare Erscheinung; es konnte keine Sonnenfinsternis sein, weil dazumal der Mond beinahe voll war; auch lag die Ursache nicht an einem bewölkten Himmel, denn das Firmament war so klar, daß man die Sterne leuchten sah. Dennoch trat von neuen Uhr morgens bis zur gewöhnlichen Stunde des Sonnenuntergangs eine solche Dunkelheit ein, daß die Arbeit eingestellt und Licht in den Häusern angezündet werden mußte, und daß die Haustiere sich zur Ruhe legten, als ob es Nacht wäre; und obgleich die Sonnen während der ganzen Zeit sichtbar war, so war doch ihr Aussehen, als hätte sie alle Leuchtkraft verloren.”  “Das Abgeordnetenhaus von Connecticut vertagte wegen dieser ungewöhnlichen Verfinsterung seine Sitzung.” Daß aber diese Finsternis ein ungewöhnliche, unerklärbare war, bestätigte der berühmte Astronom Herschel: “Der finstere Tag in Nordamerika war eine jener wundervollen Naturerscheinungen, von welchen stets mit Interesse gelesen wird, die aber keine Philosophie zu erklären weiß.” Ebenso Websters vollständiges Wörterbuch der englischen Sprache: “Finsterer Tag, der 19. Mai 1780 - so genannt, weil an jenem Tage eine merkwürdige Finsternis herrschte, welche sich über ganz Neuengland ausbreitete. An einigen Orten war die Finsternis so groß, daß man während mehrerer Stunden ganz gewöhnliche Druckschrift selbst im Freien nicht lesen konnte. Die wahren Ursachen dieser merkwürdigen Naturerscheinung sind nicht bekannt.”

Ein Zeichen des nahenden Weltgerichts. Präsident Dwight bezeugt dies in den historischen Sammlungen von Connecticut vom 19. Mai 1780 wie folgt:  “In vielen Häusern zündete man Lichter an. Die Vögel wurden stille und verschwanden. Das Geflügel begab sich an seinen Ruheort. Es herrschte allgemein die Meinung, daß der Tag des Gerichtes bevorstehe.” Ein englisches Werk schreibt: “Der finstere Tag vom 19. Mai 1780 steht beinahe, wenn nicht ganz allein, als die geheimnisvollste und noch unerklärte Erscheinung ihrer Art unter den an Zahl und Verschiedenheit so reichen Naturereignissen des letzten Jahrhunderts da. Es war ein ganz unergründliche Verfinsterung des gesamten sichtbaren Himmelsgewölbes und der Luft in Neuengland, was viele Gemüter in die größte Angst und in Bangen versetzte; auch die Tierwelt erschreckte, so daß das Geflügel bestürzt seinen Ruheort aufsucht, ebenso die Vögel ihre Nester und das Vieh zu seinen Stallungen zurückkehrte. Tausende von frommen Leuten wurden tatsächlich zu jener Zeit völlig überzeugt, daß das Ende aller irdischen Dinge herbeigekommen sei; viele verliehen ihre irdischen Berufszweige und zogen sich zur Andacht zurück.” “Our first century”, p. 89. Traktak Nr. 379 der “Amerikanischen Traktatgesellschaft”, welche das Leben von Eudard Lee schildert, bemerkt: “Im Maimonat 1780 war ein schrecklich finsterer Tag in Neuengland, da “aller Angesichter bleich sah” und das Volk mit Furcht erfüllte. In dem Dorfe, wo Eduard Lee wohnte, herrschte großer Schrecken, die “Menschen verschmachteten vor Furcht”, daß der Gerichtstag bevorstehe; und die Nachbarn sammelten sich um den heiligen Mann, welcher die düsteren Stunden im ernsten Gebet für die erschreckte Menge zubrachte.” Zum Schluß führen wir noch einen Auszug eines Gedichtes von dem berühmten amerikanischen Dichter Whittier an:

“Es war an einem Maientag des Jahres siebzehnhundertachtzig;
Der Frühlingsodem weckt im Wald, auf Feld und Flur das junge Leben,
Und jungfräulich mit weichem Grün die Erde lieblich hold sich schmückte.
Da plötzlich sank vom jüngst noch klaren Himmel dichtes Dunkel nieder,
Den Tag mit seinem frohen Licht verwandelnd schnell in Nacht und Schrecken.
Der Vögel Sang verstummt, und auch des Hofes fröhliches Geflügel
Fliegt scheu und Unglück ahnend still auf seine sichren Ruheplätze;
Der Rinder glatte Scharen suchen brüllend die gewohnten Ställe.
Die nachtliebenden Fledermäuse huschen schüchtern durch die Straßen,
Und jeder Laut des Frohsinns kehrte sich in stillen Schreck und Grausen.
Die Männer beteten zu Gott; die Weiber flehten und weinten;
Es lauschte jedes Ohr, den Schall von der Posaune zu vernehmen,
Und jedes Auge wacht auf Christus, der mit Wolken wiederkehrend,
Nicht mehr als Mittler nun - als strenger Weltenrichter soll erscheinen,
Aus dem Gesetzbuch gerecht zu richten jedes menschliche Wesen.”

Finsternis in anderen Weltteilen. In Menzels Naturkunde I, 279 lesen wir hierüber: “Die zufällige Luftverfinsterung dehnte sich 1783 über eine so ungeheure Fläche von Lappland bis nach Afrika aus, daß man sie sogar der Materie eines Kometenschweifes zuschrieb, der in unsere Atmosphäre hineingeraten sei.” Folgenden Einzelheiten entstammen einem Werke über den Höhenrauch von B. Ellner: “In ganz Europa ward vom 24. Mai ansagend zuerst in Kopenhagen, in Rochelle am 6. und 7. Juni, zwischen dem 16. und 18. Juni in Deutschland, Frankreich und Italien, am 19. Juni in den Niederlanden, am 22. in Spydberga, am 23. auf dem St. Gotthardt und in Ofen, am 24. in Stockholm, am 25. in Moskau, gegen Ende Juni in Syrien dieser trockene Nebel in einem sehr heißen Sommer beobachtet. Einen Teil des Adriatischen Meeres und Atlantischen Ozeans bedeckte er. In England, auf den Alpen und in Rom zeigte er sich fast so dicht als in Deutschland. Weder Stürme noch Regen vertrieben ihn.” Einem anderen Werke entnehmen wir: “Drei Jahre später, und Europa mit seinem wimmelnden Millionen befand sich unter einer ebenso geheimnisvollen Wolke, die, wiewohl nicht ganz so dicht, dennoch länger anhielt und weit und breit Furcht und Erstaunen erweckte. Ein Dunst, der zurzeit keiner bekannten Ursache zuzuschreiben war, erfüllte die ganze Luftschicht über das gesamte Festland hin, bis weit nach Asien hinein ... Am Schlusse Junis hatte er ganz Syrien wie mit einem Leichentuch bedeckt, und war ma 18. Juli in das Innerste Asiens bis an das Altaigebirge vor vorgedrungen. Die Verfinsterung herrschte den größeren Teil des Sommers vor und verlieh der Sonne eine unnatürliche, matte, rosigrote Färbung und gab auch dem Tage wie der Nacht ein überirdisches, düsteres Aussehen. Die Luft war im höchsten Grade elektrisch und die ganze Natur außerordentlich erschüttert.” Auf verschiedene Weise suchte man diese über drei Weltteile sich erstreckende Verfinsterung zu erklären: Höhenrauch, vulkanischer Staub oder gar die Materie eines verirrten Kometenschweifs! Folgendes aber aus Humboldts Kosmos ist bezeichnend: “Ein Phänomen, für das man wohl einen Namen (Höhenrauch), aber in vielen Fällen keine befriedigende Erklärung hat.” “Denn daß die denkwürdige Verfinsterung (der sogenannte Höhenrauch), welche viele Monate vom Mai bis August 1783 einen bedeutenden Teil von Europa und Asien, wie Nordafrika in Erstaunen setzte (wogegen auf hoher Schweizer Gebirgen der Himmel rein und ungetrübt gesehen wurde), von großer Tätigkeit des isländischen Vulkanismus und des Erdbebens von Kalabrien verursacht worden sein, ist wegen der Größe der Erscheinung sehr unwahrscheinlich.” Kosmos III, 414, IV, 445.

“Eine laute Predigt.” Diese “denkwürdige Verfinsterung”, welche sich 1783 über drei Erdteile ausdehnte, war von “entsetzlichen Gewittern” begleitet, aber “ohne Gewitterwolken”. Menschen wurden mit Augenkrankheiten behaftet und die Blätter fielen im Juni welk von den Bäumen, wie sonst im Herbst. Im Februar desselben Jahres begann ein entsetzliches Erdbeben in Kalabrien, welches fast vier Jahre lang bis Ende des Jahres 1786 dauerte. Menzels Naturkunde I, 194 bemerkt hierzu, das Hügelland und die Ebenen seien so stark geschüttelt worden, “daß das Land sich wie die Oberfläche des Meeres in Wellen bewegt habe.” “Hügel fielen zusammen, andere wurden aufgeworfen, Flüsse versiegten, andere taten sich auf oder wechselten die Stelle, Städte und Dörfer zerbröckelten, viele tausend Menschen kamen um.” Die “Hamburger Neue Zeitung” schildert am 18. Juli 1783 das Aussehen der Sonne: “Die Strahlen und Glanz verschwinden und sie sieht aus, als wenn man sie durch ein mit Ruß angelaufenes oder auch durch rotgefärbtes Glas betrachtet.” Am 22. August enthält sie einen Brief aus Pera, am 23. Juli geschrieben, in dem ein Kaufmann die Finsternis in der Türkei schildert; er sagt über den dadurch hervorgerufenen Eindruck: “Die Türken ziehen aus dieser ihnen ungewöhnlichen Witterung und den Zurüstungen ihrer Nachbarn die Vermutung, daß der Untergang ihres Reiches nahe sei.”
Noah Webster bezeugt die allgemein herrschende Furcht in History of Pestilences II, 274. Wie es in Amerika am “finstern Tage” war, so waren auch die Kirchen Europas gedrängt voll von erschreckten Menschen, welche die Barmherzigkeit des Himmels anflehten. Prof. Lalande, ein französischer Astronom, versuchte die Furcht des Volkes zu beschwichtigen, indem er die Verfinsterung des Himmels den aus der Erde aufsteigenden Ausdünstungen zuschrieb, dasselbe geschah auch in Deutschland. England teilte dieselben Befürchtungen, so daß einer seiner Dichter, Cowper, sang, daß alle Elemente “predigen aller Schicksal laut.” Und in seinem Lehrgedicht, betitelt “Die Arbeit”, weist er in folgenden Worten auf diese unerklärliche Verfinsterung hin:

“Mit kranken, schwachen Augen harrte
Die Natur dem Ende aller.”

 

Der Mond verliert den Schein. “Und der Mond wurde ganz wie Blut.” Vers 12 c.  Kliefoth erklärt den scheinbaren Unterschied zwischen diesen beiden Aussagen: “Die Worte sind geradezu aus Joel 3,4 genommen, und finden ihre Erklärung, daß sie Verfinsterung des Mondes meinen, in Jes. 13,10. Schon Curt IV, 10  erinnert, daß, wenn die Mondfinsternis abzieht, die Mondscheibe sich blutigrot färbe.” Obwohl nun am 19. Mai 1780 der Mond beinahe voll war, haben wir doch von einem Augenzeugen folgende Bestätigung der Weissagung:  “Die Finsternis des darauf folgenden Abends war wohl so stockdicht, als noch je wahrgenommen wurde, seitdem der Allmächtige das Licht geschaffen hat. Ich konnte mich zurzeit des Eindrucks nicht erwehren, daß, wenn alle leuchtenden Körper des Himmels in undurchdringliche Finsternis gehüllt oder ganz aus dem Dasein vertilgt worden wären, so hätte die Finsternis nicht vollständiger sein können. Ein Blatt weißes Papier, nur kurze Entfernung vom Auge entfernt gehalten, war ebenso unsichtbar, wie der schwärzeste Sammet.” Ferner Stones History of Beverly:  “Die Nacht, welche auf diesen Tag folgte, war so pechschwarz, daß man selbst in einigen Fällen Pferde, deren Dienste man bedurfte, nicht bewegen konnte, ihre Ställe zu verlassen.” Auf dies hin hielt Elam Potter am 28. Mai 1780 eine Predigt über Matth. 24,29: “Doch erwähne ich besonders jener wunderbaren Finsternis am 19. Mai des laufendes Jahres. Du wurde, wie unser Text sagt, die Sonne verfinstert; und zwar war es eine solche Finsternis, wie sie wohl seit der Kreuzigung unseres HErrn nie erlebt wurde. Die Leute ließen im Hause, wie auch auf dem Felde, ihre Arbeit im Stich. Reisende machten Halt; Schulen wurden um elf geschlossen; man zündete am Mittag Kerzen an und das Feuer schimmerte wie des Nachts. Manche waren, wie mir gesagt wurde, voller Schrecken und dachten, daß das jüngste Gericht am Hereinbrechen sein müsse. Ein großer Teil der darauffolgenden Nacht war ebenfalls eigentümlich finster. Der MOND, obgleich voll, GAB KEIN LICHT, wie unser Text sagt.” Der “Neuen Hamburger Zeitung” vom 18. Juli 1783 entnehmen wir folgendes: “Hildsburghausen, den 6. Juli. “Die Wälder in dieser ganzen Gegend sind alle weiß statt grün; der Himmel wie aufgeflogener oder sublimierter Kalk; Sonne und Mond gehen immer BLUTROT auf und unter.”  “Seit ungefähr drei Wochen tat es in dem Gleichberge so entsetzlich fürchterliche Schläge, als würden Kanonen gelöst. In allen Kirchen werden Betstunden gehalten.” Aus allem diesem ersieht jede aufrichtige Seele, wie allgemein diese Zeichen waren und wie man allenthalben auch gerade in ihnen Zeichen des nahenden Endes sah.

Der Sternenfall. “Und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, gleichwie ein Feigenbaum seine unreifen Feigen abwirft, wenn er von einem gewaltigen Winde geschüttelt wird.” Vers 13. Soweit sind die geweissagten Naturvorgänge nicht nur eingetroffen, sondern dies geschah in so auffallender Weise, daß man sie allgemein als Zeichen des Endes betrachtete. Dieser 13. Vers hat sich aber gerade so wunderbar erfüllt, wie aus folgenden Autoritäten hervorgeht. Poggendorffs “Annalen der Physik”, R. 29, S. 447 gezeugen: “Bekanntlich ist die Nacht vom 12. - 13. November 1832 durch eine sehr ungewöhnliche meteorische Erscheinung ausgezeichnet gewesen. Den zahlreichen Berichten zufolge zeigten sich nämlich während dieser ganzen Nacht an den südlichen Orten von neun Uhr abends bis zum Anbruch des Tages hunderte von Sternschnuppen, untermischt mit vielen kleineren und größeren Feuerkugeln, welche sich in all Richtungen bewegten, oft auch auf- und niederwärts, bogenförmig oder gegeneinander flogen, lange feurige Schweife nach sich zogen, aus denen zuweilen Funken und Lichtbüschel seitwärts hervorschossen, dabei außerordentlich stark, oft mehrere Minuten lang und unter Veränderung ihrer Gestalt, merklich mit Farbe leuchteten. Der Schauplatz dieses Phänomens ist sehr groß gewesen. Man hat es beobachtet in England, Frankreich, in der Schweiz, in Süddeutschland, Belgien, in den Rheingegenden, ferner in Berlin, Warschau, Riga, Petersburg, Odessa, zu Suczewa in der Bukowina, wo nach Dr. Rohrers Beobachtung die Sternschnuppen mitunter so zahlreich fielen, daß es mit einem FÖRMLICHEN FEUERREGEN zu vergleichen war.” Ebenso der Direktor der Wiener Sternwarte, Littrow, in “Wunder des Himmels”, S. 558: “Die Menge der Sternschnuppen soll wahrhaft ZAHLLOS gewesen sein und an mehreren Orten einem Feuerregen geglichen haben.”

“Das große himmlische Feuerwerk.” Aber auch das Fallen der Sterne sah man nicht nur in ganz Europa, bis nach Asien, ja selbst in der südlichen Hemispähre, sondern 1833 in noch viel größerem Maßstabe auf der westlichen Halbkugel. Humboldts Kosmos I, 399, erwähnt desselben: “In der Nacht vom 12. bis 13 November 1833 das DENKWÜRDIGE von Denisom Olmstead in Nordamerika so trefflich geschriebene Phänomen.” Auf S. 129 nennt Humboldt es den ungeheuren Sternschnuppenschwarm, “in dem an einem Orte, wie Schneeflocken zusammengedrängt, während 9 Stunden wenigstens 240.000 fielen.” Folgendes entstammt der Beschreibung des Astronomen Olmstead: “Diejenigen, welche so begünstigt waren, Augenzeugen des Schauspieles der am Morgen des 13. November 1833 fallenden Sterne zu sein, sahen wahrscheinlich die GRÖSSTE ENTFALTUNG HIMMLISCHEN FEUERWERKS, das noch je, seit Erschaffung der Welt oder doch wenigstens im Bereich der Annalen der Geschichte, stattgefunden hat.”  “Die Ausdehnung des Sternenregens erstreckte sich über einen bedeutenden Teil der Erdoberfläche. Es war sichtbar von der Mitte des Atlantischen Ozeans im Osten, bis zum stillen Ozean im fernen Westen, und von der Nordküste Südamerikas bis an die unwirtbaren Gegenden der britischen Besitzungen im Norden; und allenthalben bot er beinahe dasselbe Schauspiel dar.” Schiaparelli, Direktor der Mailänder Sternwarte, bezeichnete es als “die große Sternschnuppenflut der Leoniden von 1833.”

Wie ein Feigenbaum vom gewaltigen Winde geschüttelt. Die buchstäbliche Erfüllung auch dieses Teils wurde durch einen Augenzeugen, namens Dana Ward, aus New York, im “Journal of Commerce” vom 14. November 1833 bestätigt: “Auf den Ruf hin: “Schau aus dem Fenster!” erhob ich mich rasch aus tiefem Schlafe und sah mit Verwunderung, wie der Osten von der Röte und von Meteoren erleuchtet war ... Ich weckte meine Gattin, um es auch zu sehen, und während sie sich ankleidete, rief sie aus: “Sieh, wie die Sterne fallen!” Das ist ein Wunder, erwiderte ich, und wir fühlten in unsern Herzen, daß es ein Zeichen der letzten Zeit war. Denn die Sterne des Himmels fielen wirklich auf die Erde, “so wie ein Feigenbaum seine unreifen Feigen abwirft, wenn er von einem gewaltigen Winde geschüttelt wird.” Offb. 6,13. Diese Sprache des Propheten hat man immer als eine bildliche betrachtet. Gestern wurde sie buchstäblich erfüllt.”  “Wenn ich die Natur nach etwas Ähnlichem durchforschen sollte, könnte ich nichts finden, was so passend wäre, um das Aussehen des Himmels zu veranschaulichen, wie dasjenige, welches Johannes in der oben angeführten Weissagung gebraucht: Die Sterne des Himmels fielen auf die Erde.”  Es waren keine Feuermassen oder Flocke oder Tropfen von Feuer, sondern was die Welt unter fallenden Sternen versteht, und inmitten des Schauspiels sagte wohl mancher zum andern:  “Sieh, wie die Sterne fallen!” Und der, welcher es hörte, hielt sich gerade so wenig auf, die Astronomie des Sprechenden zu verbessern, als wenn derselbe gesagt hätte,  “die Sonne geht auf.” Er hätte nicht eingewandt, “die Sonne bewegt sich nicht.” Die Sterne fielen,  “wie ein Feigenbaum seine unreifen Feigen abwirft, wenn er von einem gewaltigen Winde geschüttelt wird.”  Hier ist die Genauigkeit des Propheten. Die fallenden Sterne kamen nicht, als ob sie von mehreren Bäumen geschüttelt würden, sondern nur von einem. Welche im Ostern sich zeigten, fielen gegen den Osten, und welche im Norden, gegen den Norden, und welche im Westen, gegen den Westen, und welche im Süden, gegen den Süden, was ich deutlich sehen konnte, da ich aus meiner Wohnung in den Park gegangen war. Auch fielen sie nicht, wie reifes Obst fällt; weit entfernt davon, sonder sie flogen, sie werden abgeworfen; wie das unreife, welches zuerst dem Wind widersteht. Wenn es aber unter heftigem Drucke von seinem Halt losbricht, fliegt es im Fallen schnell, in gerader Richtung. Fällt vieles, so kreuzen sich wohl seine Bahnen, indem es mit mehr oder Kraft abgeworfen wird, aber es fällt jedes auf seine Seite des Baumes.” So bemerkt auch Olmstead: “Die Meteore flogen keineswegs willkürlich über alle Teile des Himmels, sondern sie schienen aus einem Punkt in dem Gestirn Leo hervorzugehen, und zwar nahe dem Stern Gamma Leonis, in der Krümmung der Sichel.”

“Fielen die Sterne des Himmels?” Sind Sternschnuppen himmlische Körper, und kann man sie als Sterne betrachten? Ganz abgesehen davon, daß man die Sternschnuppen im Volksmund als fallende Sterne bezeichnet, finden wir die Bezeichnung wissenschaftlich begründet. Menzels Naturkunde I, 58  bemerkt über Sternschnuppen: “Die Höhe und Entfernung, aus der sie kommen, lassen sie als kosmische, nicht als terrestrische Körper erscheinen.” Schon Plutarch bezeugt:  “Sternschnuppen sind vielmehr ein Teil himmlischer Körper.” Nach der Ansicht von Diogenes von Appolonia “bewegten sich zusammen mit den sichtbaren UNSICHTBARE STERNE, die eben deshalb keinen Namen haben. Diese fallen oft auf die Erde herab und erlöschen.” Kosmos I, 138. Littrow, der Driektor der Wiener Sternwarte, nennt sie “kleine Planeten”. “Wunder des Himmels”, S. 559. Einen direkten Beweis jedoch, daß sie himmlische Körper sind, die auf den Erde fallen, lieferte gerade jenes wunderbare Ereignis im November 1833.
In Kosmos I, 125.126 bemerkt Humboldt: “Eine glänzende Bestätigung des kosmischen Ursprungs solcher Erscheinungen hat Denison Olstead zu Newhaven, Mass. dadurch geliefert, daß er erwiesen (hat), wie bei dem so berühmt gewordenen Sternschnuppenschwarm in der Nacht vom 12. bis 13. November 1833, nach dem Zeugnis aller Beobachter, die Feuerkugeln und Sternschnuppen insgesamt von einer und derselben Stelle am Himmelsgewölbe, nahe bei Gamma Leonis, ausgingen und von diesem Ausgangspunkte nicht abwichen, obgleich der Stern während der langen Dauer der Beobachtung seine scheinbare Höhe und seinen Azimut veränderte. Eine solche Unabhängigkeit von der Umdrehung der Erde bewies, daß die leuchtenden Körper VON AUSSEN, aus dem Weltraume, in unsere Atmosphäre gelangten.”  Ferner Prof. Olmstead:  “Dies kann nicht länger als eine irdische Erscheinung betrachtet werden, sondern als eine himmlische; und Sternschnuppen sind nicht mehr als zufällige Erzeugnisse der oberen Regionen der Atmosphäre zu betrachten, sondern als BESUCHER AUS FERNEN WELTEN oder aus den planetischen Leeren.” Somit fielen 1832 und 1833 wirklich die Sterne des Himmels auf die Erde und zwar so zahllos (zahlreich) und auf ähnliche Weise, wie unreife Feigen von einem vom Sturme geschüttelten Feigenbaum. Tatsächlich sind diese Sternenregen erst in den letzten hundert Jahren seit dem Anbruch der Endzeit aufgefallen; warum nicht früher? Darüber schweigt die Wissenschaft, Gottes Wort aber biete die einfache Lösung: Sie sollen eben Zeichen des Endes sein.

Der Gerichtstag nahe! Daß dieser wunderbare Sternenregen allgemein als eine Erfüllung von Offb. 6,13 und als Zeichen des kommenden Gerichtstages angesehen wurde, bezeugt Seiß zu Offb. 6,13: “Während seiner dreistündigen Dauer gerieten Hunderte und Tausende aller Volksschichten in die größte Bestürzung, weil sie annahmen, dies Ereignis sei die Erfüllung des in unserem Text erwähnten Vorgangs. Feuerkugeln, leuchtend und zahlreich wie die Sterne, schossen hintereinander am Himmel auf wie Raketen, indem sie glänzende Lichtstreifen am Firmament zurückließen. Sie waren von verschiedener Größe und von bald stärkerem, bald geringerem Glanz, und im Fallen so blitzend, daß sie durch ihr Licht sogar Schlafende erweckten. Es schien, als wichen plötzlich alle Sterne des Himmels aus ihren Bahnen und als fielen sie auf die Erde. Wer es sah, stimmte damit überein, daß dies Schauspiel SCHRECKLICH ERHABEN anzuschauen war.” Ebenso eine Geschichte der Ver. Staaten: “Das ganze Firmament über alle Vereinigten Staaten schien damals stundenlang in feuriger Bewegung. In diesem Lande hat sich seit seiner ersten Ansiedlung keine himmlische Erscheinung je zugetragen, welche mit solchem großen Staunen von einem Teil der Bevölkerung betrachtet wurde und mit solchen Schrecken und solcher Angst von dem andern ... Während der dreistündigen Dauer glaubten viele, der Tag des Gerichts warte nur noch auf den Sonenaufgang.” “Our First Century”, p. 329.

“Finsternis längst hat die Sonne verhüllt,
Auch ist das Zeichen am Mond schon erfüllt.
Und zu verkünden das Ende der Welt
Fielen die Sterne vom Himmelsgezelt.
Wütende Stürme zieh’n oft hin und her;
Berghohe Wogen, die toben im Meer;
Himmel und Erde dräun laut im Verein:
Schickt euch, der Tag des Gerichts bricht herein!”


“Der Seher von Patmos” von Conradi, Hamburg 1916, S. 5-8. 135-154

 

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