Ester & Hiob Kap. 1 - 10


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ESTER & HIOB


ESTHER - ESTER Kapitel 1 bis 10 > Ganze Seite: Luther 1912 <

Kapitel 1

Die Verstoßung der Königin Vasthi

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Esth 1,1 Zu den Zeiten Ahasveros* (in der Geschichte unter dem Namen "Xerxes" >Sohn Darius’ I.< bekannt), der da König war von Indien bis an Mohrenland über hundert und siebenundzwanzig Länder,
Schlachter 2000 = d.h. Xerxes I. (486-465 v. Chr.); es handelt sich um den in Daniel 11,2 prophetisch angekündigten vierten Herrscher nach Kores / Kyrus.

Esth 1,2   und da er auf seinem königlichen Thron saß zu Schloß Susan*,
Schlachter 2000 = oder in der befestigten Oberstadt. Susan (Susa) war die Winterresidenz der persischen Könige.

Esth 1,3   im dritten Jahr seines Königreichs, machte er bei sich ein Mahl allen seinen Fürsten und Knechten, den Gewaltigen in Persien und Medien, den Landpflegern und Obersten in seinen Ländern,

Esth 1,4   daß er sehen ließe den herrlichen Reichtum seines Königreichs und die köstliche Pracht seiner Majestät viele Tage lang, hundert und achtzig Tage.

Esth 1,5   Und da die Tage aus waren, machte der König ein Mahl allem Volk, das zu Schloß Susan war, Großen und Kleinen, sieben Tage lang im Hofe des Gartens am Hause des Königs.

Esth 1,6   Da hingen weiße, rote und blaue Tücher, mit leinenen und scharlachnen Seilen gefaßt, in silbernen Ringen auf Marmorsäulen. Die Bänke waren golden und silbern auf Pflaster von grünem, weißem, gelbem und schwarzen Marmor.

Esth 1,7   Und das Getränk trug man in goldenen Gefäßen und immer andern und andern Gefäßen, und königlichen Wein die Menge, wie denn der König vermochte.

Esth 1,8   Und man setzte niemand, was er trinken sollte; denn der König hatte allen Vorstehern befohlen, daß ein jeglicher sollte tun, wie es ihm wohl gefiel.

Esth 1,9   Und die Königin Vasthi machte auch ein Mahl für die Weiber im königlichen Hause des Königs Ahasveros.

Esth 1,10   Und am siebenten Tage, da der König gutes Muts war vom Wein, hieß er Mehuman, Bistha, Harbona, Bigtha, Abagtha, Sethar und Charkas, die sieben Kämmerer, die vor dem König Ahasveros dienten,

Esth 1,11   daß sie die Königin Vasthi holten vor den König mit der königlichen Krone, daß er den Völkern und Fürsten zeigte ihre Schöne; denn sie war schön.

Esth 1,12   Aber die Königin Vasthi wollte nicht kommen nach dem Wort des Königs durch seine Kämmerer. Da ward der König sehr zornig, und sein Grimm entbrannte in ihm.

Esth 1,13   Und der König sprach zu den Weisen, die sich auf die Zeiten verstanden (denn des Königs Sachen mußten geschehen vor allen, die sich auf Recht und Händel verstanden;
1. Chron 12,32

Esth 1,14   die nächsten aber die bei ihm waren Charsena, Sethar, Admatha, Tharsis, Meres, Marsena und Memuchan, die sieben Fürsten der Perser und Meder, die das Angesicht des Königs sahen und saßen obenan im Königreich),

Esth 1,15   was für ein Recht man an der Königin Vasthi tun sollte, darum daß sie nicht getan hatte nach dem Wort des Königs durch seine Kämmerer.

Esth 1,16   Da sprach Memuchan vor dem König und den Fürsten: Die Königin Vasthi hat nicht allein an dem König übel getan, sondern auch an allen Fürsten und an allen Völkern in allen Landen des Königs Ahasveros.

Esth 1,17   Denn es wird solche Tat der Königin auskommen zu allen Weibern, daß sie ihre Männer verachten vor ihren Augen und werden sagen: Der König Ahasveros hieß die Königin Vasthi vor sich kommen; aber sie wollte nicht.

Esth 1,18   So werden nun die Fürstinnen in Persien und Medien auch so sagen zu allen Fürsten des Königs, wenn sie solche Tat der Königin hören; so wird sich Verachtens und Zorn genug erheben.

Esth 1,19   Gefällt es dem König, so lasse man ein königlich Gebot von ihm ausgehen und schreiben nach der Perser und Meder Gesetz, welches man nicht darf übertreten: daß Vasthi nicht mehr vor den König Ahasveros komme, und der König gebe ihre königliche Würde einer andern, die besser ist denn sie.
Dan 6,9

Esth 1,20   Und es erschalle dieser Befehl des Königs, den er geben wird, in sein ganzes Reich, welches groß ist, daß alle Weiber ihre Männer in Ehren halten, unter Großen und Kleinen.

Esth 1,21   Das gefiel dem König und den Fürsten; und der König tat nach dem Wort Memuchans.

Esth 1,22   Da wurden Briefe ausgesandt in alle Länder des Königs, in ein jegliches Land nach seiner Schrift und zu jeglichem Volk nach seiner Sprache: daß ein jeglicher Mann der Oberherr in seinem Hause sei und ließe reden nach der Sprache seines Volkes.
Kap 3,12; 8,9; 1. Mose 3,16

Kapitel 2

Die Erhebung der Esther zur Königin

Esth 2,1   Nach diesen Geschichten, da der Grimm des Königs Ahasveros sich gelegt hatte, gedachte er an Vasthi, was sie getan hatte und was über sie beschlossen war.

Esth 2,2   Da sprachen die Diener des Königs, die ihm dienten: Man suche dem König junge, schöne Jungfrauen,

Esth 2,3   und der König bestellte Männer in allen Landen seines Königreichs, daß sie allerlei junge, schöne Jungfrauen zusammenbringen gen Schloß Susan ins Frauenhaus unter der Hand Hegais, des Königs Kämmerers, der der Weiber wartet, und man gebe ihnen ihren Schmuck;

Esth 2,4   und welche Dirne dem König gefällt, die werde Königin an Vasthis Statt. Das gefiel dem König, und er tat also.

Esth 2,5   Es war aber ein jüdischer Mann zu Schloß Susan, der hieß Mardochai, ein Sohn Jairs, des Sohnes Simeis, des Sohnes des Kis, ein Benjaminiter,
1. Sam 14,51

Esth 2,6   der mit weggeführt war von Jerusalem, da Jechonja, der König Juda's, weggeführt ward, welchen Nebukadnezar, der König zu Babel, wegführte.
2. Kön 24,15.16

Esth 2,7   Und er war ein Vormund der Hadassa, das ist Esther*, eine Tochter seines Oheims; denn sie hatte weder Vater noch Mutter. Und sie war eine schöne und feine Dirne. Und da ihr Vater und ihre Mutter starb, nahm sie Mardochai auf zur Tochter.
Schlachter 2000 = “Hadassa” (= Myrte) ist der hebräische Eigenname Esthers. “Esther” (= Stern) ist ihr persischer Name.
V. 15

Esth 2,8   Da nun das Gebot und Gesetz des Königs laut ward und viel Dirnen zuhaufe gebracht wurden gen Schloß Susan unter die Hand Hegais, ward Esther auch genommen zu des Königs Hause unter die Hand Hegais, des Hüters der Weiber.

Esth 2,9   Und die Dirne gefiel ihm, und sie fand Barmherzigkeit vor ihm. Und er eilte mit ihrem Schmuck, daß er ihr ihren Teil gäbe und sieben feine Dirnen von des Königs Hause dazu. Und er tat sie mit ihren Dirnen an den besten Ort im Frauenhaus.

Esth 2,10   Und Esther sagte ihm nicht an ihr Volk und ihre Freundschaft; denn Mardochai hatte ihr geboten, sie sollte es nicht ansagen.

Esth 2,11   Und Mardochai wandelte alle Tage vor dem Hofe am Frauenhaus, daß er erführe, ob's Esther wohl ginge und was ihr geschehen würde.

Esth 2,12   Wenn aber die bestimmte Zeit einer jeglichen Dirne kam, daß sie zum König Ahasveros kommen sollte, nachdem sie zwölf Monate im Frauen-Schmücken gewesen war (denn ihr Schmücken mußte soviel Zeit haben, nämlich sechs Monate mit Balsam und Myrrhe und sechs Monate mit guter Spezerei, so waren denn die Weiber geschmückt):

Esth 2,13   alsdann ging die Dirne zum König und alles, was sie wollte, mußte man ihr geben, daß sie damit vom Frauenhaus zu des Königs Hause ginge.

Esth 2,14   Und wenn eine des Abends hineinkam, die ging des Morgens von ihm in das andere Frauenhaus unter die Hand des Saasgas, des Königs Kämmerers, des Hüters der Kebsweiber Und sie durfte nicht wieder zum König kommen, es lüstete denn den König und er ließ sie mit Namen rufen.

Esth 2,15   Da nun die Zeit Esthers herankam, der Tochter Abihails, des Oheims Mardochais (die er zur Tochter hatte aufgenommen), daß sie zum König kommen sollte, begehrte sie nichts, denn was Hegai, des Königs Kämmerer, der Weiber Hüter, sprach. Und Esther fand Gnade vor allen, die sie ansahen.

Esth 2,16   Es ward aber Esther genommen zum König Ahasveros ins königliche Haus im zehnten Monat, der da heißt Tebeth*, im siebenten Jahr seines Königreichs.
* Dezember, Januar

Esth 2,17   Und der König gewann Esther lieb über alle Weiber, und sie fand Gnade und Barmherzigkeit vor ihm vor allen Jungfrauen. Und er setzte die königliche Krone auf ihr Haupt und machte sie zur Königin an Vasthis Statt.

Esth 2,18   Und der König machte ein großes Mahl allen seinen Fürsten und Knechten, das war ein Mahl um Esthers willen, und ließ die Länder ruhen und gab königliche Geschenke aus.

Esth 2,19   Und da man das anderemal Jungfrauen versammelte, saß Mardochai im Tor des Königs.

Esth 2,20   Und Esther hatte noch nicht angesagt ihre Freundschaft noch ihr Volk, wie ihr Mardochai geboten hatte; denn Esther tat nach den Worten Mardochais, gleich als da er ihr Vormund war.
V. 10

Eine Verschwörung wider den König

Esth 2,21   Zur selben Zeit, da Mardochai im Tor des Königs saß, wurden zwei Kämmerer des Königs, Bigthan und Theres, die die Tür hüteten, zornig und trachteten ihre Hände an den König Ahasveros zu legen.

Esth 2,22   Das ward Mardochai kund, und er sagte es der Königin Esther, und Esther sagte es dem König in Mardochais Namen.

Esth 2,23   Und da man nachforschte, ward's gefunden, und sie wurden beide an Bäume gehängt. Und es ward geschrieben in die Chronik vor dem König.
Kap 6,1.2

Kapitel 3

Hamans Anschlag gegen die Juden

Esth 3,1   Nach diesen Geschichten machte der König Ahasveros Haman groß, den Sohn Hammedathas, den Agagiter, und erhöhte ihn und setzte seinen Thron über alle Fürsten, die bei ihm waren.

Esth 3,2   Und alle Knechte des Königs, die im Tor waren, beugten die Kniee und fielen vor Haman nieder; denn der König hatte es also geboten. Aber Mardochai beugte die Kniee nicht und fiel nicht nieder.

Esth 3,3   Da sprachen des Königs Knechte, die im Tor des Königs waren, zu Mardochai: Warum übertrittst du des Königs Gebot?

Esth 3,4   Und da sie solches täglich zu ihm sagten und er ihnen nicht gehorchte, sagten sie es Haman an, daß sie sähen, ob solch Tun Mardochais bestehen würde; denn er hatte ihnen gesagt, daß er ein Jude wäre.

Esth 3,5   Und da nun Haman sah, daß Mardochai ihm nicht die Kniee beugte noch vor ihm niederfiel, ward er voll Grimms.

Esth 3,6   Und verachtete es, daß er an Mardochai allein sollte die Hand legen, denn sie hatten ihm das Volk Mardochais angesagt; sondern er trachtete, das Volk Mardochais, alle Juden, so im ganzen Königreich des Ahasveros waren, zu vertilgen.

Esth 3,7   Im ersten Monat, das ist der Monat Nisan, im zwölften Jahr des Königs Ahasveros, wurde das Pur*, das ist das Los, geworfen vor Haman, von einem Tage auf den andern und von Monat zu Monat bis auf den zwölften, das ist der Monat Adar.
Schlachter 2000 = d.h. ein Würfel, der als Losorakel verwendet wurde; Haman wollte so nach heidnischer Sitte den besten Zeitpunkt für seinen Anschlag ermitteln.
Kap 9,24

Esth 3,8   Und Haman sprach zum König Ahasveros: Es ist ein Volk, zerstreut in allen Ländern deines Königreichs, und ihr Gesetz ist anders denn aller Völker, und tun nicht nach des Königs Gesetzen; es ziemt dem König nicht, sie also zu lassen.

Esth 3,9   Gefällt es dem König, so lasse er schreiben, daß man sie umbringe; so will ich zehntausend Zentner Silber darwägen unter die Hand der Amtleute, daß man's bringt in die Kammer des Königs.

Esth 3,10   Da tat der König seinen Ring von der Hand und gab ihn Haman, dem Sohn Hammadathas, dem Agagiter, der Juden Feind.
Kap 8,2

Esth 3,11   Und der König sprach zu Haman: Das Silber sei dir gegeben, dazu das Volk, daß du damit tust, was dir gefällt.

Esth 3,12   Da rief man die Schreiber des Königs am dreizehnten Tage des ersten Monats; und ward geschrieben, wie Haman befahl, an die Fürsten des Königs und zu den Landpflegern hin und her in den Ländern und zu den Hauptleuten eines jeglichen Volks in den Ländern hin und her, nach der Schrift eines jeglichen Volks und nach ihrer Sprache, im Namen des Königs Ahasveros und mit des Königs Ring versiegelt.
Kap 1,22

Esth 3,13   Und die Briefe wurden gesandt durch die Läufer in alle Länder des Königs, zu vertilgen, zu erwürgen und umzubringen alle Juden, jung und alt, Kinder und Weiber, auf einen Tag, nämlich auf den dreizehnten Tag des zwölften Monats, das ist der Monat Adar, und ihr Gut zu rauben.

Esth 3,14   Also war der Inhalt der Schrift: daß ein Gebot gegeben wäre in allen Ländern, allen Völkern zu eröffnen, daß sie auf denselben Tag bereit wären.

Esth 3,15   Und die Läufer gingen aus eilend nach des Königs Wort, und zu Schloß Susan ward das Gebot angeschlagen. Und der König und Haman saßen und tranken; aber die Stadt Susan ward bestürzt.

Kapitel 4

Trauer und Fasten der Juden

Esth 4,1   Da Mardochai erfuhr alles, was geschehen war, zerriß er seine Kleider und legte einen Sack an und Asche und ging hinaus mitten in die Stadt und schrie laut und kläglich.

Esth 4,2   Und kam bis vor das Tor des Königs; denn es durfte niemand zu des Königs Tor eingehen, der einen Sack anhatte.

Esth 4,3   Und in allen Ländern, an welchen Ort des Königs Wort und Gebot gelangte, war ein großes Klagen unter den Juden, und viele fasteten, weinten trugen Leid und lagen in Säcken und in der Asche.

Esth 4,4   Da kamen die Dirnen Esthers und ihre Kämmerer und sagten's ihr an. Da erschrak die Königin sehr. Und sie sandte Kleider, daß Mardochai sie anzöge und den Sack von sich legte; aber er nahm sie nicht.

Esth 4,5   Da rief Esther Hathach unter des Königs Kämmerern, der vor ihr stand, und gab ihm Befehl an Mardochai, daß sie erführe, was das wäre und warum er so täte.

Esth 4,6   Da ging Hathach hinaus zu Mardochai in die Gasse der Stadt, die vor dem Tor des Königs war.

Esth 4,7   Und Mardochai sagte ihm alles, was ihm begegnet wäre, und die Summe des Silbers, das Haman versprochen hatte in des Königs Kammer darzuwägen um der Juden willen, sie zu vertilgen,
Kap 3,9

Esth 4,8   und gab ihm die Abschrift des Gebots, das zu Susan angeschlagen war, sie zu vertilgen, daß er's Esther zeigte und ihr ansagte und geböte ihr, daß sie zum König hineinginge und flehte zu ihm und täte eine Bitte an ihn um ihr Volk.

Mardochai fordert Esther zur Hilfe auf

Esth 4,9   Und da Hathach hineinkam und sagte Esther die Worte Mardochais,

Esth 4,10   sprach Esther zu Hathach und gebot ihm an Mardochai:

Esth 4,11   Es wissen alle Knechte des Königs und das Volk in den Landen des Königs, daß, wer zum König hineingeht inwendig in den Hof, er sei Mann oder Weib, der nicht gerufen ist, der soll stracks nach dem Gebot sterben; es sei denn, daß der König das goldene Zepter gegen ihn recke, damit er lebendig bleibe. Ich aber bin nun in dreißig Tagen nicht gerufen, zum König hineinzukommen.
Kap 5,2; 8,4

Esth 4,12   Und da die Worte Esthers wurden Mardochai angesagt,

Esth 4,13   hieß Mardochai Esther wieder sagen: Gedenke nicht, daß du dein Leben errettest, weil du im Hause des Königs bist, vor allen Juden;

Esth 4,14   denn wo du wirst zu dieser Zeit schweigen, so wird eine Hilfe und Errettung von einem andern Ort her den Juden entstehen, und du und deines Vaters Haus werdet umkommen. Und wer weiß, ob du nicht um dieser Zeit willen zur königlichen Würde gekommen bist?
1. Mose 45,7

Esth 4,15   Esther hieß Mardochai antworten:

Esth 4,16   So gehe hin und versammle alle Juden, die zu Susan vorhanden sind, und fastet für mich, daß ihr nicht esset und trinket in drei Tagen, weder Tag noch Nacht; ich und meine Dirnen wollen auch also fasten. Und ich will zum König hineingehen wider das Gebot; komme ich um, so komme ich um.
2. Kön 7,4

Esth 4,17   Mardochai ging hin und tat alles, was ihm Esther geboten hatte.

Kapitel 5

Esther geht zum König

Esth 5,1   Und am dritten Tage zog sich Esther königlich an und trat in den inneren Hof am Hause des Königs gegenüber dem Hause des Königs. Und der König saß auf seinem königlichen Stuhl im königlichen Hause, gegenüber der Tür des Hauses.

Esth 5,2   Und da der König sah Esther, die Königin, stehen im Hofe, fand sie Gnade vor seinen Augen. Und der König reckte das goldene Zepter in seiner Hand gegen Esther. Da trat Esther herzu und rührte die Spitze des Zepters an.
Kap 4,11; 8,4

Esth 5,3   Da sprach der König zu ihr: Was ist dir, Esther, Königin? und was forderst du? Auch die Hälfte des Königreichs soll dir gegeben werden.

Esth 5,4   Esther sprach: Gefällt es dem König, so komme der König und Haman heute zu dem Mahl, das ich zugerichtet habe.
Kap 1,19

Esth 5,5   Der König sprach: Eilet, daß Haman tue, was Esther gesagt hat! Da nun der König und Haman zu dem Mahl kamen, das Esther zugerichtet hatte,

Esth 5,6   sprach der König zu Esther, da er Wein getrunken hatte: Was bittest du, Esther? Es soll dir gegeben werden. Und was forderst du? Auch die Hälfte des Königreichs, es soll geschehen.
Kap 9,12

Esth 5,7   Da antwortete Esther und sprach: Meine Bitte und Begehr ist:

Esth 5,8   Habe ich Gnade gefunden vor dem König, und so es dem König gefällt mir zu geben eine Bitte und zu tun mein Begehren, so komme der König und Haman zu dem Mahl, das ich für sie zurichten will; so will ich morgen Tun, was der König gesagt hat.

Haman will Mardochai töten

Esth 5,9   Da ging Haman des Tages hinaus fröhlich und gutes Muts. Und da er sah Mardochai im Tor des Königs, daß er nicht aufstand noch sich vor ihm bewegte, ward er voll Zorns über Mardochai.

Esth 5,10   Aber er hielt an sich. Und da er heimkam, sandte er hin und ließ holen seine Freunde und sein Weib Seres

Esth 5,11   und zählte ihnen auf die Herrlichkeit seines Reichtums und die Menge seiner Kinder und alles, wie ihn der König so groß gemacht hätte und daß er über die Fürsten und Knechte des Königs erhoben wäre.

Esth 5,12   Auch sprach Haman: Und die Königin Esther hat niemand kommen lassen mit dem König zum Mahl, das sie zugerichtet hat, als mich; und ich bin morgen auch zu ihr geladen mit dem König.

Esth 5,13   Aber an dem allem habe ich keine Genüge, solange ich sehe den Juden Mardochai am Königstor sitzen.

Esth 5,14   Da sprachen zu ihm sein Weib Seres und alle Freunde: Man mache einen Baum, fünfzig Ellen hoch, und morgen sage dem König, daß man Mardochai daran hänge; so kommst du mit dem König fröhlich zum Mahl. Das gefiel Haman wohl, und er ließ einen Baum zurichten.

Kapitel 6

Haman muß den Mardochai öffentlich ehren

Esth 6,1   In derselben Nacht konnte der König nicht schlafen und hieß die Chronik mit den Historien bringen. Da die wurden vor dem König gelesen,

Esth 6,2   fand sich's geschrieben, wie Mardochai hatte angesagt, daß die zwei Kämmerer des Königs, Bigthan und Theres, die an der Schwelle hüteten, getrachtet hätten, die Hand an den König Ahasveros zu legen.
Kap 2,21-23

Esth 6,3   Und der König sprach: Was haben wir Mardochai Ehre und Gutes dafür getan? Da sprachen die Diener des Königs, die ihm dienten: Es ist ihm nichts geschehen.

Esth 6,4   Und der König sprach: Wer ist im Hofe? Haman aber war in den Hof gegangen, draußen vor des Königs Hause, daß er dem König sagte, Mardochai zu hängen an den Baum, den er zubereitet hatte.
Kap 5,14

Esth 6,5   Und des Königs Diener sprachen zu ihm: Siehe, Haman steht im Hofe. Der König sprach: Laßt ihn hereingehen!

Esth 6,6   Und da Haman hineinkam, sprach der König zu ihm: Was soll man dem Mann tun, den der König gerne wollte ehren? Haman aber gedachte in seinem Herzen: Wem sollte der König anders gern wollen Ehre tun denn mir?

Esth 6,7   Und Haman sprach zum König: Dem Mann, den der König gerne wollte ehren,

Esth 6,8   soll man königliche Kleider bringen, die der König pflegt zu tragen, und ein Roß, darauf der König reitet, und soll eine königliche Krone auf sein Haupt setzen;

Esth 6,9   und man soll solch Kleid und Roß geben in die Hand eines Fürsten des Königs, daß derselbe den Mann anziehe, den der König gern ehren wollte, und führe ihn auf dem Roß in der Stadt Gassen und lasse rufen vor ihm her: So wird man tun dem Mann, den der König gerne ehren will.

Esth 6,10   Der König sprach zu Haman: Eile und nimm das Kleid und Roß, wie du gesagt hast, und tu also mit Mardochai, dem Juden, der vor dem Tor des Königs sitzt; und laß nichts fehlen an allem, was du geredet hast!

Esth 6,11   Da nahm Haman das Kleid und Roß und zog Mardochai an und führte ihn auf der Stadt Gassen und rief vor ihm her: So wird man tun dem Mann, den der König gerne ehren will.

Esth 6,12   Und Mardochai kam wieder an das Tor des Königs. Haman aber eilte nach Hause, trug Leid mit verhülltem Kopf

Esth 6,13   und erzählte seinem Weibe Seres und seinen Freunden allen alles, was ihm begegnet war. Da sprachen zu ihm seine Weisen und sein Weib Seres: Ist Mardochai vom Geschlecht der Juden, vor dem du zu fallen angehoben hast, so vermagst du nichts an ihm, sondern du wirst vor ihm fallen.

Esth 6,14   Da sie aber noch mit ihm redeten, kamen herbei des Königs Kämmerer und trieben Haman, zum Mahl zu kommen, das Esther zugerichtet hatte.
Kap 5,8

Kapitel 7

Hamans Sturz

Esth 7,1   Und da der König mit Haman kam zum Mahl, das die Königin Esther zugerichtet hatte,
Kap 5,8; 6,14

Esth 7,2   sprach der König zu Esther auch des andern Tages, da er Wein getrunken hatte: Was bittest du, Königin Esther, daß man's dir gebe? Und was forderst du? Auch das halbe Königreich, es soll geschehen.

Esth 7,3   Esther, die Königin, antwortete und sprach: habe ich Gnade vor dir gefunden, o König, und gefällt es dem König, so gib mir mein Leben um meiner Bitte willen und mein Volk um meines Begehrens willen.

Esth 7,4   Denn wir sind verkauft, ich und mein Volk, daß wir vertilgt, erwürgt und umgebracht werden. Und wären wir doch nur zu Knechten und Mägden verkauft, so wollte ich schweigen; so würde der Feind doch dem König nicht schaden.

Esth 7,5   Der König Ahasveros redete und sprach zu der Königin Esther: Wer ist der, oder wo ist der, der solches in seinen Sinn nehmen dürfe, also zu tun?

Esth 7,6   Esther sprach: Der Feind und Widersacher ist dieser böse Haman. Haman entsetzte sich vor dem König und der Königin.

Esth 7,7   Und der König stand auf vom Mahl und vom Wein in seinem Grimm und ging in den Garten am Hause. Und Haman stand auf und bat die Königin Esther um sein Leben; denn er sah, daß ihm ein Unglück vom König schon bereitet war.

Esth 7,8   Und da der König wieder aus dem Garten am Hause in den Saal, da man gegessen hatte, kam, lag Haman an der Bank, darauf Esther saß. Da sprach der König: Will er auch der Königin Gewalt tun bei mir im Hause? Da das Wort aus des Königs Munde ging, verhüllten sie Haman das Antlitz.

Esth 7,9   Und Harbona, der Kämmerer einer vor dem König, sprach: Siehe, es steht ein Baum im Hause Haman, fünfzig Ellen hoch, den er Mardochai gemacht hatte, der Gutes für den König geredet hat. Der König sprach: Laßt ihn daran hängen!

Esth 7,10   Also hängte man Haman an den Baum, den er Mardochai gemacht hatte. Da legte sich des Königs Zorn.

Kapitel 8

Mardochais Erhöhung

Esth 8,1   An dem Tage gab der König Ahasveros der Königin Esther das Haus Hamans, des Judenfeindes. Und Mardochai kam vor den König; denn Esther sagte an, wie er ihr zugehörte.

Esth 8,2   Und der König tat ab von seinem Fingerreif, den er von Haman hatte genommen, und gab ihn Mardochai. Und Esther setzte Mardochai über das Haus Hamans.
Kap 3,10

Esth 8,3   Und Esther redete weiter vor dem König und fiel ihm zu den Füßen und weinte und flehte ihn an, daß er zunichte machte die Bosheit Hamans, des Agagiters, und seine Anschläge, die er wider die Juden erdacht hatte.

Esth 8,4   Und der König reckte das goldene Zepter gegen Esther. Da stand Esther auf und trat vor den König
Kap 5,2

Esth 8,5   und sprach: Gefällt es dem König und habe ich Gnade gefunden vor ihm und ist's gelegen dem König und ich gefalle ihm, so schreibe man, daß die Briefe Hamans, des Sohnes Hammedathas, des Agagiters, widerrufen werden, die er geschrieben hat, die Juden umzubringen in allen Landen des Königs.

Esth 8,6   Denn wie kann ich zusehen dem Übel, das mein Volk treffen würde? Und wie kann ich zusehen, daß mein Geschlecht umkomme?

Esth 8,7   Da sprach der König Ahasveros zur Königin Esther und zu Mardochai, dem Juden: Siehe, ich habe Esther das Haus Hamans gegeben, und ihn hat man an einen Baum gehängt, darum daß er seine Hand hat an die Juden gelegt;

Esth 8,8   so schreibt ihr nun für die Juden, wie es euch gefällt, in des Königs Namen und versiegelt's mit des Königs Ringe. Denn die Schriften, die in des Königs Namen geschrieben und mit des Königs Ring versiegelt wurden, durfte niemand widerrufen.

Neuer Befehl zum Schutz der Juden

Esth 8,9   Da wurden berufen des Königs Schreiber zu der Zeit im dritten Monat, das ist der Monat Sivan*, am dreiundzwanzigsten Tage, und wurde geschrieben, wie Mardochai gebot, an die Juden und an die Fürsten, Landpfleger und Hauptleute in den Landen von Indien bis an das Mohrenland, nämlich hundert und siebenundzwanzig Länder, einem jeglichen Lande nach seiner Schrift, einem jeglichen Volk nach seiner Sprache, und den Juden nach ihrer Schrift und Sprache.
* Mai, Juni
Kap 1,22

Esth 8,10   Und es war geschrieben in des Königs Ahasveros Namen und mit des Königs Ring versiegelt. Und er sandte die Briefe durch die reitenden Boten auf jungen Maultieren,

Esth 8,11   darin der König den Juden Macht gab, in welchen Städten sie auch waren, sich zu versammeln und zu stehen für ihr Leben und zu vertilgen, zu erwürgen und umzubringen alle Macht des Volkes und Landes, die sie ängsteten, samt den Kindern und Weibern, und ihr Gut zu rauben

Esth 8,12   auf einen Tag in allen Ländern des Königs Ahasveros, nämlich am dreizehnten Tage des zwölften Monats, das ist der Monat Adar.

Esth 8,13   Der Inhalt aber der Schrift war, daß ein Gebot gegeben wäre in allen Landen, zu eröffnen allen Völkern, daß die Juden bereit sein sollten, sich zu rächen an ihren Feinden.

Esth 8,14   Und die reitenden Boten auf den Maultieren ritten aus schnell und eilend nach dem Wort des Königs, und das Gebot ward zu Schloß Susan angeschlagen.

Esth 8,15   Mardochai aber ging aus von dem König in königlichen Kleidern, blau und weiß, und mit einer großen goldenen Krone, angetan mit einem Leinen- und Purpurmantel; und die Stadt Susan jauchzte und war fröhlich.

Esth 8,16   Den Juden aber war Licht und Freude und Wonne und Ehre gekommen.

Esth 8,17   Und in allen Landen und Städten, an welchen Ort des Königs Wort und Gebot gelangte, da war Freude und Wonne unter den Juden, Wohlleben und gute Tage, daß viele aus den Völkern im Lande Juden wurden; denn die Furcht vor den Juden war über sie gekommen.
2. Mose 15,14-16

Kapitel 9

Die Rache der Juden an ihren Feinden

Esth 9,1   Im zwölften Monat, das ist der Monat Adar, am dreizehnten Tag, den des Königs Wort und Gebot bestimmt hatte, daß man's tun sollte, ebendesselben Tages, da die Feinde der Juden hofften, sie zu überwältigen, wandte sich's, daß die Juden ihre Feinde überwältigen sollten.

Esth 9,2   Da versammelten sich die Juden in ihren Städten in allen Landen des Königs Ahasveros, daß sie die Hand legten an die, so ihnen übel wollten. Und niemand konnte ihnen widerstehen; denn ihre Furcht war über alle Völker gekommen.
Kap 8,17

Esth 9,3   Auch alle Obersten in den Landen und Fürsten und Landpfleger und Amtleute des Königs halfen den Juden; denn die Furcht vor Mardochai war über sie gekommen.

Esth 9,4   Denn Mardochai war groß im Hause des Königs, und sein Gerücht erscholl in allen Ländern, wie er zunähme und groß würde.

Esth 9,5   Also schlugen die Juden an allen ihren Feinden eine Schwertschlacht und würgten und raubten und brachten um und taten nach ihrem Willen an denen, die ihnen feind waren.

Esth 9,6   Und zu Schloß Susan erwürgten die Juden und brachten um fünfhundert Mann;

Esth 9,7   dazu erwürgten sie Parsandatha, Dalphon, Aspatha,

Esth 9,8   Poratha, Adalja, Aridatha,

Esth 9,9   Parmastha, Arisai, Aridai, Vajesatha,

Esth 9,10   die zehn Söhne Hamans, des Sohne Hammedathas, des Judenfeindes. Aber an die Güter legten sie ihre Hände nicht.

Esth 9,11   Zu derselben Zeit kam die Zahl der Erwürgten zu Schloß Susan vor den König.

Esth 9,12   Und der König sprach zu der Königin Esther: Die Juden haben zu Schloß Susan fünfhundert Mann erwürgt und umgebracht und die zehn Söhne Hamans; was werden sie tun in den andern Ländern des Königs? was bittest du, daß man dir gebe? und was forderst du mehr, daß man tue?
Kap 5,6; 7,2

Esth 9,13   Esther sprach: Gefällt's dem König, so lasse er auch morgen die Juden tun nach dem heutigen Gebot, und die zehn Söhne Hamans soll man an den Baum hängen.

Esth 9,14   Und der König hieß also tun. Und das Gebot ward zu Susan angeschlagen, und die zehn Söhne Haman wurden gehängt.

Esth 9,15   Und die Juden zu Susan versammelten sich auch am vierzehnten Tage des Monats Adar und erwürgten zu Susan dreihundert Mann; aber an ihre Güter legten sie ihre Hände nicht.

Esth 9,16   Aber die andern Juden in den Ländern des Königs kamen zusammen und standen für ihr Leben, daß sie Ruhe schafften vor ihren Feinden, und erwürgten ihrer Feinde fünfundsiebzigtausend; aber an ihre Güter legten sie ihre Hände nicht.

Esth 9,17   Das geschah am dreizehnten Tage des Monats Adar, und sie ruhten am vierzehnten Tage desselben Monats; den machte man zum Tage des Wohllebens und der Freude.

Esth 9,18   Aber die Juden zu Susan waren zusammengekommen am dreizehnten und am vierzehnten Tage und ruhten am fünfzehnten Tag; und den Tag machte man zum Tage des Wohllebens und der Freude.

Esth 9,19   Darum machten die Juden, die auf den Dörfern und Flecken wohnten, den vierzehnten Tag des Monats Adar zum Tag des Wohllebens und der Freude, und sandte einer dem andern Geschenke.

Die Stiftung des Purimfestes

Esth 9,20   Und Mardochai schrieb diese Geschichten auf und sandte Briefe an alle Juden, die in den Landen des Königs Ahasveros waren, nahen und fernen,

Esth 9,21   daß sie annähmen und hielten den vierzehnten und fünfzehnten Tag des Monats Adar jährlich,

Esth 9,22   nach den Tagen, darin die Juden zur Ruhe gekommen waren von ihren Feinden und nach dem Monat, darin ihre Schmerzen in Freude und ihr Leid in gute Tage verkehrt war; daß sie dieselben halten sollten als Tage des Wohllebens und der Freude und einer dem andern Geschenke schicken und den Armen mitteilen.

Esth 9,23   Und die Juden nahmen's an, was sie angefangen hatten zu tun und was Mardochai an sie schrieb:

Esth 9,24   wie Haman, der Sohn Hammedathas, der Agagiter, aller Juden Feind, gedacht hatte, alle Juden umzubringen, und das Pur, das ist das Los, werfen lassen, sie zu erschrecken und umzubringen;
Kap 3,7

Esth 9,25   und wie Esther zum König gegangen war und derselbe durch Briefe geboten hatte, daß seine bösen Anschläge, die er wider die Juden gedacht, auf seinen Kopf gekehrt würden; und wie man ihn und seine Söhne an den Baum gehängt hatte.
V. 14; Kap 7,10

Esth 9,26   Daher sie diese Tage Purim nannten nach dem Namen des Loses [nach dem Wort “Pur”]. Und nach allen Worten dieses Briefes und dem, was sie selbst gesehen hatten und was an sie gelangt war,

Esth 9,27   richteten die Juden es auf und nahmen's auf sich und auf ihre Nachkommen und auf alle, die sich zu ihnen taten, daß sie nicht unterlassen wollten, zu halten diese zwei Tage jährlich, wie die vorgeschrieben und bestimmt waren;

Esth 9,28   daß diese Tage nicht vergessen, sondern zu halten seien bei Kindeskindern, bei allen Geschlechtern, in allen Ländern und Städten. Es sind die Tage Purim, welche nicht sollen übergangen werden unter den Juden, und ihr Gedächtnis soll nicht umkommen bei ihren Nachkommen.

Esth 9,29   Und die Königin Esther, die Tochter Abihails, und Mardochai, der Jude, schrieben mit ganzem Ernst, um es zu bestätigen, diesen zweiten Brief von Purim*;
* Schlachter 2000 = d.h., den Brief, der das Fasten und Wehklagen um die Zeit der Purimtage regelte (vergleiche Vers31)

Esth 9,30   und er sandte die Briefe zu allen Juden in den hundert und siebenundzwanzig Ländern des Königreichs des Ahasveros mit freundlichen und treuen Worten [Worte des Friedens und der Wahrheit]:

Esth 9,31   daß sie annähmen die Tage Purim auf die bestimmte Zeit, wie Mardochai, der Jude, über sie bestätigt hatte und die Königin Esther, und wie sie für sich selbst und ihre Nachkommen bestätigt hatten die Geschichte der Fasten und ihres Schreiens.

Esth 9,32   Und Esther befahl, die Geschichte dieser Purim zu bestätigen. Und es ward in ein Buch geschrieben.

Kapitel 10

Die Macht Mardochais

Esth 10,1  Und der König Ahasveros legte Zins aufs Land und auf die Inseln im Meer.

Esth 10,2   Aber alle Werke seiner Gewalt und Macht und die große Herrlichkeit Mardochais, die ihm der König gab, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige in Medien und Persien.
Kap 8,2.15

Esth 10,3   Denn Mardochai, der Jude, war der nächste nach dem König Ahasveros und groß unter den Juden und angenehm unter der Menge seiner Brüder, der für sein Volk Gutes suchte und redete das Beste für sein ganzes Geschlecht.



HIOB Kapitel 1 bis 10 > Ganze Seite: Luther 1912 <

Kapitel 1

Hiobs Frömmigkeit und Wohlstand

Revised 1833 WEBSTER Version in PDF

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Hi 1,1   Es war ein Mann im Lande Uz, der hieß Hiob. Derselbe war schlecht und recht, gottesfürchtig und mied das Böse.
schlicht, gerade; 1. Mose 10,23; 22,21; 36,28; Jer 25,20; Klagel 4,21; Hes 14,14.20

Hi 1,2   Und zeugte sieben Söhne und drei Töchter;

Hi 1,3   und seines Viehs waren siebentausend Schafe, dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder und fünfhundert Eselinnen, und er hatte viel Gesinde; und er war herrlicher denn alle, die gegen Morgen wohnten.

Hi 1,4   Und seine Söhne gingen und machten ein Mahl, ein jeglicher in seinem Hause auf seinen Tag, und sandten hin und luden ihre drei Schwestern, mit ihnen zu essen und zu trinken.

Hi 1,5   Und wenn die Tage des Mahls um waren, sandte Hiob hin und heiligte sie und machte sich des Morgens früh auf und opferte Brandopfer nach ihrer aller Zahl; denn Hiob gedachte: Meine Söhne möchten gesündigt und Gott abgesagt haben in ihrem Herzen. Also tat Hiob allezeit.

Hiobs Gelassenheit in schweren Prüfungen

Hi 1,6   Es begab sich aber auf einen Tag, da die Kinder Gottes kamen und vor JAHWEH traten, kam der Satan auch unter ihnen.
Kap 2,1; 1. Kön 22,19-22; 1. Chron 21,1; Sach 3,1

Hi 1,7   JAHWEH aber sprach zu dem Satan: Wo kommst du her? Satan antwortete JAHWEH und sprach: Ich habe das Land umher durchzogen.

Hi 1,8   JAHWEH sprach zu Satan: Hast du nicht achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht im Lande, schlecht und recht, gottesfürchtig und meidet das Böse.
V. 1

Hi 1,9   Der Satan antwortete JAHWEH und sprach: Meinst du, daß Hiob umsonst Gott fürchtet?
Ps 73,13

Hi 1,10   Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher verwahrt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Gut hat sich ausgebreitet im Lande.

Hi 1,11   Aber recke deine Hand aus und taste an alles, was er hat: was gilt's, er wird dir ins Angesicht absagen?

Hi 1,12   JAHWEH sprach zum Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; nur an ihn selbst lege deine Hand nicht. Da ging der Satan aus von JAHWEH.

Hi 1,13   Des Tages aber, da seine Söhne und Töchter aßen und Wein tranken in ihres Bruders Hause, des Erstgeborenen,

Hi 1,14   kam ein Bote zu Hiob und sprach: Die Rinder pflügten, und die Eselinnen gingen neben ihnen auf der Weide,

Hi 1,15   da fielen die aus Saba herein und nahmen sie und schlugen die Knechte mit der Schärfe des Schwerts; und ich bin allein entronnen, daß ich dir's ansagte.
1. Mose 10,7.28; 25,3

Hi 1,16   Da er noch redete, kam ein anderer und sprach: Das Feuer Gottes fiel vom Himmel und verbrannte Schafe und Knechte und verzehrte sie; und ich bin allein entronnen, daß ich dir's ansagte.

Hi 1,17   Da der noch redete, kam einer und sprach: Die Chaldäer machte drei Rotten und überfielen die Kamele und nahmen sie und schlugen die Knechte mit der Schärfe des Schwerts; und ich bin allein entronnen, daß ich dir's ansagte.
1. Mose 11,28

Hi 1,18   Da der noch redete, kam einer und sprach: Deine Söhne und Töchter aßen und tranken im Hause ihres Bruders, des Erstgeborenen,

Hi 1,19   Und siehe, da kam ein großer Wind von der Wüste her und stieß auf die vier Ecken des Hauses und warf's auf die jungen Leute, daß sie starben; und ich bin allein entronnen, daß ich dir's ansagte.

Hi 1,20   Da stand Hiob auf und zerriß seine Kleider und raufte sein Haupt und fiel auf die Erde und betete an
1. Mose 37,34

Hi 1,21   und sprach: Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. JAHWEH hat's gegeben, JAHWEH hat's genommen; der Name JAHWEH’s sei gelobt.
Pred 5,14; 1. Tim 6,7

Hi 1,22   In diesem allem sündigte Hiob nicht und tat nichts Törichtes wider Gott.

Kapitel 2

Hiobs neue Bewährung

Hi 2,1   Es begab sich aber des Tages, da die Kinder Gottes kamen und traten vor JAHWEH, daß der Satan auch unter ihnen kam und vor JAHWEH trat.
Kap 1,6

Hi 2,2   Da sprach JAHWEH zu dem Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete JAHWEH und sprach: Ich habe das Land umher durchzogen.

Hi 2,3   JAHWEH sprach zu dem Satan: Hast du nicht acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist seinesgleichen im Lande nicht, schlecht und recht, gottesfürchtig und meidet das Böse und hält noch fest an seiner Frömmigkeit; du aber hast mich bewogen, daß ich ihn ohne Ursache verderbt habe.
Kap 1,1

Hi 2,4   Der Satan antwortete JAHWEH und sprach: Haut für Haut; und alles was ein Mann hat, läßt er für sein Leben.

Hi 2,5   Aber recke deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an: was gilt's, er wird dir ins Angesicht absagen?

Hi 2,6   JAHWEH sprach zu dem Satan: Siehe da, er ist in deiner Hand; doch schone seines Lebens!

Hi 2,7   Da fuhr der Satan aus vom Angesicht JAHWEH’s und schlug Hiob mit bösen Schwären von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel.

Hi 2,8   Und er nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in der Asche.

Hi 2,9   Und sein Weib sprach zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Ja, sage Gott ab und stirb!
Kap 19,17

Hi 2,10   Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie die närrischen Weiber reden. Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? In diesem allem versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.
Kap 1,22; Jak 5,11

Der Besuch der drei Freunde

Hi 2,11   Da aber die drei Freunde Hiobs hörten all das Unglück, das über ihn gekommen war, kamen sie, ein jeglicher aus seinem Ort: Eliphas von Theman, Bildad von Suah und Zophar von Naema. Denn sie wurden eins, daß sie kämen, ihn zu beklagen und zu trösten.
1. Mose 36,15; Jer 49,7; 1. Mose 25,2; Jos 15,41

Hi 2,12   Und da sie ihre Augen aufhoben von ferne, kannten sie ihn nicht und hoben auf ihre Stimme und weinten, und ein jeglicher zerriß sein Kleid, und sie sprengten Erde auf ihr Haupt gen Himmel

Hi 2,13   und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, daß der Schmerz sehr groß war.

Kapitel 3

Hiobs Klage

Hi 3,1   Darnach tat Hiob seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag.

Hi 3,2   Und Hiob sprach:

Hi 3,3   Der Tag müsse verloren sein, darin ich geboren bin, und die Nacht, welche sprach: Es ist ein Männlein empfangen!
Jer 20,14-18

Hi 3,4   Derselbe Tag müsse finster sein, und Gott von obenherab müsse nicht nach ihm fragen; kein Glanz müsse über ihn scheinen!

Hi 3,5   Finsternis und Dunkel müssen ihn überwältigen, und dicke Wolken müssen über ihm bleiben, und der Dampf am Tage mache ihn gräßlich!

Hi 3,6   Die Nacht müsse Dunkel einnehmen; sie müsse sich nicht unter den Tagen des Jahres freuen noch in die Zahl der Monden kommen!

Hi 3,7   Siehe, die Nacht müsse einsam sein und kein Jauchzen darin sein!

Hi 3,8   Es müssen sie verfluchen die Verflucher des Tages und die da bereit sind, zu erregen den Leviathan!

Hi 3,9   Ihre Sterne müssen finster sein in ihrer Dämmerung; sie hoffe aufs Licht, und es komme nicht, und müsse nicht sehen die Wimpern der Morgenröte,

Hi 3,10   darum daß sie nicht verschlossen hat die Tür des Leibes meiner Mutter und nicht verborgen das Unglück vor meinen Augen!

Hi 3,11   Warum bin ich nicht gestorben von Mutterleib an? Warum bin ich nicht verschieden, da ich aus dem Leibe kam?

Hi 3,12   Warum hat man mich auf den Schoß gesetzt? Warum bin ich mit Brüsten gesäugt?

Hi 3,13   So läge ich doch nun und wäre still, schliefe und hätte Ruhe

Hi 3,14   mit den Königen und Ratsherren auf Erden, die das Wüste bauen,

Hi 3,15   oder mit den Fürsten, die Gold haben und deren Häuser voll Silber sind.

Hi 3,16   Oder wie eine unzeitige Geburt, die man verborgen hat, wäre ich gar nicht, wie Kinder, die das Licht nie gesehen haben.

Hi 3,17   Daselbst müssen doch aufhören die Gottlosen mit Toben; daselbst ruhen doch, die viel Mühe gehabt haben.

Hi 3,18   Da haben doch miteinander Frieden die Gefangenen und hören nicht die Stimme des Drängers.

Hi 3,19   Da sind beide, klein und groß, und der Knecht ist frei von seinem Herrn.

Hi 3,20   Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen und das Leben den betrübten Herzen

Hi 3,21   (die des Todes warten, und er kommt nicht, und grüben ihn wohl aus dem Verborgenen,
Offb 9,6

Hi 3,22   die sich sehr freuten und fröhlich wären, wenn sie ein Grab bekämen),

Hi 3,23   dem Manne, dessen Weg verborgen ist und vor ihm von Gott verzäunt ward?
Kap 19,8

Hi 3,24   Denn wenn ich essen soll, muß ich seufzen, und mein Heulen fährt heraus wie Wasser.

Hi 3,25   Denn was ich gefürchtet habe ist über mich gekommen, und was ich sorgte, hat mich getroffen.

Hi 3,26   War ich nicht glückselig? War ich nicht fein stille? Hatte ich nicht gute Ruhe? Und es kommt solche Unruhe!

Kapitel 4

Die erste Rede des Eliphas: Gott straft keinen Unschuldigen

Hi 4,1   Da antwortete Eliphas von Theman und sprach:

Hi 4,2   Du hast's vielleicht nicht gern, so man versucht, mit dir zu reden; aber wer kann sich's enthalten?

Hi 4,3   Siehe, du hast viele unterwiesen und lässige Hände gestärkt;

Hi 4,4   deine Rede hat die Gefallenen aufgerichtet, und die bebenden Kniee hast du gekräftigt.

Hi 4,5   Nun aber es an dich kommt, wirst du weich; und nun es dich trifft, erschrickst du.

Hi 4,6   Ist nicht deine Gottesfurcht dein Trost, deine Hoffnung die Unsträflichkeit deiner Wege?

Hi 4,7   Gedenke doch, wo ist ein Unschuldiger umgekommen? oder wo sind die Gerechten je vertilgt?

Hi 4,8   Wie ich wohl gesehen habe: die da Mühe pflügen und Unglück säten, ernteten es auch ein;
Spr 22,8

Hi 4,9   durch den Odem Gottes sind sie umgekommen und vom Geist seines Zorns vertilgt.

Hi 4,10   Das Brüllen der Löwen und die Stimme der großen Löwen und die Zähne der jungen Löwen sind zerbrochen.

Hi 4,11   Der Löwe ist umgekommen, daß er nicht mehr raubt, und die Jungen der Löwin sind zerstreut.

Hi 4,12   Und zu mir ist gekommen ein heimlich Wort, und mein Ohr hat ein Wörtlein davon empfangen.

Hi 4,13   Da ich Gesichte betrachtete in der Nacht, wenn der Schlaf auf die Leute fällt,

Hi 4,14   da kam mich Furcht und Zittern an, und alle meine Gebeine erschraken.
1. Mose 15,12

Hi 4,15   Und da der Geist an mir vorüberging standen mir die Haare zu Berge an meinem Leibe.

Hi 4,16   Da stand ein Bild vor meinen Augen, und ich kannte seine Gestalt nicht; es war still, und ich hörte eine Stimme:

Hi 4,17   Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott? oder ein Mann rein sein vor dem, der ihn gemacht hat?

Hi 4,18   Siehe, unter seinen Knechten ist keiner ohne Tadel, und seine Boten zeiht er der Torheit:
Kap 15,15

Hi 4,19   wie viel mehr die in Lehmhäusern wohnen und auf Erde gegründet sind und werden von Würmern gefressen!
2. Kor 5,1

Hi 4,20   Es währt vom Morgen bis an den Abend, so werden sie zerschlagen; und ehe sie es gewahr werden, sind sie gar dahin,

Hi 4,21   und ihre Nachgelassenen vergehen und sterben auch unversehens.

Kapitel 5

Fortsetzung: Der Gottlose geht zugrunde; wer sich beugt unter Gott, der wird errettet

Hi 5,1   Rufe doch! was gilts, ob einer dir antworte? Und an welchen von den Heiligen willst du dich wenden?

Hi 5,2   Einen Toren aber erwürgt wohl der Unmut, und den Unverständigen tötet der Eifer.

Hi 5,3   Ich sah einen Toren eingewurzelt, und ich fluchte plötzlich seinem Hause.
Ps 37,35.36

Hi 5,4   Seine Kinder werden fern sein vom Heil und werden zerschlagen werden im Tor, da kein Erretter sein wird.

Hi 5,5   Seine Ernte wird essen der Hungrige und auch aus den Hecken sie holen, und sein Gut werden die Durstigen aussaufen.

Hi 5,6   Denn Mühsal aus der Erde nicht geht und Unglück aus dem Acker nicht wächst;

Hi 5,7   sondern der Mensch wird zu Unglück geboren, wie die Vögel schweben, emporzufliegen.

Hi 5,8   Ich aber würde zu Gott mich wenden und meine Sache vor ihn bringen,

Hi 5,9   der große Dinge tut, die nicht zu erforschen sind, und Wunder, die nicht zu zählen sind:
Kap 9,10

Hi 5,10   der den Regen aufs Land gibt und läßt Wasser kommen auf die Gefilde;

Hi 5,11   der die Niedrigen erhöht und den Betrübten emporhilft.
Ps 75,8; Luk 1,52

Hi 5,12   Er macht zunichte die Anschläge der Listigen, daß es ihre Hand nicht ausführen kann;

Hi 5,13   er fängt die Weisen in ihrer Listigkeit und stürzt der Verkehrten Rat,
1. Kor 3,19

Hi 5,14   daß sie des Tages in der Finsternis laufen und tappen am Mittag wie in der Nacht.
Jes 59,9.10

Hi 5,15   Er hilft den Armen von dem Schwert, von ihrem Munde und von der Hand des Mächtigen,

Hi 5,16   und ist des Armen Hoffnung, daß die Bosheit wird ihren Mund müssen zuhalten.

Hi 5,17   Siehe, selig ist der Mensch, den Gott straft; darum weigere dich der Züchtigung des Allmächtigen nicht.
Spr 3,11; Ps 94,12

Hi 5,18   Denn er verletzt und verbindet; er zerschlägt und seine Hand heilt.
5. Mose 32,39; Hos 6,1

Hi 5,19   Aus sechs Trübsalen wird er dich erretten, und in der siebenten wird dich kein Übel rühren:
Spr 24,16

Hi 5,20   in der Teuerung wird er dich vom Tod erlösen und im Kriege von des Schwertes Hand;

Hi 5,21   Er wird dich verbergen vor der Geißel Zunge, daß du dich nicht fürchtest vor dem Verderben, wenn es kommt;

Hi 5,22   im Verderben und im Hunger wirst du lachen und dich vor den wilden Tieren im Lande nicht fürchten;

Hi 5,23   sondern sein Bund wird sein mit den Steinen auf dem Felde, und die wilden Tiere im Lande werden Frieden mit dir halten.
Hos 2,20; Jes 11,6-9

Hi 5,24   Und du wirst erfahren, daß deine Hütte Frieden hat, und wirst deine Behausung versorgen und nichts vermissen,

Hi 5,25   und wirst erfahren, daß deines Samens wird viel werden und deine Nachkommen wie das Gras auf Erden,

Hi 5,26   und wirst im Alter zum Grab kommen, wie Garben eingeführt werden zu seiner Zeit.

Hi 5,27   Siehe, das haben wir erforscht und ist also; dem gehorche und merke du dir's.

Kapitel 6

Hiobs Antwort: Er rechtfertigt seinen Jammer und klagt über die Härte der Freunde

Hi 6,1   Hiob antwortete und sprach:

Hi 6,2   Wenn man doch meinen Unmut wöge und mein Leiden zugleich in die Waage legte!

Hi 6,3   Denn nun ist es schwerer als Sand am Meer; darum gehen meine Worte irre.

Hi 6,4   Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir: derselben Gift muß mein Geist trinken, und die Schrecknisse Gottes sind auf mich gerichtet.
Ps 38,3

Hi 6,5   Das Wild schreit nicht, wenn es Gras hat; der Ochse blökt nicht, wenn er sein Futter hat.

Hi 6,6   Kann man auch essen, was ungesalzen ist? Oder wer mag kosten das Weiße um den Dotter?

Hi 6,7   Was meine Seele widerte anzurühren, das ist meine Speise, mir zum Ekel.

Hi 6,8   O, daß meine Bitte geschähe und Gott gäbe mir, was ich hoffe!

Hi 6,9   Daß Gott anfinge und zerschlüge mich und ließe seine Hand gehen und zerscheiterte mich!

Hi 6,10   So hätte ich nun Trost, und wollte bitten in meiner Krankheit, daß er nur nicht schonte, habe ich doch nicht verleugnet die Reden des Heiligen.

Hi 6,11   Was ist meine Kraft, daß ich möge beharren? und welches ist mein Ende, daß meine Seele geduldig sein sollte?

Hi 6,12   Ist doch meine Kraft nicht steinern und mein Fleisch nicht ehern.

Hi 6,13   Habe ich doch nirgend Hilfe, und mein Vermögen ist dahin.

Hi 6,14   Wer Barmherzigkeit seinem Nächsten verweigert, der verläßt des Allmächtigen Furcht.

Hi 6,15   Meine Brüder trügen wie ein Bach, wie Wasserströme, die vergehen,
Ps 38,12

Hi 6,16   die trübe sind vom Eis, in die der Schnee sich birgt:

Hi 6,17   zur Zeit, wenn sie die Hitze drückt, versiegen sie; wenn es heiß wird, vergehen sie von ihrer Stätte.

Hi 6,18   Die Reisezüge gehen ab vom Wege, sie treten aufs Ungebahnte und kommen um;

Hi 6,19   die Reisezüge von Thema blicken ihnen nach, die Karawanen von Saba hofften auf sie:
1. Mose 25,15; Kap 1,15

Hi 6,20   aber sie wurden zu Schanden über ihrer Hoffnung und mußten sich schämen, als sie dahin kamen.

Hi 6,21   So seid ihr jetzt ein Nichts geworden, und weil ihr Jammer sehet, fürchtet ihr euch.

Hi 6,22   Habe ich auch gesagt: Bringet her von eurem Vermögen und schenkt mir

Hi 6,23   und errettet mich aus der Hand des Feindes und erlöst mich von der Hand der Gewalttätigen?

Hi 6,24   Lehret mich, so will ich schweigen; und was ich nicht weiß, darin unterweist mich.

Hi 6,25   Warum tadelt ihr rechte Rede? Wer ist unter euch, der sie strafen könnte?

Hi 6,26   Gedenket ihr, Worte zu strafen? Aber eines Verzweifelten Rede ist für den Wind.

Hi 6,27   Ihr fielet wohl über einen armen Waisen her und grübet eurem Nachbarn Gruben.

Hi 6,28   Doch weil ihr habt angehoben, sehet auf mich, ob ich vor euch mit Lügen bestehen werde.

Hi 6,29   Antwortet, was recht ist; meine Antwort wird noch recht bleiben.

Hi 6,30   Ist denn auf meiner Zunge Unrecht, oder sollte mein Gaumen Böses nicht merken?

Kapitel 7

Fortsetzung: Hiob bittet Gott, seinem Leben ein Ende zu machen oder ihn zu schonen

Hi 7,1   Muß nicht der Mensch immer im Streit sein auf Erden, und sind seine Tage nicht wie eines Tagelöhners?
Kap 14,6

Hi 7,2   Wie ein Knecht sich sehnt nach dem Schatten und ein Tagelöhner, daß seine Arbeit aus sei,

Hi 7,3   also habe ich wohl ganze Monden vergeblich gearbeitet, und elender Nächte sind mir viel geworden.

Hi 7,4   Wenn ich mich legte, sprach ich: Wann werde ich aufstehen? Und der Abend ward mir lang; ich wälzte mich und wurde des satt bis zur Dämmerung.

Hi 7,5   Mein Fleisch ist um und um wurmig und knotig; meine Haut ist verschrumpft und zunichte geworden.

Hi 7,6   Meine Tage sind leichter dahingeflogen denn die Weberspule und sind vergangen, daß kein Aufhalten dagewesen ist.
Jes 38,12

Hi 7,7   Gedenke, daß mein Leben ein Wind ist und meine Augen nicht wieder Gutes sehen werden.

Hi 7,8   Und kein lebendiges Auge wird mich mehr schauen; sehen deine Augen nach mir, so bin ich nicht mehr.

Hi 7,9   Eine Wolke vergeht und fährt dahin: also, wer in die Hölle hinunterfährt, kommt nicht wieder herauf

Hi 7,10   und kommt nicht wieder in sein Haus, und sein Ort kennt ihn nicht mehr.
Kap 10,21; 14,10-12; 16,22; Ps 103,16

Hi 7,11   Darum will ich auch meinem Munde nicht wehren; ich will reden in der Angst meines Herzens und will klagen in der Betrübnis meiner Seele.

Hi 7,12   Bin ich denn ein Meer oder ein Meerungeheuer, daß du mich so verwahrst?

Hi 7,13   Wenn ich gedachte: Mein Bett soll mich trösten, mein Lager soll mir meinen Jammer erleichtern,

Hi 7,14   so erschrecktest du mich mit Träumen und machtest mir Grauen durch Gesichte,

Hi 7,15   daß meine Seele wünschte erstickt zu sein und meine Gebeine den Tod.

Hi 7,16   Ich begehre nicht mehr zu leben. Laß ab von mir, denn meine Tage sind eitel.
1. Kön 19,4

Hi 7,17   Was ist ein Mensch, daß du ihn groß achtest und bekümmerst dich um ihn?
Kap 14,1-5; Ps 8,5

Hi 7,18   Du suchst ihn täglich heim und versuchst ihn alle Stunden.

Hi 7,19   Warum tust du dich nicht von mir und lässest mich nicht, bis ich nur meinen Speichel schlinge?

Hi 7,20   Habe ich gesündigt, was tue ich dir damit, o du Menschenhüter? Warum machst du mich zum Ziel deiner Anläufe, daß ich mir selbst eine Last bin?

Hi 7,21   Und warum vergibst du mir meine Missetat nicht und nimmst weg meine Sünde? Denn nun werde ich mich in die Erde legen, und wenn du mich morgen suchst, werde ich nicht da sein.

Kapitel 8

Die erste Rede Bildads: Nur Buße ist für Hiob der Weg zum Glück; die Gottlosen gehen unter

Hi 8,1   Da antwortete Bildad von Suah und sprach:

Hi 8,2   Wie lange willst du solches reden und sollen die Reden deines Mundes so einen stolzen Mut haben?

Hi 8,3   Meinst du, daß Gott unrecht richte oder der Allmächtige das Recht verkehre?
Kap 34,10

Hi 8,4   Haben deine Söhne vor ihm gesündigt, so hat er sie verstoßen um ihrer Missetat willen.
Kap 1,18.19

Hi 8,5   So du aber dich beizeiten zu Gott tust und zu dem Allmächtigen flehst,

Hi 8,6   und so du rein und fromm bist, so wird er aufwachen zu dir und wird wieder aufrichten deine Wohnung um deiner Gerechtigkeit willen;
Ps 35,23

Hi 8,7   und was du zuerst wenig gehabt hast, wird hernach gar sehr zunehmen.
Kap 42,10

Hi 8,8   Denn frage die vorigen Geschlechter und merke auf das, was ihr Väter erforscht haben;

Hi 8,9   denn wir sind von gestern her und wissen nichts; unser Leben ist ein Schatten auf Erden.
Ps 102,12

Hi 8,10   Sie werden dich's lehren und dir sagen und ihre Rede aus ihrem Herzen hervorbringen:

Hi 8,11   "Kann auch ein Rohr aufwachsen, wo es nicht feucht steht? oder Schilf wachsen ohne Wasser?

Hi 8,12   Sonst wenn's noch in der Blüte ist, ehe es abgehauen wird, verdorrt es vor allem Gras.

Hi 8,13   So geht es allen denen, die Gottes vergessen; und die Hoffnung der Heuchler wird verloren sein.
Kap 11,20; 18,14; Spr 10,28

Hi 8,14   Denn seine Zuversicht vergeht, und seine Hoffnung ist eine Spinnwebe.

Hi 8,15   Er verläßt sich auf sein Haus, und wird doch nicht bestehen; er wird sich daran halten, aber doch nicht stehenbleiben.

Hi 8,16   Er steht voll Saft im Sonnenschein, und seine Reiser wachsen hervor in seinem Garten.

Hi 8,17   Seine Saat steht dick bei den Quellen und sein Haus auf Steinen.

Hi 8,18   Wenn er ihn aber verschlingt von seiner Stätte, wird sie sich gegen ihn stellen, als kennte sie ihn nicht.

Hi 8,19   Siehe, das ist die Freude seines Wesens; und aus dem Staube werden andere wachsen."

Hi 8,20   Darum siehe, daß Gott nicht verwirft die Frommen und erhält nicht die Hand der Boshaften,

Hi 8,21   bis daß dein Mund voll Lachens werde und deine Lippen voll Jauchzens.
Ps 126,2

Hi 8,22   Die dich aber hassen, werden zu Schanden werden, und der Gottlosen Hütte wird nicht bestehen.

Kapitel 9

Hiobs Antwort an Bildad: Mit dem Allmächtigen kann niemand rechten

Hi 9,1   Hiob antwortete und sprach:

Hi 9,2   Ja, ich weiß gar wohl, daß es also ist und daß ein Mensch nicht recht behalten mag gegen Gott.
Kap 25,4

Hi 9,3   Hat er Lust, mit ihm zu hadern, so kann er ihm auf tausend nicht eins antworten.
Ps 19,13

Hi 9,4   Er ist weise und mächtig; wem ist's je gelungen, der sich wider ihn gelegt hat?

Hi 9,5   Er versetzt Berge, ehe sie es innewerden, die er in seinem Zorn umkehrt.

Hi 9,6   Er bewegt die Erde aus ihrem Ort, daß ihre Pfeiler zittern.

Hi 9,7   Er spricht zur Sonne, so geht sie nicht auf, und versiegelt die Sterne.

Hi 9,8   Er breitet den Himmel aus allein und geht auf den Wogen des Meeres.
Jes 40,22

Hi 9,9   Er macht den Wagen am Himmel und Orion und die Plejaden und die Sterne gegen Mittag.
Kap 38,31; Amos 5,8; Jes 13,10

Hi 9,10   Er tut große Dinge, die nicht zu erforschen sind, und Wunder, deren keine Zahl ist.
Kap 5,9

Hi 9,11   Siehe, er geht an mir vorüber, ehe ich's gewahr werde, und wandelt vorbei, ehe ich's merke.

Hi 9,12   Siehe, wenn er hinreißt, wer will ihm wehren? Wer will zu ihm sagen: Was machst du?

Hi 9,13   Er ist Gott; seinen Zorn kann niemand stillen; unter ihn mußten sich beugen die Helfer Rahabs.
Kap 26,12

Hi 9,14   Wie sollte ich denn ihm antworten und Worte finden gegen ihn?

Hi 9,15   Wenn ich auch recht habe, kann ich ihm dennoch nicht antworten, sondern ich müßte um mein Recht flehen.

Hi 9,16   Wenn ich ihn schon anrufe, und er mir antwortet, so glaube ich doch nicht, daß er meine Stimme höre.

Hi 9,17   Denn er fährt über mich mit Ungestüm und macht mir Wunden viel ohne Ursache.

Hi 9,18   Er läßt meinen Geist sich nicht erquicken, sondern macht mich voll Betrübnis.

Hi 9,19   Will man Macht, so ist er zu mächtig; will man Recht, wer will mein Zeuge sein?
V. 33

Hi 9,20   Sage ich, daß ich gerecht bin, so verdammt er mich doch; bin ich Unschuldig, so macht er mich doch zu Unrecht.

Hi 9,21   Ich bin unschuldig! ich frage nicht nach meiner Seele, begehre keines Lebens mehr.

Hi 9,22   Es ist eins, darum sage ich: Er bringt um beide, den Frommen und den Gottlosen.
Kap 8,20; Pred 9,2.3

Hi 9,23   Wenn er anhebt zu geißeln, so dringt er alsbald zum Tod und spottet der Anfechtung der Unschuldigen.

Hi 9,24   Das Land aber wird gegeben unter die Hand der Gottlosen, und der Richter Antlitz verhüllt er. Ist's nicht also, wer anders sollte es tun?

Hi 9,25   Meine Tage sind schneller gewesen denn ein Läufer; sie sind geflohen und haben nichts Gutes erlebt.

Hi 9,26   Sie sind dahingefahren wie die Rohrschiffe, wie ein Adler fliegt zur Speise.

Hi 9,27   Wenn ich gedenke: Ich will meiner Klage vergessen und meine Gebärde lassen fahren und mich erquicken,

Hi 9,28   so fürchte ich alle meine Schmerzen, weil ich weiß, daß du mich nicht unschuldig sein lässest.

Hi 9,29   Ich muß ja doch ein Gottloser sein; warum mühe ich mich denn so vergeblich?

Hi 9,30   Wenn ich mich gleich mit Schneewasser wüsche und reinigte mein Hände mit Lauge,

Hi 9,31   so wirst du mich doch tauchen in Kot, und so werden mir meine Kleider greulich anstehen.

Hi 9,32   Denn er ist nicht meinesgleichen, dem ich antworten könnte, daß wir vor Gericht miteinander kämen.

Hi 9,33   Es ist zwischen uns kein Schiedsmann, der seine Hand auf uns beide lege.

Hi 9,34   Er nehme von mir seine Rute und lasse seinen Schrecken von mir,

Hi 9,35   daß ich möge reden und mich nicht vor ihm fürchten dürfe; denn ich weiß, daß ich kein solcher bin.

Kapitel 10

Fortsetzung: Hiob klagt, daß Gott sein Geschöpf so schwer heimsuche

Hi 10,1  Meine Seele verdrießt mein Leben; ich will meiner Klage bei mir ihren Lauf lassen und reden in der Betrübnis meiner Seele

Hi 10,2   und zu Gott sagen: Verdamme mich nicht! laß mich wissen, warum du mit mir haderst.

Hi 10,3   Gefällt dir's, daß du Gewalt tust und mich verwirfst, den deine Hände gemacht haben, und bringst der Gottlosen Vornehmen zu Ehren?

Hi 10,4   Hast du denn auch fleischliche Augen, oder siehst du, wie ein Mensch sieht?
1. Sam 16,7

Hi 10,5   Oder ist deine Zeit wie eines Menschen Zeit, oder deine Jahre wie eines Mannes Jahre?

Hi 10,6   daß du nach einer Missetat fragest und suchest meine Sünde,

Hi 10,7   so du doch weißt wie ich nicht gottlos sei, so doch niemand ist, der aus deiner Hand erretten könne.

Hi 10,8   Deine Hände haben mich bereitet und gemacht alles, was ich um und um bin; und du wolltest mich verderben?
Ps 139,14

Hi 10,9   Gedenke doch, daß du mich aus Lehm gemacht hast; und wirst mich wieder zu Erde machen?
Kap 33,6; 1. Mose 2,7; 3,19

Hi 10,10   Hast du mich nicht wie Milch hingegossen und wie Käse lassen gerinnen?

Hi 10,11   Du hast mir Haut und Fleisch angezogen; mit Gebeinen und Adern hast du mich zusammengefügt.

Hi 10,12   Leben und Wohltat hast du an mir getan, und dein Aufsehen bewahrt meinen Odem.

Hi 10,13   Aber dies verbargst du in deinem Herzen, ich weiß, daß du solches im Sinn hattest:

Hi 10,14   wenn ich sündigte, so wolltest du es bald merken und meine Missetat nicht ungestraft lassen.

Hi 10,15   Bin ich gottlos, dann wehe mir! bin ich gerecht, so darf ich doch mein Haupt nicht aufheben, als der ich voll Schmach bin und sehe mein Elend.

Hi 10,16   Und wenn ich es aufrichte, so jagst du mich wie ein Löwe und handelst wiederum wunderbar an mir.
Jes 38,13

Hi 10,17   Du erneuest deine Zeugen wider mich und machst deines Zornes viel auf mich; es zerplagt mich eins über das andere in Haufen.

Hi 10,18   Warum hast du mich aus Mutterleib kommen lassen? Ach, daß ich wäre umgekommen und mich nie ein Auge gesehen hätte!
Kap 3,3.11; Jer 20,14

Hi 10,19   So wäre ich, als die nie gewesen sind, von Mutterleibe zum Grabe gebracht.

Hi 10,20   Ist denn mein Leben nicht kurz? So höre er auf und lasse ab von mir, daß ich ein wenig erquickt werde,

Hi 10,21   ehe ich denn hingehe und komme nicht wieder, ins Land der Finsternis und des Dunkels,
Kap 7,10

Hi 10,22   ins Land da es stockfinster ist und da keine Ordnung ist, und wenn's hell wird, so ist es wie Finsternis.

weiter: HIOB Kapitel 11 bis 26
 

















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