Die römische Kirche


- Der große Kampf -

Pacific Press Oakland, Review and Herald, Battle Creek, Mich. 1884

Kapitel III

Die römische Kirche

In seinem zweiten Brief an die Thessalonicher prophezeite Apostel Paulus den Abfall vom Glauben, welcher zum Zustandekommen der päpstlichen Macht resultieren sollte. Er erklärte, dass der Tag des Herrn nicht kommen würde, "es sei denn, dass zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, der da ist der Widersacher und sich überhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, so dass er sich setzt in den Tempel Gottes und vorgibt, er sei Gott.“ Und noch mehr warnte er seine Brüder: „Denn es regt sich bereits das Geheimnis des Frevels.“ 2. Thessalonicher 2:3.4.7. Sogar in diesen frühen Tagen sah er die Irrtümer, welche sich in die Kirche einschleichen würden, die den Weg für das Zustandekommen der Päpstlichkeit vorbereiten würde.

Das Geheimnis des Frevels, welche sich immer mehr und mehr entwickelte, zuerst im Verborgenen und in aller Stille, und dann, als es an Macht über den menschlichen Geist gewann, sein verführerisches und gotteslästerliches Werk in aller Öffentlichkeit zeigend. Beinahe unbemerkt fanden die heidnischen Bräuche ihren Weg in die christliche Kirche. Die heftigen Verfolgungen, welche die Kirche durch die Heiden ertragen musste, hielten für einige Zeit den Geist des Kompromisses und der Anpassung, zurück. Aber als die Verfolgungen aufhörten, und das Christentum Eintritt zu den Höfen (51) und Palästen der Könige erlangte, legte sie die demütige Schlichtheit Christi und seiner Apostel für den Pomp und den Stolz der heidnischen Priester und Herrscher ab; anstelle der Anforderungen Gottes ersetzten sie diese durch menschliche Theorien und Traditionen. Die angebliche Bekehrung des Konstantin im frühen vierten Jahrhundert, brachte große Freude; und die Welt trat in die Kirche ein, verkleidet mit der Robe der Gerechtigkeit. Nun schritt das Werk der Korruption schnell voran, das Heidentum, augenscheinlich besiegt, wurde zum Eroberer. Der Geist des Heidentums beherrschte die Kirche und deren Lehren, Zeremonien und Aberglaube wurden in den Glauben und der Anbetung der angeblichen Nachfolger Christi eingegliedert.

Der Kompromiss zwischen dem Heidentum und dem Christentum ergab das Entstehen des Menschen der Sünde, welcher in der Prophezeiung voraus gesagt wurde als der Widersacher und jener, welcher sich über Gott erhebt. Das gigantische System der falschen Religion ist ein Meisterstück der Macht Satans, - ein Monument des Bestrebens Satans, sich auf den Thron zu setzen und die Erde nach seinem Willen zu beherrschen.

Satan bemühte sich einst nach Kräften, eine Übereinkunft mit Christus zu schließen. Er kam zum Sohn Gottes in der Wildnis der Versuchung, und, ihm die Königreiche der Welt und deren Herrlichkeit zeigend, bot ihm an, dies alles in seine Hände zu legen wenn er die absolute Macht des Fürsten der Finsternis anerkennen würde. Christus rügte den anmaßenden Versucher und zwang ihn zum Rückzug. Aber Satan hatte größeren Erfolg bei den Menschen, indem er ihnen dieselbe Versuchung darlegte. Um sich der weltlichen Reichtümer und Ehren zu sichern, suchte die Kirche die Gunst und Unterstützung der Mächtigen dieser Welt, und so Christus ablehnend, (52) war sie veranlasst, sich dem Vertreter Satans zu unterwerfen, - dem Bischof von Rom.

Es ist eines der Hauptlehren des Romanismus, dass der Papst das sichtbare Haupt der allgemeinen Kirche Christi sei, ausgestattet mit der absoluten Macht über Bischöfe und Priester in allen Teilen der Erde. Mehr als das, er verlieh sich selbst den Titel der Gottheit. Er nennt sich selbst „Herr Gott der Papst“ maßt sich an, unfehlbar zu sein, und beansprucht die Verehrung der gesamten Menschheit. Derselbe Anspruch, den Satan in der Wildnis der Versuchung hervorbrachte, bringt er immer noch hervor durch die römische Kirche, und eine große Anzahl der Menschheit ist bereit sich auszuliefern und ihm Ehrerbietung darzubringen.

Aber jene welche Gott fürchten und verehren, werden diesem anmaßenden Vorschlag genauso begegnen, wie einst Christus den Versuchungen des gerissenen Feind entgegentrat: „Du sollst Gott, deinen Herrn, anbeten und ihm alleine dienen.“ Lukas 4: 8. Gott erwähnte niemals in seinen Worten, dass er irgendeinen Menschen zum Haupt der Kirche erheben würde. Die Lehre der päpstlichen absoluten Macht steht im Gegensatz zu den Lehren der Heiligen Schrift. Der Papst kann niemals Macht über die Kirche Christi haben, außer er reißt sie gesetzeswidrig an sich.

Die Anhänger von Rom beschuldigten hartnäckig die Protestanten der Ketzerei und der willfährigen Trennung von der wahren Kirche. Aber diese Anschuldigungen treffen viel mehr auf sie selbst zu. Sie sind diejenigen, welche das Banner Christi abgelegt hatten und sie trennten sich von dem Glauben, welcher einst den Heiligen gegeben worden war.

Satan wusste sehr wohl dass die Heilige Schrift den Menschen es ermöglichen würde seine Täuschungen zu erkennen und seiner Macht zu widerstehen.
Sogar der Erlöser widerstand seinen Angriffen durch das Wort. (53)

Auf jeden Angriff stellte sich Christus mit dem Schild der ewigen Wahrheit entgegen und sprach: „Es steht geschrieben.“ Zu jeder Beeinflussung durch seinen Feind, trat er mit den Worten der Weisheit und Macht entgegen. Um Satans Einfluss über die Menschheit zu erhalten, und die Autorität des Thronräubers zu gründen, musste er sie in Unkenntnis der Heiligen Schrift halten. Die Bibel erhöht Gott und verweist den Menschen an seinen wahren Platz; deshalb musste die heilige Wahrheit verborgen und unterdrückt werden. Diese Logik wurde von der römischen Kirche übernommen. Für Hunderte von Jahren war die Verbreitung der Bibel verboten. Dem Volk wurde verboten sie zu lesen oder in ihren Häusern zu haben, und unverantwortliche Priester und Prälaten interpretierten die Lehren so, um ihre Anmaßungen zu unterstützen. So kam es dann soweit, dass der Papst fast überall als Stellvertreter Gottes auf Erden anerkannt wurde, ausgestattet mit absoluter Macht über Kirche und Staat.

Nachdem das Buch als Detektor der Irrtümer entfernt worden war, konnte Satan ganz nach seinem Willen wirken. Die Prophezeiung verkündete, dass die Päpstlichkeit sich unterstehen wird, Festzeiten und Gesetze zu ändern.“ Daniel 7: 25. Sie zögerten nicht, dieses Werk zu vollbringen. Um den Bekehrten des Heidentums einen Ersatz für die Verehrung ihrer Götzen zu geben, und so die scheinbare Akzeptanz des Christentums zu fördern, wurde die Anbetung von Bildnissen und Reliquien nach und nach eingeführt. Der Erlass des Generalkonzils gründete letztendlich das System des päpstlichen Götzendienstes. Um das gotteslästerliche Werk zu vollenden, wagte es Rom das zweite Gebot der Gesetze Gottes, welche die Anbetung von Bildnissen verbot, zu löschen. Um jedoch die Zahl zu erhalten, wurde das zehnte Gebot geteilt. (54)

Der Geist des Zugeständnisses zum Heidentum gestattete die weitere Verachtung der himmlischen Autorität. Satan machte sich auch am vierten Gebot zu schaffen, und versuchte den ursprünglichen Sabbat abzulegen, den Tag, welchen Gott einst segnete und heiligte und anstatt diesen, das Fest, welches die Heiden als den „heiligen Tag der Sonne“ achteten, zu erheben. Diese Änderung wurde nicht öffentlich vollzogen. In den ersten Jahrhunderten wurde der wahre Sabbat von allen Christen eingehalten. Sie eiferten um die Ehre Gottes und daran glaubend, dass sein Gesetz unveränderlich sei, wachten sie eifrig über die heiligen Vorschriften. Mit großer Raffinesse wirkte Satan durch seine Untergebenen auf sein Ziel hin. Damit die Aufmerksamkeit des Volkes auf den Sonntag gerichtet werde, wurde dieser zunächst als Fest zu Ehren der Auferstehung Christi erklärt. Religiöse Gottesdienste wurden an diesem Tag abgehalten, aber dieser wurde doch als ein Tag der Freizeit eingehalten, während der Sabbat immer noch als heilig gehalten wurde.

Konstantin, immer noch ein Heide, erließ einen Befehl, welcher den Sonntag zum allgemeinen Feiertag im gesamten römischen Reich machte. Nach seiner Bekehrung verblieb er ein unbeirrbarer Befürworter des Sonntags und sein heidnischer Erlass wurde im Interesse seines neuen Glaubens durchgesetzt. Die Ehrerbietung diesem Tag entgegengebracht, war noch nicht ausreichend genug, um wahre Christen davon abzuhalten, den wahren Sabbat als den heiligen Tag des Herrn einzuhalten. Es musste noch ein Schritt unternommen werden; der falsche Sabbat musste dem wahren gleichgestellt werden. Wenige Jahre nach dem Erlass des Dekretes von Konstantin verlieh der Bischof von Rom dem Sonntag den Titel als den Tag des Herrn. So wurde das Volk nach und nach verleitet, es zu verehren, als ob es den Grad der Heiligkeit besäße. Noch immer wurde der ursprüngliche Sabbat eingehalten. (55)

Der Erzbetrüger hatte sein Werk noch nicht vollbracht. Er war entschlossen, das Christentum unter seinem Banner zu versammeln und seine Macht durch seinen Stellvertreter, den stolzen Pontifex auszuüben, welcher von sich behauptete, der Vertreter Christi zu sein. Durch halbbekehrte Heiden, ehrgeizige Prälaten und Weltliebende Kirchenmänner führte er seine Absicht aus. Von Zeit zu Zeit wurden große Konzilien abgehalten, zu welchen die kirchlichen Würdenträger der ganzen Welt zusammenkamen. In beinahe jedem Konzil wurde der Sabbat, den Gott eingesetzt hatte, herabgesetzt und der Sonntag entsprechend erhöht. Letztendlich wurde der heidnische Feiertag als göttliche Institution verehrt und der biblische Sabbat als ein Relikt des Judentums verkündet, und die Sabbathalter verflucht erklärt.

Der große Abtrünnige hatte sich erfolgreich „erhoben über alles, was Gott oder Gottesdienst hei 3t.“ 2. Thessalonicher 2: 4. Er hatte es gewagt, die einzige Regel des göttlichen Gesetzes, welche unmissverständlich alle Menschen auf den wahren und lebendigen Gott hinweist, zu verändern. Im vierten Gebot offenbart sich Gott als der Schöpfer des Himmels und der Erde und unterscheidet sich dadurch von allen falschen Göttern. Als Denkmal der Schöpfung wurde der siebente Tag als ein Tag der Ruhe für die Menschheit geheiligt. Er wurde geschaffen, um den lebendigen Gott für immer im Gedächtnis der Menschheit zu erhalten, als den Ursprung des Seins und Gegenstand der Anbetung und Verehrung. Satan ist bestrebt, die Ergebenheit der Menschen von Gott und deren erwiesenem Gehorsam seinem Gesetz gegenüber abzulenken. Deswegen richten sich seine Bemühungen besonders gegen das vierte Gebot, welches auf Gott als den Schöpfer hinweist. (56)

Die Protestanten drängen darauf, dass die Auferstehung Christi am Sonntag es zum christlichen Sabbat macht. Doch es mangelt an Beweisen aus der Schrift. Weder von Christus noch von seinen Aposteln wurde diesem Tag die Ehre zuteil. Die Anbetung des Sonntag als eine christliche Institution hat ihren Ursprung “im Geheimnis des Frevels“, welches schon zu Paulus Tagen begann. Wo und wann adoptierte der Herr dieses Kind des Papsttums? Welchen triftigen Grund kann es geben, Veränderungen zu machen, über welche die Schrift keinerlei Erwähnung macht?

Die Päpstlichkeit hatte sich im sechsten Jahrhundert standfest etabliert. Die kaiserliche Stadt wurde der Sitz der Macht und der Bischof von Rom wurde zum Haupt der gesamten Kirche erklärt. Das Heidentum übergab seinen Platz der Päpstlichkeit. Der Drache gab dem Tier „seine Kraft und seinen Thron und große Macht.“ Offenbarung 13 :2. Und nun begannen die 1260 Jahre der päpstlichen Unterdrückung, welche in der Prophezeiung von Daniel und Johannes vorausgesagt worden waren. Daniel 7: 25, Offenbarung 13: 5.7. Die Christen wurden gezwungen zu wählen, entweder ihre Integrität abzuwerfen und die Päpstlichen Zeremonien und Verehrungen zu akzeptieren, oder ihr Leben lang in den Kerkern dahin zu siechen, den Tod auf der Folterbank, dem Scheiterhaufen oder durch des Henkers Axt zu erleiden. Nun erfüllten sich die Worte von Jesus, ‘‚Und ihr werdet überantwortet werden von den Eltern, Briidern, Verwandten und Freunden; und sie werden euer etliche töten. Und ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen.“ Lukas 21: 16. 17. Es begann eine furchtbarere Verfolgung der Gläubigen als je zuvor und die Welt wurde zu einem gewaltigen Schlachtfeld. Für hunderte von Jahren fand die Kirche Christi Schutz in abgelegen und dunklen Plätzen. Dies spricht der Prophet, (57) „Und das Weib entfloh in die Wüste, wo sie einen Ort hat, bereitet von Gott, dass sie daselbst ernährt würde zwölfhundertundsechzig Tage.“ Offenbarung 12 :6.

Als die römische Kirche Zutritt zur Macht erlangte, markierte dies den Beginn des Dunklen Zeitalters. Je mächtiger sie wurde, desto tiefer wurde die Dunkelheit. Der Glaube an Christus, dem wahren Fundament, wurde übertragen auf den Papst von Rom. Anstatt in Gottes Sohn für die Vergebung ihrer Sünden und ewiger Erlösung zu vertrauen, blickten die Menschen zum Papst, seinen Priestern und Prälaten, welchen er die Autorität übergeben hatte. Sie wurden gelehrt, dass der Papst ihr Vermittler sei und dass niemand an Gott herantreten könne, außer durch ihn, mehr noch, dass er ihnen gegenüber Gott sei und deshalb absolut gehorcht werden musste. Eine Abweichung von seinen Anforderungen war Grund genug für die grausamsten Bestrafungen an Körper und Geist des Übeltäters. So wurde das Gemüt der Menschen von Gott abgewendet, zu sündigen, irrenden und unbarmherzigen Männern, mehr noch, zum Fürst der Dunkelheit, welcher seine Macht durch sie ausübte. Die Sünde wurde in einem Umhang der Heiligkeit gekleidet. Wenn die Heilige Schrift unterdrückt wird, und Menschen sich selbst als Höchste bezeichnen, müssen wir nur nach Betrug, Täuschung und entwürdigender Schändlichkeit Ausschau halten. Mit der Erhebung der menschlichen Gesetze und Traditionen, manifestierte sich die Korruption, die immer entsteht, wenn man das Gesetz Gottes ausschließt.

Dies waren Tage des Untergangs für die Kirche Christi. Da waren nur noch wenige wirkliche Fahnenträger. Obwohl die Wahrheit nicht ohne Zeugen war, schien es manchmal, dass Irrlehren und Aberglauben vollkommen vorherrschen würden und die wahre Religion von der Erde verbannt werden sollte. (58) Das Evangelium wurde nicht mehr beachtet, doch die verschiedenen Formen der Religion vermehrten sich und die Menschen wurden mit strengen Regeln belastet.

Sie wurden gelehrt, den Papst nicht nur als Vermittler zu Gott anzusehen, sondern auch auf ihre eigenen Werke zu vertrauen, um für ihre Sünden zu büßen. Lange Pilgergänge, Werke der Buße, die Verehrung von Reliquien, die Errichtung von Kirchen, Schreinen und Altären, das Spenden von großen Summen an die Kirche, - diese und ähnliche Taten wurden verlangt, um den Zorn Gottes zu besänftigen und sich seine Gunst zu sichern. Als ob Gott wie die Menschen wäre, der sich von Kleinigkeiten erzürnen ließe oder von Gaben und von Werken der Buße besänftigen lassen würde!

Obwohl das Laster vorherrschte, sogar unter den Führern der römischen Kirche, schien ihr Einfluss ständig zu wachsen. Gegen Ende des achten Jahrhunderts behaupteten die Päpste, dass in den ersten Jahren der Kirche die Bischöfe von Rom die gleiche spirituelle Macht besaßen, welche sie sich jetzt selbst anmaßten. Um diese Behauptung zu begründen, mussten Mittel eingesetzt werden, um es einen Anschein von Autorität zu verleihen; diese wurden vom Vater der Lügen bereitwillig vorgebracht. Altertümliche Schriften wurden von Mönchen gefälscht. Erlässe von Konzilen, nie zuvor gehört, wurden entdeckt, welche die allgemeine oberste Macht des Papstes von frühester Zeit an, gründeten. Und die Kirche, welche die Wahrheit abgelehnt hatte, akzeptierte gierig diese Täuschung.

Die wenigen Erbauer auf dem wahren Fundament waren verblüfft und verstört, als der Abfall der falschen Lehren das Werk behinderte. Wie die Erbauer der Mauern von Jerusalem einst in den Tagen von Nehemia, waren manche bereit zu sagen, „Die Kraft der Träger ist zu schwach und der Schutt ist zuviel: wir können an der Mauer nicht weiterarbeiten.“ Nehemia 4: 4. (in engl. Version Nehemia 4:10.) (59) Ermüdet vom immerwährenden Kampf der Verfolgungen, gegen Täuschungen und Ungerechtigkeit und anderer Hindernisse, welche Satan sich einfallen ließ um ihren Fortschritt zu behindern, wurden manche gläubigen Erbauer ‘entmutigt; um des Friedens willen und der Sicherheit ihres Besitzes und ihres Lebens wandten sie sich vom wahren Fundament ab. Andere aber, furchtlos, trotz des Widerstands ihrer Feinde, verkündeten mutig: „Fürchtet euch nicht vor ihnen, gedenket des Herrn, der groß und furchtbar ist.“ Nehemia 4: 8. (in engl. Version Nehemia 4:14.) und sie arbeiteten an ihrem Werk weiter mit einem Schwert um ihre Lenden gegürtet.

Derselbe Geist des Hasses und des Widerstands gegen die Wahrheit inspirierte durch alle Zeiten die Feinde Gottes, dieselbe Wachsamkeit und Treue wird von seinen Dienern gefordert. Die Worte Christi zu seinen ersten Jüngern sind auch an die Nachfolger bis zum Ende der Zeit anwendbar: „Was ich aber euch sage, das sage ich allen!: Wachet!“ Markus 13: 37.

Es schien, als ob die Dunkelheit immer dichter wurde. Die Verehrung von Bildnissen wurde immer gebräuchlicher. Es wurden vor diesen Bildnissen Kerzen gezündet und ihnen wurden Gebete dargebracht. Die absurdesten und abergläubischsten Gebräuche setzten sich durch. Der Aberglaube hatte die Gedanken der Menschen derartig unter Kontrolle, dass die Vernunft ihren Einfluss verloren hatte. Weil die Priester und Bischöfe vergnügungssüchtig, lüstern und korrupt waren, war nichts anderes zu erwarten, als dass das Volk, welches zu ihnen nach Führung aufsah, in Unwissenheit und Laster versank.

Ein nächster Schritt in der päpstlichen Anmaßung wurde getan, als im elften Jahrhundert Papst Gregorius VII die Vollkommenheit der römischen Kirche erklärte. (60) Unter all den Behauptungen, welche er hervorbrachte, war auch jene, in der erklärte, dass die Kirche gemäß der Heiligen Schrift niemals Fehler begangen hätte, noch begehen würde. Aber die Beweise der Schrift unterstützten diese Behauptung nicht. Der stolze Pontifex beanspruchte als nächstes die Macht, Herrscher abzusetzen und erklärte, dass, einmal eine Entscheidung von ihm ausgesprochen, sie von niemanden rückgängig gemacht werden konnte, doch dass es sein Recht sei, Entscheidungen aller anderen zu widerrufen.

Ein auffallendes Beispiel des tyrannischen Charakters des Vertreters der Unfehlbarkeit wurde gegeben durch die Behandlung des deutschen Königs Heinrich IV. Im Verdacht des Ungehorsams der Autorität des Papstes gegenüber, wurde der Monarch als exkommuniziert erklärt und entthront. Um seinen Frieden mit Rom zu machen, überquert Heinrich mitten im Winter die Alpen um sich vor dem Papst zu demütigen. Nachdem er die Burg erreichte, in welche sich Gregorius zurückgezogen hatte, wurde er in den äußeren Hof geleitet, wo er ohne seine Wachen in der bitteren Kälte des Winters ausharren musste. Mit unbedecktem Kopf und barfuss in einem ärmlichen Gewand, erwartete er die Erlaubnis des Papstes, vor ihn zu treten. Nach drei Tagen des Fastens und der Buße ließ sich der Pontifex herab, ihm Pardon zu gewähren. Sogar dann nur unter der Bedingung, dass er die päpstliche Erlaubnis abwarte, bevor er die Insignien der Macht erhalten und diese auch ausüben durfte. Und Gregorius, in Hochstimmung seines Triumphes, prahlte damit, dass es seine Pflicht sei, „den Stolz der Könige zu brechen.“

Wie treffend war der Unterschied zwischen diesem übermäßigen Stolz des überheblichen Pontifex und der Sanftmut und Freundlichkeit Christi, (61) der sich bittend um Einlass an der Tür des Herzens begibt, auf dass er Vergebung und Frieden bringen könne, und seine Jünger lehrte, „und wer der Erste sein will unter euch, sei euer Knecht.“ Matthäus 20: 27.

Die kommenden Jahrhunderte bezeugten einen stetigen Anstieg der Irrtümer in den Lehren, welche von Rom ausging. Sogar vor der Gründung der Päpstlichkeit hatten die Lehren der heidnischen Philosophen Beachtung erlangt und hatten Einfluss auf die Kirche. Viele, welche vorgaben bekehrt zu sein, hingen immer noch an den Gebräuchen ihrer heidnischen Philosophie, und nicht nur das sie diese selbst weiterhin studierten, sondern sie zwangen sie auch noch anderen auf. Es war ein Mittel, um ihren Einfluss unter den Heiden noch mehr zu verbreiten. Dies waren sehr schwerwiegende Irrlehren, welche sich in den christlichen Glauben einschlichen. Hervorstehend zwischen all diesen Irrlehren, war der Glaube an die natürliche Unsterblichkeit des Menschen und des bestehenden Bewusstsein im Tod. Diese Lehre legte das Fundament, auf welchem Rom seine Anrufung der Heiligen und der Verehrung der Jungfrau Maria gründete. Von diesen entsprang auch die Irrlehre der ewigen Qualen für die bis zuletzt Unreuigen, welche früh in den päpstlichen Glauben eingefügt wurde.

Nun war der Weg vorbereitet für den Einzug noch einer Erfindung des Heidentums, welches Rom das Fegefeuer nannte und als Mittel benutzte um die leichtgläubigen und abergläubischen Massen zu ängstigen. Mit diesem Irrglauben wird behauptet, dass es einen Ort der Qualen gäbe, in welchem die Seelen, welche nicht die ewige Verdammnis verdient hätten, ihre Bestrafung ertragen müssen, und woraus sie dann gen Himmel zugelassen sind, sowie sie von ihrer Unreinheit befreit sind.

Doch noch immer wurde eine weitere Erfindung benötigt, (62) um es Rom zu ermöglichen, die Furcht und die Laster seiner Anhänger auszunützen. Dies war gegeben durch die Lehre des Ablasses. Voller Straferlass der Sünden, vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger, und Freisprechung von verhängten Schmerzen und Bestrafungen, wurden all jenen versprochen, welche sich an den Kriegen des Pontifex beteiligten, um seinen weltlichen Herrschaftsbereich zu vergrößern, seine Feinde zu bestrafen oder jene zu vernichten, welche es wagten, seine geistliche Oberherrschaft nicht anzuerkennen. Dem Volk wurde beigebracht, dass sie durch die Bezahlung von Geld an die Kirche sich von ihren Sünden und auch die Seelen ihrer bereits verstorbenen Freunde befreien könnten, welche den quälenden Flammen übergeben worden waren. Mit solchen Mitteln füllte Rom seine Truhen und erhielt sich so die Herrlichkeit, den Luxus und die Laster des so genannten Vertreters von Ihm, welcher nichts hatte, worauf er sein Haupt hätte legen könne.

Die biblische Regel des Abendmahls des Herrn wurde ersetzt durch das götzendienerische Opfer der Messe. Die päpstlichen Priester gaben vor, durch ihr sinnloses Murmeln einfaches Brot und Wein in den wahren Leib und das Blut Christi zu verwandeln. Mit gotteslästerlicher Anmaßung behaupteten sie offen, die Macht zu haben, „den Schöpfer zu erschaffen.“ Alle Christen waren verpflichtet, unter Androhung des Todes, ihr Bekenntnis des Glaubens an diese schreckliche, himmelschreiende Irrlehre zu erbringen. Jene, welche sich weigerten, wurden den Flammen übergeben.

Im dreizehnten Jahrhundert wurde das schrecklichste Werkzeug der Päpstlichkeit gegründet, - die Inquisition. Der Fürst der Finsternis verband sich mit den Führern der päpstlichen Hierarchie. In den geheimen Konzilen, in denen Satan und seine Engel vorstanden, stand unsichtbar mitten unter ihnen ein Engel Gottes und führte Buch über die schrecklichen und schändlichen Erlässe, und schrieb die Taten auf, zu schrecklich, um dem menschlichen Augen dargestellt zu werden. (63) „Babylon die Große, war trunken vom Blut der Heiligen.“ Die verstümmelten Körper der Millionen von Märtyrer flehten zu Gott nach Vergeltung gegen diese abtrünnige Macht.

Die Päpstlichkeit wurde zum Despoten der Welt. Könige und Herrscher beugten sich den Entscheidungen des römischen Pontifex. Es schien, als ob das gegenwärtige und das ewige Schicksal der Menschheit unter seiner Kontrolle sind. Hunderte von Jahren wurden die Lehren von Rom umfassend und bedingungslos eingehalten, ihre Riten ehrfurchtsvoll abgehalten und ihre Festlichkeiten allgemein geachtet. Der Klerus wurde geehrt und großzügig unterstützt. Niemals wieder erreichte die römische Kirche größere Ehren, Herrlichkeit und Macht.

Der Zenit der Päpstlichkeit war die moralische Mitternacht der Welt. Die Heilige Schrift war beinahe unbekannt, nicht nur dem Volke sondern auch den Priestern. Wie die Pharisäer von damals hassten die päpstlichen Führer jenes Licht, Welches ihre Sünden offenbaren würde. Nachdem das Gottes Gesetz, der Maßstab der Gerechtigkeit, entfernt worden war, übten sie ihre Macht ohne Einschränkungen aus und gaben sich ihren Lastern zügellos dahin. Um Stellung und Reichtum zu erlangen, schreckten die Menschen vor keinem Verbrechen zurück. Die Paläste der Päpste und Prälaten waren Orte der niederträchtigsten Ausschweifungen. Einige der herrschenden Pontifex waren solch abscheulicher Verbrechen schuldig, dass weltliche Herrscher sich bemühten, diese Würdenträger der Kirche als Monster aufzuzeigen, zu niederträchtig, um auf dem Thron toleriert zu sein. Für Jahrhunderte gab es keinen Fortschritt in Bildung, Kunst und Zivilisierung zu verzeichnen. Eine moralische und intellektuelle Paralyse befiel das Christentum. (64)

Der Zustand der Welt unter der römischen Macht bewies die schreckliche Erfüllung der Worte des Propheten Hosea: „Mein Volk ist dahin, weil es ohne Erkenntnis ist. Denn du hast die Erkenntnis verworfen; darum will ich dich auch verwerfen.“ „Du vergisst das Gesetz deines Gottes, darum will ich auch deine Kinder vergessen.“ „Denn es ist keine Treue, keine Liebe, und keine Erkenntnis Gottes im Lande, sondern Verfluchen, Lügen, Morden, Stehlen und Ehebrechen haben überhand genommen, und eine Blutschuld kommt nach der anderen.“ Hosea 4: 6.1.2.

Dies waren die Folgen, als man das Wort Gottes verbannte. (65)

 

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