GOTTES Hand ist deutlich spürbar



2. Petr 1,16 Denn wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, da wir euch kundgetan haben die Kraft und Zukunft unsers HErrn Jesus Christus (hebr. = Jahschua der Messias); sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen,
2Petr1,17 VOR 1866 => Da er empfing von GOTT, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm geschah von der großen Herrlichkeit der Massen: DIES IST MEIN LIEBER SOHN, AN DEM ICH WOHLGEFALLEN HABE.
2. Petr 1,18 Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel geschehen, da wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge.
2. Petr 1,19
UND WIR HABEN DESTO FESTER DAS PROPHETISCHE WORT, UND IHR TUT WOHL, DASS IHR DARAUF ACHTET ALS AUF EIN LICHT, DAS DA SCHEINT IN EINEM DUNKLEN ORT, BIS DER TAG ANBRECHE UND DER MORGENSTERN AUFGEHE IN EUREN HERZEN.

D’Aubigné in seiner “Geschichte der Reformation” des 16. Jahrhunderts führt als einen unzweifelhaften Beweis, daß Gottes Hand in jenem Werke war, die Tatsache an, daß sich gegenseitig unbekannte Männer in verschiedenen Ländern veranlaßt fühlten, die Lehre von der Vergebung und dem Heil durch Jesus Christus zu erforschen und ohne auferlegte Bußübungen und ohne Freisprechung von Sünden von seiten der katholischen Kirche ihren eigenen Landsleuten zu verkündigen.

Wenn diese Tatsache ein Beweis ist, daß Gottes Hand in der Reformation des 16. Jahrhunderts war, warum sollte es denn nicht auch ein Beweis sein, daß sie in der Advent-Bewegung des 19. Jahrhunderts ist? Auch in dieser Zeit haben sich Männer in verschiedenen Teilen der Welt, ohne sich gegenseitig zu kennen, veranlaßt gefühlt in der Schrift zu forschen, und haben, als sie die Lehre von dem nahen Kommen Christi annahmen, sie eifrig ihren eigenen Landsleuten verkündigt. In den Jahren 1831 - 44 brachten ihre gemeinschaftlichen Bemühungen der ganzen zivilisierten Welt die Botschaft, die in Wirklichkeit an jedes Volk ergangen ist. ...

Deutschland und die Schweiz

Indem der Geschichtsschreiber die Reformation in Deutschland mit der in der Schweiz vergleicht, sagt er:

“Das Licht der Wahrheit drang nicht von Deutschland nach der Schweiz, von da nach Frankreich, von Frankreich nach England; alle diese Kirchen erhielten es von Gott, so wie kein Teil der Welt das Licht überliefert, sondern eine glänzende Kugel es unmittelbar der ganzen Erde mitteilt. Unermeßlich hoch über den Menschen war Christus, der Aufgang von der Höhe zur Zeit der Reformation, wie bei der Einführung des Christentums, das göttliche Feuer, von welchem das Leben der Welt ausströmte. Eine und dieselbe Lehre drang plötzlich im 16. Jahrhundert an den Herd und in die Kirche der entferntesten und verschiedensten Völker, überall erzeugte derselbe Geist denselben Glauben. Es erhellt diese Wahrheit aus der Reformation in Deutschland und in der Schweiz. Zwingli stand in keiner Verbindung mit Luther. Es gab ein Band zwischen beiden, das nicht auf Erde zu suchen ist: beide erhielten die Weisheit vom Himmel. “Ich habe,” schreibt  Zwingli im Jahre 1516, “zu einer Zeit, als der Name Luther in unsern Landen noch unbekannt war, das Evangelium zu predigen angefangen. Ich habe die christliche Lehre nicht von Luther, sondern aus Gottes Wort gelernt. Wenn Luther Christus predigt, so tut er, was ich tue, das ist alles.” - Geschichte der Reformation, Buch 8, Abschn. 1.

Frankreich und England

Über das Werk von Farel und Lefevre in Frankreich sagt derselbe Geschichtsschreiber:

“Die Reformation ist also nicht nach Frankreich erst verpflanzt worden: sie ist auf französischen Boden entsprossen, hat in Paris gekeimt und ihre ersten Wurzeln in der Pariser Hochschule, der zweiten Macht der römischen Christenheit, geschlagen. Gott legte den Grund dieses Werkes in die edlen Herzen von Männern aus der Picardie und Dauphinee, bevor es irgend anderswo begonnen hatte. Die schweizerische Reformation war, wie wir schon gesehen haben, von der deutschen unabhängig, die französische ist es von beiden. Das Werk fing in verschiedenen Ländern ohne wechselseitige Mitteilung an, wie vor einer Schlacht die verschiedenen Heereshaufen sich in Bewegung setzen, ohne daß einer dem andern befohlen hätte, weil ein und derselbe Befehl, welcher höheren Orts gegeben wird, an alle ergeht. Die Zeit war erfüllt, die Völker reif; Gott begann seine Kirche überall auf einmal zu erneuern. Daß die Reformation des 16. Jahrhunderts Gottes Werk war, leuchtet wahrlich aus solchen Tatsachen hell genug hervor.” Buch 12, Abschn. 3.

Über die Reformation in England unter Thos. Bilney, Fryth, Tyndale und anderen sagt d’Aubigné ferner:

“Unabhängig von Luther und Zwingli hat also die englische Reformation begonnen. Niemand als Gott allein hat sie ins Leben gerufen. In allen Ländern der Christenheit wirkte und regte sich das Wort Gottes zu gleicher Zeit. Die Wurzel der Reformation in Oxford, Cambridge und London war das griechische neue Testament des Erasmus. Auf diesen Ursprung seiner Reformation lernte England in der Folge noch stolz zu sein.” Buch 18, Abschr. 2.

Die Advent-Bewegung entstand in gleicher Weise wie die hier erwähnten Anfänge der Reformation. Männer, die sich nicht kannten, in keinerlei Verbindung mit einander standen und nichts von einander wußten, wurden in mehr als dreimal so viel Ländern als damals zum Forschen bewegt. Sie fingen an, die gleichen Bibelwahrheiten zu verkündigen, nicht nur unter vier Völkern, sondern in der ganzen zivilisierten Welt.

Die Zeit des Endes

Als der HERR (JAHWEH) dem Daniel gewisse prophetische Zeitperioden offenbarte, gab er ihm zu verstehen, daß etwas Bestimmtes stattfinden müsse, ehe man jene Perioden deuten können. In Dan. 12,4 lesen wir: “Verbirg die Worte und versiegele das Buch bis auf die Zeit des Endes. Viele werden es durchlaufen und so wird die Erkenntnis sich mehren.” In Dan. 12,9 heißt es: “Denn verborgen und versiegelt bleiben die Worte, bis zur Zeit des Endes.” In Dan. 11,35 wo auf das Werk des Papsttums hingewiesen wird, lesen wir: “Und von den Verständigen werden manche fallen, um zu schmelzen unter ihnen und zu läutern und zu reinigen bis zur Zeit des Endes; denn noch auf die bestimmte Zeit verzieht es sich.”

Die Zeit des Endes ist nicht das Ende selbst, sondern eine Zeitperiode kurz vor dem Kommen des HErrn, in welcher die prophetischen Zeiten entsiegelt und verstanden werden sollten. Die “bestimmte Zeit” bezieht sich auf die Dauer der Herrschaft des unter dem kleinen Horn versinnbildeten Papsttums, und ist laut Dan. 7,25  “eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit.” Dies erkannte schon Prälat Roos in seiner “Auslegung Daniels” im Jahre 1771, wo er S. 64 sagt: “Die Zeit des Endes fängt an, wenn das Zerstreuen des heiligen Volkes oder viertehalb Zeiten aufhören.” Dies geschah im Jahre 1798, als das Papsttum eine tödliche Wunde empfing und nun war die Zeit da, in welcher die prophetischen Ketten auf Grund der Bibel durchforscht, die Erkenntnis sich mehren und die prophetische Zeit, welche bisher versiegelt war, offenbart werden sollte.

Die Zeit entsiegelt

J. B. Himes, der in der Verkündigung der Advent-Lehre in Amerika tätig war, sagt in dem “Mitternachtsruf,” einem englischen Blatt, welches er in New-York im Jahre 1842 - 44 herausgab, vom 15. Juni 1842: “Es ist wirklich interesssant, wie viele voneinander unabhängige Schreiber seit 1798 in den siebenzig Wochen den Schlüssel zu den 2300 Tagen gefunden haben, wovon man vorher nichts wußte.” Wiederum sagt er in derselben Nummer:  “Ist es nicht ein wunderbares Zusammentreffen, daß so viele Schreiber, ohne die geringste Kenntnis voneinander zu haben, zur selben Zeit zu demselben Schluss kamen?”

Miller, Krupp, Irving, Kelber

W. Miller vom Staate New-York, A. I. Kropp von Philadelphia, David Mc.Gregor in Falmouth, Maine, Ed. Irving, L. Way von England und L. Kelber von Deutschland entdeckten alle zur selben Zeit, daß die siebenzig Wochen in Dan. 9 und die 2300 Tage in Dan. 8 zur gleichen Zeit anfingen.

Wie dieser Gegenstand sich auch nach und nach anderen Forschern der Prophezeiungen eröffnete und zwar, ohne Kenntnisse von den vorher genannten zu haben und auch unabhängig voneinander, sehen wir aus demselben “Mitternachtsruf.” Dort heißt es: “Soeben ein Buch erhalten mit dem folgenden Titel: ‘Zwei Versuche über Daniels 2300 prophetische Tage und die christliche Pflicht, die Befreiung der Kirche zu untersuchen,’ von Archibald Mason, Prediger des Evangeliums, Wishawton, Schottland. Gedruckt von der Glasgow-Ausgabe durch Ward M. Gazley, 1820.”

W. E. Davis

Mason sagt in seinem Buch: “Ich habe kürzlich eine kleine Schrift gesehen, die zuerst in Amerika von W. E. Davis aus Süd-Carolina herausgegeben wurde und dann im Jahre 1818 in Warkington, Süd-England, aufs neue herauskam. Der Verfasser stellt fest, daß die 2300 Tage mit den siebenzig Wochen Dan. 9,24 anfingen und dieser Meinung pflichte ich vollkommen bei.”

In demselben “Mitternachtsruf” bemerkt I. B. Himes über die Erscheinung und den Inhalt des Buches: “Davids Buch muß ungefähr im Jahre 1810 geschrieben worden sein.” Der Leser könnte annehmen, die Erzeugnisse von Miller, Litch, Storrs oder Hale zu lesen; aber wir glauben, daß keiner der gegenwärtigen Adventsschreiber von dem Betehen dieses Buches etwas wußte, bis letzte Woche der Herausgeber dieses Blatt es in die Hände bekam.

Alexander Campbell

In dem “Mitternachtsrufe” vom 31. August 1843, lesen wir von Alexander Campbell, dem Gründer einer großen Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten “Jünger Christi” genannt, folgendes:

“Im Jahre 1829 hatte er seine berühmte Disputation mit dem Gottesleugner Robert Owen, in welcher er behauptete, Daniels Gesicht erstrecke sich bis auf das Ende der Zeit, die 2300 Tage seien Jahre und endeten nach unserer jetzigen Zeitrechnung im Jahre 1843.”

Kapitän Landers

Ferner lesen wir in dem “Mitternachtsruf” vom 21. September 1843 von einem Buche mit folgendem Titel:

“Eine Stimme an England und Amerika ergangen in einem biblischen Bericht über das zweite Kommen unseres HErrn und Heilandes, um zu zeigen, warum wir täglich bitten, wenn wir beten:  ‘Dein Reich komme, dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.’ Matth. 6,10.”  Von Kapitän Landers, Liverpool, herausgegeben von S. Kent und Co. 1839.
“Er, wie viele andere, gibt eine Berechnung der Zeit und setzt das Ende der 2300 Tage auf das Jahr 1843 nach unserer Zeitrechnung.”

Joseph Wolff

In dem “Mitternachtsrufe” vom 31. August 1843 lesen wir:
“Im Jahre 1822 veröffentlichte Joseph Wolff von England ein Buch, betitelt:  “Er wird wiederkommen, der Menschensohn in den Wolken des Himmels.” Dieser Joseph Wolff war aus Baiern gebürtig, jüdischer Abkunft, wurde aber katholisch und später anglikanisch. Folgende Schilderung über ihn ist der “Evang. Kirchenzeitung,” Berlin 1835, S. 399 - 406 entnommen:

“Wolff ist von mildem und angenehmen Charakter. Er ist Meister von vierzehn Sprachen und in der Bibellehre außerordentlich bewandert, und vom größten Missionseifer durchdrungen. er ist von der Wahrheit des Berufs Irvings fest überzeugt. Beim Predigen weiß er die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer anzuziehen, er empfindet, was er sagt.”
“Wir finden ihn im Dienst der englischen Juden-Missionsgesellschaft im Frühling 1830 zu Alexandrien in Ägypten. Hier hatte er die Kühnheit, Proklamationen an den Mauern anschlagen zu lassen, worin er es als seine, aus dem Buche Daniel geschöpfte Überzeugung aussprach, daß Christus im Jahre 1847 wiederkommen werde. Hierauf erteilte ihm der Pascha die Weisung, Ägypten zu verlassen.”


Wolff berechnete die 2300 Tage ebenfalls auf das Jahr 1843 unserer Zeitrechnung, die eigentlich erst vier Jahre nach Christi Geburt beginnt, so daß von der Geburt Christi gerechnet es das Jahr 1847 wäre. Über seine Reisen berichtet er nach obiger Zeitschrift folgendes:

“So habe ich durch Gottes Gnade die Reise von Malta nach Ägypten, Attalia, Buttur, Kiutahia, Brusa, Konstantinopel, Angora, Tokat, Karahissar, Churnush-Kane, Trebisond, Erzerum, Bayasid und Khoy vollendet, überall die Liebe Jesu Christi bis zum Tode und seine glorreiche Wiederkunft verkündigt, und da ich vor sieben Jahren zu Orsa, Mosul, Bagdad, Bosra, Bushire, Tiflis und Shusha gewesen bin, SO HABE ICH JETZT ARMENIEN DER LÄNGE UND BREITE DURCHZOGEN.”
(EDITOR - ACHTUNG: ZUR ERINNERUNG AN DEN VÖLKERMORD - MASSENVERNICHTUNG DER ARMENIER - ANFANG DES 20. JAHRHUNDERTS DURCH DIE TÜRKEN)

Wie weit sein Wirkungskreis sich ausdehnte, geht aus folgenden Tatsachen auf Grund seiner eigenen Tagebücher hervor:

“Er verkündigte während der Jahre 1821 - 45 die Wiederkunft Christi in Palästina, Ägypten, an der Küste des roten Meeres, Mesopotamien, der Krim, in Persien, Georgien, durch das ganze ottomanische Reich, in Griechenland, Arabien, Turkistan, Bokhara, Afghanistan, Kaschmir, Hindustan, Tibet, Holland, Schottland, Irland, in Konstantinopel, Jerusalem und auf St. Helena, auch am Bord der Schiffe in dem mittländischen Meere, sowie allen Gemeinschaften in der Stadt New-York. Er predigte unter Juden, Türken, Mohammedanern, Persern, Hindus, Chaldäern, Syriern, Jesedern und Sabäern; zu Paschas, Scheiks, Schahs, den Fürsten von Organtsch und Bokhara, der Königin von Griechenland u. s. w.”


In seinem Werke “Mission nach Bokhara, London 1845, S. 56-58” berichtet er folgendes über seinen Aufenthalt in Jemen, einem von den Nachkommen Hobabs, dem Schwiegervater Moses, bewohnten Landstrich:

“Die Araber hier haben ein Buch “Seera” genannt, welches von dem zweiten Kommen Christi und seinem herrlichen Reiche handelt.”
“In Jemen verbrachte ich sechs Tage mit den Rechabiten. Sie trinken keinen Wein, pflanzen keine Weinberge, säen keinen Samen, leben in Zelten und gedenken der Worte Jonadabs, des Sohnes Rechabs. Es befanden sich auch Israeliten aus dem Stamme Dans bei ihnen, welche bei Terim in Hatramaut wohnten und mit den Kindern Rechabs gemeinsam das baldige Kommen des Messias in den Wolken des Himmels erwarteten.”


Wir sehen aus Vorstehendem, daß die Lehre von der Zukunft Christi dem Besuche des Joseph Wolff in Jemen vorausgegangen war, da die Rechabiten und Araber diese Lehren hielten, als er sie besuchte und die letzteren ein Buch “Seera”, welches dieses Thema behandelte, besaßen.

Immanuel Lacunza

Aber auch das finstere Spanien und das spanische Südamerika hörten die frohe Botschaft. Die “Evang. Kirchenzeitung” 1829, S. 390-391 enthält eine interessante Schilderung von Immanuel Lacunza 1731 in St. Jago in Chili geboren, wo er 1747 dem Orden der Jesuiten beitrat, dann aber wegen Vertreibung des Ordens nach Italien reiste, wo er am 17. Juni 1801 starb. Über das von ihm verfaßte Werk berichtet obige Zeitschrift:

“Die späteren Jahre seines Lebens waren dem Schriftstudium gewidmet und besonders den prophetischen Teilen der heiligen Schrift. Er hatte ein Werk ausgearbeitet, das in mehreren Handschriften sich in Spanien und Südamerika verbreitete und während der kurzen Zeit der Regierung Cortes in Isla di Leon in drei Bänden erschien unter dem Titel: ‘La venida del Mesias in gloria y mayestad”. Bei der Restauration wurde auch dieses Buch unter die verbotenen gesetzt. Unterdessen wurde es mit desto größerem Interesse in spanisch Amerika gelesen, so daß der Gesandte von Buenos Ayres 1816 eine eigene und vollständige Ausgabe davon in London veranstaltete. Der berühmte Redner Irving, welcher das gegenwärtige Werk in der spanischen Ausgabe kennen lernte, wurde so davon begeistert,  daß er es übersetzte und 1827 in zwei Teilen herausgab.”

Prälat I. A. Bengel

Aber während Amerika, Asien und Afrika die frohe Botschaft hörten, ebenso England und Spanien, war sie in dem Lande der Reformation schon längst heimisch. I. A. Bengel, der berühmte Erklärer des Neuen Testamentes, “der Kirchenvater Württembergs,” im Jahre 1687 zu Winnenden geboren, hatte sie durch Wort und Schrift auf den Leuchter gestellt. Über dessen Anschauungen und Werke bietet uns Herzogs Real-Encyklopädie, Art. “Bengel” folgendes:

“Bengels exegetische Grundsätze sind folgende: Die heilige Schrift ist eine zusammenhängende göttliche Ökonomie und selbst der Hauptbeweis für die Wahrheit ihres Inhaltes. Selbst aus den symbolischen Büchern soll man keinen Riegel machen, der göttlichen Wahrheit Einhalt zu tun. Trage nichts in die Schrift hinein, aber schöpfe alles aus ihr und laß nichts von dem zurück, was in ihr liegt.”
“Ausgehend von der Grundanschauung, daß das Wort Gottes die Weissagung für alle Zeiten enthalte, bemerkt Bengel, daß die vielen Zeitangaben in der Bibel wegen ihrer ununterbrochenen Hinweisung auf den Tag der zukünftigen Erscheinung Christi unsere Beachtung verdienen. Wer mit einfältigem Sinne auf die gegebenen Winke achte, werde sich durch das Labyrinth der Chronologie hindurchfinden, und hierzu den Weg zu weisen, habe er sich zur Aufgabe gemacht. Da nach einer in der heiligen Schrift sehr häufigen Analogie die Dauer der Welt in die Siebenzahl gefaßt sei, d. h. ihre Dauer 7777 Jahre betrage, so müsse sich das, was von dem nach der Offb.  den 2000 Jahren vorhergehenden noch nicht erfüllt sei, in die nächsten 97 Jahre zusammendrängen, d. h. bis zum Jahre 1837 abgelaufen sein. Hiermit stimme die Zahl des Tieres 666 zusammen.”

“Sehen wir von den einzelnen Zahlenbestimmungen ab und vergleichen, was Bengel in der “Erklärten Offenbarung” Studttgart 1740, 1747, 1758, 1834 und in den “60 erbaulichen Reden über Offb. Joh.” 1747, 1788, 1836, 1874, auf Grund seiner Berechnung über die Schicksale des Christentums, des Papsttums, des Mohammedanismus, Pietismus u. s. w. bemerkt, welche Ahnungen er über politische und kirchliche Dinge ausspricht, so müssen auch die, welche sein apok. System als ein in chronologischer Hinsicht verfehltes bezeichnen, ihm ein seltenes Ahnungsvermögen zuschreiben, das wegen seines Maßhaltens uns den rein auf dem Schriftboden sich bewegenden Gottesgelehrten nur um so merkwürdiger macht.”

Bengels “Ahnungen” sind so wunderbar eingetroffen, weil sie sich auf das feste prophetische Wort gründeten. Über die Wichtigkeit der Zukunft Christi äußerte er sich:

“Die allgemeine Führung Gottes geht durch beständiges Warten des Zukünftigen. Nach dem Auszug aus Babel wurden die 70 Wochen Daniels vorhergesagt. In dem Neuen Testament geht es wieder so, insonderheit ist die herrliche Zukunft Jesu das Ziel. Viele setzen die ganze Gottesgelehrsamkeit in die Kunst zu sterben, aber einem Christen ist das Wichtigste: aus der Sünde in die Gnade zu kommen und dann zu erwarten, nicht den Tod, sondern mit Freuden die Erscheinung Jesu; der Tod ist nur einen Nebensache, und wenn er nicht vorher da wäre, gehörte er in diese Ordnung gar nicht.”  - ‘Württemberg. Väter’, Bd. I. S. 44. (Editor: Attenzione)

Folgende Auszüge aus Bengels Leben von Burk, S. 296-298 sind bezeichnend:

“Seit der Reformation wir die evangelische Wahrheit eben von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzt, und man bleibt auf der Hefe liegen. Seit einiger Zeit aber gibt es allerhand außerordentliche Dinge in allen Stücken: Gesichte, Inspirationen, Sekten u. s. w.  Es wird alles gerüttelt und geschüttelt, aber das Ganze ist noch nicht da. Doch ist die Anzeige deutlich genug, daß bald etwas anderes kommen werde . . . Von 1140-60 war die dichteste Finsternis. Dann kamen Waldus, Wiclef, Huß, Luther, Arndt, Spener u. a. m.  Das war der Hahnenschrei zur Zeit der Morgenröte, bis endlich aus dem Schmelztiegel das lautere Gold hervorkommen wird.”
“Überhaupt ist unsere jetzige Kirche eine so verdorbenen Masse, ein so böser Sauerteig, daß die ganze Welt könnte davon durchsäuert werden. Es ist wie wenn es im Geistlichen dem Winter zuginge, es ist eine elende, kaltsinnige Zeit: es muß ein Wecker kommen.”

Die Adventbewegung in Württemberg

Wie bahnbrechned und zündend die Werke Bengels wirken geht aus demselben Artikel in Herzogs Encyklopädie hervor:

“Die Erkl. Offb. fand in und außer Deutschland rasche Aufnahme, sie wurde in mehreren Sprachen übersetzt, in Deutschland in Auszügen und Überarbeitung, in Prosa und Versen verbreitet.”  “Lange nachdem die Wissenschaft über die apok. Arbeiten Bengels den Stab gebrochen (hat), erhielten sie sich bei dem Volke in Ansehen und wirkten in den Gläubigen fort und fort eine Bereitschaft und Sehnsucht auf die Erfüllung der biblischen Weissagungen und auf jene Siegeszeit, wo das Königreich Gottes und seines Gesalbten sein wird.”

Den weiteren Verlauf und die Ausdehnung dieser Adventsbewegung bezeugt uns folgendes Auszug aus Gieselers Kirchengeschichte, Bd. V, S. 190-194:

“Unter den württembergischen Pietisten war die Erwartung allgemein, daß im Jahre 1836 Christus wieder erscheinen und das tausendjährige Reich gründen werde. Es wurden hier mancherlei Conventikel gehalten, durch welche einzelne begabte Männer in kleineren Kreisen ansehen gewannen.” “So hatte ein Bauer Georg Rapp schon 1785 sich einen Anhang gebildet, welcher sich ganz von der Kirche lossagte und die nahe Zukunft den HErrn erwartete.”  “Rapp ging mit den Seinen 1803 nach Amerika.”  “Eine andere Partei sammelte sich um den Bauer J. M. Hahn, dessen Lehre aus Pietismus und der Theosophie des Jakob Böhme gemischt war, und auch die nahe Zukunft des HErrn verkündigte.”  “Durch Bengels Erklärung der Offb. Joh. und durch Jung-Stilling faßten bei ihnen die Ideen Wurzel, daß das tausendjährige Reich nahe, und daß sie gegen Osten ziehen wollten.” “Die Regierung wendete vergebens strenge Mittel gegen sie an und beförderte endlich ihre Absicht, nach dem südlichen Rußland zu ziehen.”  “Kaiser Alexander erklärte sich willig, sie aufzunehmen und so zogen 1816 und 1817 zusammen 1400 Familien in mehreren Zügen dorthin.”

“Andere wurden im Vaterlande dadurch festgehalten, daß ihnen die Bildung einer selbstständigen Gemeinde gestattet wurde. Den Anfang dazu machte der Bürgermeister zu Leonberg, G. W. Hoffmann und trat, als die königl. Genehmigung erfolgt war, selbst an die Spitze des Unternehmens. Es wurde das Rittergut Korntal gekauft und auf den Gründen desselben 1819 eine Gemeinde gebildet (gegründet).”  “Es strömten bald so viele Familien in Korntal zusammen, daß dieser Ort sie nicht alle fassen konnte. So gründete die Gemeinde im Jahre 1828 die Kolonie Wilhelmsdorf.”

Wie man damals von der Adventbotschaft durchdrungen war, bezeugt “die württembergische Kirchengeschichte” Bd. IX, S. 593.

“Was dem Pietismus dieser Zeit eine besondere Eigentümlichkeit verleiht, das ist der ausgeprägteste Chiliasmus. Unumstößlich fest stand ihnen allen die Zukunft des HErrn in allernächster Zeit; vielen, daß sie nach Bengels Rechnung 1836 eintreten werde. Dafür würde der Korntaler Hoffmann sogar seinen Kopf gegeben haben. “Herr Jemine, wär’s no schon do,”  riefen die Leoberger, wenn sie am Sonntag aus Riegers Predigt von Stuttgart heimkehrten und im Wald um das Kommen Jesu gebetet hatten.”

Und von dem hier erwähnten W. Hoffmann lesen wir in “Württemberg. Väter”, Bd. II, S. 366:

“Es entstand durch ihn in Leonberg eine gewaltige Erweckung. Fast alle Knaben aus der Schule besuchten eine Kinderstunde, welche er hielt. Auch von auswärts kamen eine Menge von Besuchern.”
“Der Gedanke, welcher damals die Gemeinschaften des Landes tief durchdrang, daß nämlich das Kommen des HErrn vor der Türe sei, stand auch ihm unumstößlich fest. Als er einmal mit seinen Freunden von einem Besuch bei dem frommen Minister Seckendorf nach Leonberg zurückkehrte, voll von Erwartung der Zukunft des HErrn, von der sie geredet hatten, warf einer seiner Begleiter jauchzend den Hut in die Höhe und rief: “Bruder, wir erleben es noch, daß das Lamm kommt.”

Leonhard Heinrich Kelber

Ehe die von Bengel aus der Offb. angedeutete Zeit verstrich, hatte der HErr durch den Oberlehrer L. Kelber die Siegel betreffs der 2300 Jahrtage gebrochen. Bereits im Jahre 1824 gab er in Nürnberg eine Erklärung von Matth. 24 und 25 heraus unter dem Titel: “Das Ende kommt.” Im Jahre 1835 folgte in Stuttgart eine zweite, 126 Seiten stark, auf dessen Titelblatt wir folgendes finden:

“Das Ende kommt. Aus dem Worte Gottes und den neuesten Zeitereignissen gründlich und überzeugend bewiesen; nebst gänzlicher Entkräftigung der Vorurteile gegen das Warten und Zählen auf die Zukunft des HErrn; wie auch gründliche Nachweisung, daß der verewigte Prälat Bengel sich in Betreff des Entscheidungsjahres um sieben Jahren verstoßen hat; denn nicht das Jahr 1836, sondern 1843 ist das Ziel, in welchem der große Kampf zwischen Licht und Finsternis ausgekämpft werden und das längst erwartete Friedensreich Jesu auf Erden beginnen wird. Von dem Verfasser der vernünftigen und schriftmäßigen Gedanken über die Schöpfung und Dauer der Welt.”

In diesem Werkchen sagt er in seinem Vorbericht, daß er neben der Heiligen Schrift der von Pfarrer Petri zu Seckenbach erklärten Offb. Jesu von 1774, dann des von Hofrat Jung-Stilling herausgegebenen Nachtrags zur Siegesgeschichte von 1805 usw. bedient hätte. In einer trefflichen Ermahnung verweist er dann auf S. 10 auf die Wichtigkeit der drei Engelsbotschaften. Auf S. 22-25 legt er dann in klarer Weise den Anschluß von Dan. 8,22 an Dan. 9,23 dar und zeigt, daß die 70 Wochenzahl die Wurzel oder Auflösungszahl von der Zahl 2300 sei und diese demnach im Jahre 1843 enden müsse. In dem übrigen Teile behandelt er die Zeichen der Zeit.

Eine weiter Auflage erschien in Weimar 1841, dann wiederum 1842 in Stuttgart in der Stärke von 286 Seiten. Wie es aber ihm erging, ersehen wir aus S. 52-56 der Ausgabe von 1835. Er wurde zuerst durch den Dekan verklagt, weil er Bibeln ohne Apokryphen verbreitete, dann ging ihm unter dem 13. Februar 1832 die Abschrift von einem Kirchenkonvents-Protokoll zu, in dem er aufgefordert wurde: “In der Folge weder den Namen ANTICHRIST in der Schule zu erwähnen, noch überhaupt diesen Gegenstand zu berühren.”  Es blieb ihm, da er laut Offb. 14 seine Pflicht fühlte, die Warnung zu geben, nichts anderes übrig als nach 44 jährigen treugeleisteten Diensten, in einem Alter von 69 Jahren unbedingt zu resignieren und als Christ geduldig zu leiden, was ihm zu leiden auferlegt wurde. Zu gleicher Zeit, während man diesen treuen Knecht der Wahrheit willen so behandelte, schrieb einer der Geistlichen unterm 7. Juni 1832: “Unsere Geistlichen ... Von der Erlösung durch Stellvertretung und den Heilsweg verstehen sie nicht.” Folgende Verse aus Kelbers Feder sind bezeichnend:

Das Ende kommt, es kommt das Ende,
Es ist erwachet über dich,
O, Mensch, erwache doch behende;
Du aber HErr, hilf gnädiglich
Bald zu bedenken, was uns frommt;
Es kommt das Ende, das Ende kommt.   Hes. 7,6; Matth. 24,14

Der Zeiger an der Uhr steht auf der zwölften Stunde;
Das Ziel ist nun erreicht, und Babel geht zu Grunde -

Es hilft kein Stützen mehr, der große Tag ist da,
Den mancher Gottesknecht schön längst im Geiste sah.

Wer wollte denn nun schlafen? Matth. 25,5.6
Wer klug ist, der ist wach. Matth. 24,12
Gott kommt, die Welt zu strafen,
Zu üben Grimm und Rach
An allen, die nicht wachen,
Und die des Tieres Bild
Anbeten, samt dem Drachen:
  Offb. 13,4.12.15
Drum auf! der Löwe brüllt.   Jer. 25,30; Joel 3,21; Offb. 5,5.”

In anderen Teilen Deutschlands

Nicht nur die Schriften von Bengel und seiner Schule erweckten über ganz Deutschland eine Sehnsucht nach dem Kommen des HErrn, sondern auch Kelbers Büchlein verbreitete überall Licht über den Ablauf der 2300 Jahrtage in 1843. Br. G. Schäche aus Schlesien, der nun in Australien sich der dritten Engelsbotschaft erfreut, schrieb an den deutschen Bearbeiter dieses Werkes im Jahre 1891 folgendes:  “Nachdem das von Bengel bestimmte Jahr 1836 verstrichen war, zeigte Buchhändler Sommerfeld im Schweidnitzer Kreisblatt ein Büchlein von H. Kelber an, welches von den herrlichen und glorreichen Ereignissen handelte, welche im Jahre 1843 stattfinden sollten. Wir kauften genanntes Büchlein und lasen es mit einer Anzahl interessierter Personen hinter verschlossenen Türen und zwar zwischen den Jahren 1839-40.” Br. G. Schäche wirkte eine Zeit lang für die Goßnersche Mission und stiftete in der vierziger Jahren mehrere Enthaltsamkeitsvereine in der Umgebung von Schweidnitz, wobei auch von der Zukunft (Wiederkunft) Christi in zahlreich besuchten Erbauungsstunden geredet wurde. Auch in den Rheinlanden war damals laut Ritschl, “Geschichte des Pietismus I”, S. 565,584 die Hoffnung auf die baldige Wiederkunft des HErrn lebendig.

Auch lernte der Bearbeiter vor acht Jahre eine alte Frau bei Crailsheim kennen, welche in den vierziger Jahren auf den HErrn mit vielen anderen wartete und als die Zeit verstrich, fingen sie im Jahre 1844, durch Tennhardts Schriften angeregt, die Beobachtung des Sabbats an und sie hat ihn bis heute mit den Ihrigen beobachtet.

Außerdem erschien in Bautzen im Jahre 1836 ein Büchlein von Tinius betitelt “Der jüngste Tag” und im Jahre 1839 in Leipzig von demselben die “Erkl. Joh.” Auch Pastor Sander von Wichlingshausen gab im Jahre 1829 in Stuttgart “Versuch einer Erklärung der Offb. Joh.”  heraus, worin er S. 102 auf Grund der Bengelschen Berechnung das Jahr 1847 für die Wiederkunft (Zukunft) festsetzte. So verbreiteten verschiede Werke über ganz Deutschland das köstliche Licht und manche aufrichtige Seele erfaßte es.

Im östliche Europa

Aber von den württembergischen Kolonisten wurde auch am Anfange dieses Jahrhunderts die frohe Botschaft nach Rußland gebracht und dort verbreitet, wie folgende Auszüge aus der “württembergischen Kirchengesch.,” Buch IX, S. 593-623 bewesien:

“Als ein Ferment haben die württembergischen Kolonisten doch in Rußland gewirkt, nicht bloß in sozialer, sondern auch in religiöser Hinsicht. Die “Stundisten” weisen durch ihren Namen unzweideutig auf ihren Ursprung hin.”  “So geschah es, daß, als mit König Friedrichs Tod die Auswanderung wieder möglich wurde, wie durch gewaltige Schleusen ein Strom von Anhängern des Pietismus sich nach Rußland wälzte. Es würde noch mehr wertvolle Kräfte der Kirche und dem Staate entzogen haben, wenn nicht vorzüglich durch die Gründung von Korntal dem Pietismus die Möglichkeit selbstständiger Gemeindebildung im Heimatlande gewährt worden wäre.”

So breitete sich auch die frohe Kunde unter den slavischen Völkern aus. In Kelbers Büchlein, S. 74 lesen wir auch: “Aus der Gegend des kaspischen Meeres berichten die Missionare, daß die Juden sagen: nach ihren Zeichen wird der Messias aufs späteste nach zwölf Jahren kommen; vom Jahre 1828 an gerechnet.”

Ein tartarischer Priester

Schon im Jahre 1821 wurde die Lehre von dem Kommen des HErrn in der Tartarei gelehrt und geglaubt. Zu jener Zeit ungefähr wurde ein irländischer Missionar in jenes Land geschickt und ein tartarischer Priester richtet an ihn die Frage: “Wann wird Christus zum zweitenmale kommen?”  Der Missionar erwiderte, daß er davon nichts wisse. Der Priester war sehr erstaunt über eine solche Antwort von einem Missionar, der gekommen sei, ihnen biblische Lehren zu bringen und bemerkte, daß er glaube, “jeder könne es wissen, der eine Bibel hat.” Dann sprach er seine Meinung dahin aus, daß er glaube, Christus würde ungefähr im Jahr 1844 kommen. Der Bericht dieser Tatsache befindet sich im “Irischen Magazin” 1821.

In Holland

H. Hentzepeter, ein fähiger Prediger und Verwalter des köngl. Museums zu Haag, verbreitete die Lehre von der Zukunft (Wiederkunft) des HErrn in Holland. In einem Briefe an den Herausgeber des “Mitternachtsrufs” Juni 1844, sagt er, daß seine Aufmerksamkeit zuerst durch einen eindrucksvollen Traum auf diesen Gegenstand gelenkt worden sei. Im Juni 1819 veröffentlichte er in Amsterdam seine erste Schrift unter dem Titel  “De aanstaande wederkomst van onzen Heer.”  Dann im Jahre 1822 in Haag zwei weitere Werke  “Erste en laaste Tonnelsen der wereld”  und “De nabyzynde oudergang der tegenwordige wereld.”  Dann im Jahre 1841 in Amsterdam ein Werk  “De groote wereldgebeurtenissen.”  Bei dem letzteren bemerkte er, daß es der Befestigung der seligen Hoffnung und dem nahen Ende der großen Weltrevolutionen gewidmet sei. Auf S. 30 dieses Werkes verweist er auf das Werk von Pastoer Johann Philipp Petri, nach dem der herrliche Tag im Jahre 1845 anbrechen soll. Auch erwähnt er weitere Werke, die er selbst geschrieben hat, so eines über die Zeichen der Zeit. In seinem Brief an den “Mitternachtsruf” bermerkt er, daß er im Jahre 1842 durch einen aus Amerika gekommenen Mann zuerst von W. Miller und andern gehört hätte.
Der “Mitternachtsruf” vom 27. Juni 1844 erwähnt auch eines portugiesischen Israeliten, Dr. Capadose aus Amsterdam, welcher in der heiligen Schrift nicht allein den Messias kennen lernte, sondern auch die selige Hoffnung seiner baldigen Wiederkunft und sie dort verbreitete. Ein Werk über seine wunderbare Bekehrung erschien im Jahre 1838 in Berlin.

In Großbrittannien

In einer englischen Schrift “das Millennium” genannt, wird berichtet, daß siebenhundert Geistliche der anglikanischen Kirche in den vierziger Jahren die nahe Zukunft (Wiederkunft) des HErrn verkündigten. In Herzogs Real-Encyklopädie Aufl. 2, Art. “Irving” finden wir folgendes hierüber:

“Alles Streben Irvings aber, des Predigers und Theologen, richtete sich auf die künftige, herrliche und selige Vollendung des Gottesreichs, wie das prophetische Wort der Schrift sie ihm verhieß. Eben dies war für jenen Aufschwung des christlichen Lebens in Schottland und England überhaupt charakteristisch.”  “In diesem Sinnen und Streben traf Irving jetzt zusammen mit Henry Drummond, einem reichen Bankier, der ebenso eifrig für die Fragen es Reiches Gottes sich interessierte, wie er geschickt seinen irdischen Beruf betrieb, - einen Mann, der auch schon viel für allgemeine Zwecke in seiner Weise gewirkt, im Jahre 1821 den bekannten Orient-Reisenden Joseph Wolff auf eigene Kosten auf die Reise geschickt, auch einen Lehrstuhl für Nationalökonomie in Oxford gegründet hatte.” “In Drummond wurde durch den anglikanischen Geistlichen Lewis Way, der schon 1810 über Christi Wiederkunft geschrieben hatte, der Gedanke angeregt, Gleichstrebende zu gemeinsamen Meditationen und Besprechungen über diese Dinge zu versammeln. Er veranstaltete sein erstes Meeting dieser Art für die Woche des ersten Advents 1826 auf seinem reizenden Landsitze Albury, und so weiterhin alljährlich bis 1830. Die Zahl der Genossen stieg von etwa 20 auf 44,- Leute aus verschiedenen evangelischen Kirchengemeinschaften, auch manche angesehene Persönlichkeiten, darunter der spätere ostindische Bischof Wilson, der Prediger Hugh Mac Neil, damals Geistlicher von Albury, nachher einer der angesehensten Kanzelredner und Häupter der “Evangelischen Partei” u. a. m. Die herrschende Richtung in diesem Kreise ging auf möglichste Beziehung der Weissagung auf die nächste Zukunft und Gegenwart. Auf dem Meeting von 1829 wurde einmütig erklärt: von Justinians Reich bis zum Ende der französischen Revolution sei eine große, in der heiligen Schrift angekündigte Periode von 1260 Jahren abgelaufen, auf welche jetzt die letzten Wehen, eine Zerstörung der sichtbaren Kirche, daneben die Herstellung der Juden in ihr Land, dann Parusie und Millennium folgen werden. Den gleichen Ideen diente 1829 - 1833 eine auf Drummonds Kosten herausgegebenen Vierteljahresschrift, the Morning Watch.”
“Jene eschatologische, apokalyptische Richtung nun regte sich, wie gesagt, mächtig in Schottland sowohl als England, und im Zusammenhang mit ihr auch Sehnsucht und dringendes Verlangen nach einer neuen Belebung der gegenwärtigen auf ihren HErrn wartenden Gemeinde durch die der ersten Jüngerschaft verliehenen Charismen.”

Kinderpredigt in Schweden

Das Gesetz Schwedens verbot noch in den Jahren 1843 und 1844 das Predigen irgend einer andern Lehre als die der Landeskirche. Hier zeigte sich die Hand Gottes in der Advent-Bewegung, indem durch den Mund der Kinder die Wiederkunft Christi verkündigt wurde. In der “Advent-Review” vom 7. Okt. 1890 steht hierüber ein interessanter Artikel von O. Boqvist. Er sagt:

“Im Jahre 1843 war eine religiöse Bewegung im Kirchspiel Karlskoga in Örebro. Die Anführer dieser Bewegung waren Kinder und junge Leute, die man “rupare” oder “rufende Stimmen” nannte. Diese predigten mit göttlicher Kraft und verkündigten vor dem Volke mit großer Bestimmtheit, daß die Stunde des Gerichts gekommen sei.

“Im Herbste dieses Jahres kam ich - O. Boqvist, damals fünfzehn Jahre alt - und ein anderer junger Mann - Erik Walbom, achtzehn Jahre alt - so sehr unter den Einfluß dieser unsichtbaren Macht, daß wir in keiner Weise widerstehen konnten. Sobald wir von dieser himmlischen Macht ergriffen wurden, fingen wir an zu dem Volke zu reden und mit lauter Stimme zu verkündigen, daß die Stunde des Gerichtes gekommen sei, indem wir sie auf Joel 3,1-3 und Offb. 14,6.7 hinwiesen.

“Das Volk versammelte sich in großen Mengen und hörte uns zu; unsere Versammlungen dauerten Tag und Nacht und eine große religiöse Erweckung war die Folge. Jung und alt wurden von dem Geiste Gottes berührt und schrieen zu dem HERRN um Gnade, indem sie Gott und Menschen ihre Sünden bekannten.

“Als aber der Pastor in der Kirche hiervon Kenntnis erhielt, gab man sich alle Mühe, uns zum Stillschweigen zu bringen, um also der herrschenden religiösen Erweckung eine Ende zu machen. Alle Bemühungen waren jedoch vergebens. Die Polizei wurde benachrichtigt und man suchte uns zu verhaften. Sechs Wochen lang stellte man fruchtlose Versuche an, uns in dem Wald zu finden, wohin wir uns geflüchtet hatten.

“Schließlich wurden wir aufgefordert, vor dem Pastor der Landeskirche zu erscheinen. Unsere Zahl war gewachsen, so daß sich vierzig junge Leute beiderlei Geschlechts im Pastorat einfanden, wo wir einem langen Verhör unterworfen wurden. Außer mir und Walbom wurden allen erlaubt in ihre Häuser zurückzukehren; wir aber wurden verhaftet und am folgenden Tage dem Gefängnisse im Örebro übermittelt. Hier waren wir in Zelle Nr. 14 mit Dieben zusammen, als ob wir irgend ein großes Verbrechen begangen hätten.”

Der Schreiber berichtet von den grausamen Schlägen, die sie von dem Richter und anderen erhielten, und wie ihnen schließlich auf die Bitte des Gefängniswärters hin gestatten wurde, nach Hause zurückzukehren. Nicht lange darauf fingen sie wieder an zu predigen und neuen Verfolgenden gegen sie brachen aus. Aber diesmal, sagte er, “brachte ein angesehener Einwohner des Kirchspiels unsere Sache vor den König Oskar I. und bewirkte unsere Freiheit.”  Auf solche wunderbare Weise brachte Gott denjenigen die Wahrheit, wo gesetzlich ihre Predigen verboten war.

In Nordamerika

In den Vereinigten Staaten begann W. Miller ungefähr ums Jahr 1831 die selige Hoffnung der Erscheinung Jesu zu verkündigen und im Jahre 1844 beteiligten sich über dreihundert Prediger an dieser herrlichen Botschaft. In deutschen Blättern berichtete hierüber “der Christen Bote,” Stuttgart, 7. Mai 1843:

“Die neue nordamerikanische Sekte der Milleriten verbreitet sich je mehr und mehr. Ihr Hauptlehre ist die, daß in kurzer Zeit Christus in derselben Gestalt, in welcher er gen Himmel fuhr, wieder auf Erden erscheinen, alle Gerechten von den Toten erwecken, an einem besonderen Orte sammeln und dort so lange bergen werde, bis der Sturm des Zorns vorübergegangen. Dann soll die irdische Welt durchs Feuer gereinigt und die Ungerechten samt dem Teufel auf tausend Jahre in den Abgrund verschlossen werden. Den Anfang dieses Ereignisses setzen sie auf die ersten Tage der Aprils 1843 fest und lehren überdies, daß nach Ablauf jener tausend Jahre, während welcher die Heiligen mit Christo die Welt regieren, die Ungerechten aus ihren Gefängnissen hervorgerufen und völlig vernichtet werden, welches der andere Tod sei.”

Solch ein übereinstimmenden Wirken in allen Teilen der Erde um dieselbe Zeit ist sicherlich ein einleuchtendes Beispiel, daß die Hand Gottes in der Bewegung waltete.

Johannes des Täufers Botschaft

Die Advent-Lehre wurde viel ausgedehnter verbreitet, als sich manche bewußt sind, und in einem solchen Umfange, um die betreffenden biblischen Weissagungen hinreichend zu erfüllen. Über die Botschaft, welche die erste Ankunft Christi ankündigen sollte, weissagt der Prophet folgendes: “Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: “Bereitet dem HERRN (JAHWEH) den Weg, macht auf dem Gefilde eine ebene Bahn unserm Gott. Alle Tale sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedriget werden, und was ungleich ist, soll eben, und was höckerig ist, soll schlicht werden; denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden und alles Fleisch mit einander wird es sehen: denn des HERRN Mund hat’s geredet.” Jes. 40,3-5. Dies Werk geschah, indem Johannes der Täufer predigte in der Wüste des jüdischen Landes und sprach: “Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.” Matth. 3,1.2. Dieser Mann allein erfüllte diese wunderbare Weissagung durch halbjähriges Wirken in dem einen Lande Judäa. Während aber diese Prophezeiung das Wirken des Johannes auf eine gewisse Zeit und einen bestimmten Ort beschränkte, verhält es sich mit jenen Weissagungen, welche sich auf das zweite Kommen Christi beziehen, ganz anders; denn dies Werk sollte mit einer “großen Stimme” der ganzen Welt verkündigt werden.

Die Botschaft des Gerichts

Diese Botschaft wird in dem prophetischen Worte durch einen fliegenden Engel versinnbildet und mit den Worten eingeführt: “Ich sah einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewig Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, und allen Heiden und Geschlechtern und Sprachen und Völkern, und sprach mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre, denn die Zeit seines Gerichtes ist gekommen, und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und das Meer und die Wasserbrunnen.” Offb. 14,6.7.

Christus übertrug die Predigt des Evangeliums den Menschen mit der Verheißung, daß er bei ihnen sein wollte, “bis an der Welt Ende.” Matth. 28,19.20. Also führt die Prophezeiung kein neues Evangelium ein, welches durch eigentliche Engel verkündigt werden sollte, sondern der Engel versinnbildet das Schlußwerk des Evangeliums. Als Antrieb zum Gehorsam weist er darauf hin, daß die Stunde des Gerichts gekommen sei. Dieser Schriftstelle gemäß muß die Botschaft, wenn sie gegeben wird, zu “allen Geschlechtern und Sprachen und Völkern” gehen.

Keine Zeit mehr

Dasselbe Werk wird auf eine andere Weise versinnbildet und mit folgenden Worten geschildert: “Ich sah einen anderen starken Engel vom Himmel herabkommen, der war mit einer Wolke bekleidet, und eine Regenbogen auf seinem Haupte und sein Antlitz wie die Sonne und seine Füße wie Feuerpfeiler; und er hatte in seiner Hand ein Büchlein aufgetan, und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer und den linken auf die Erde und schrie mit lauter Stimme wie ein Löwe brüllt; und da er schrie, redeten sieben Donner ihre Stimmen ... Und der Engel, den ich sah stehen auf dem Meere und auf der Erde, hob seine Hand auf gen Himmel und schwur bei dem Lebendigen von Ewigkeit zu Ewigkeit, der den Himmel geschaffen hat und was darinnen ist und das Meer und was darinnen ist, daß hinfort keine Zeit mehr sein soll, sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er posaunen wird, so soll vollendet werden das Geheimnis Gottes, wie er hat verkündigt seinen Knechten, den Propheten.” Offb. 10,1-7.
Das Evangelium war “das Geheimnis Gottes,” welches den Heiden durch die Apostel des HErrn geoffenbart wurde Eph. 3,19. Auch hier versinnbildet der Engel das Schlußwerk des Evangeliums und verkündigt die Zeit, in der es geschehen sollte.

Allen Geschlechtern

Der Leser wird aus den oben angeführten Texten ersehen, daß die “Zeit” für das Schlußwerk des Evangeliums und die Botschaft “die Stunde des Gerichts ist gekommen” allen “Geschlechtern und Sprachen und Völkern” verkündigt werden soll. Dies erfüllte die Adventbewegung von den Jahren 1831 - 44, wie auch in “Advent Tracts”, Vol. 2, S. 135 Mourant Brock bezeugt:

“Nicht nur in Großbrittannien erwartet man die baldige Wiederkunft des Erlösers und schallt die Stimme der Warnung, sondern auch in Amerika, Indien und auf dem europäischen Festlande. In Amerika verkündigen ungefähr dreihundert Prediger “dieses Evangeliums von Reich,” während in diesem Lande ungefähr siebenhundert von der englischen Landeskirche denselben Ruf erheben.”

In jedem Seehafen

E. R. Pinney von Seneca Falls N.Y. ein eifriger Baptisten-Prediger, der sein Leben der Verkündigung der Adventlehre widmete, sagte:

“Schon im Jahre 1842 sind Drucksachen über das zweite Kommen Christi an jede Missionsstation in Europa, Asien, Afrika und Amerika, diesseits und jenseits des Felsengebirges geschickt worden ... Schiffskapitäne und Seeleute erzählen, daß sie keinen Hafen berühren, in dem nicht schon diese Verkündigung ihnen vorausgeeilt ist, und daß häufig Fragen betreffs derselben an sie gerichtet werden.”

Dreitausend Prediger

G. W. Mitchel von Zanesville, Ohio, auch ein Prediger, der selbst die Adventlehre verbreitete, sagte:

“Br. W. Miller erzählte mir in einer Privatunterhaltung, die ich mit ihm zu Mc Connellsville, Ohio, im September 1844 hatte, daß er die Namen und Adressen von 3000 Predigern in den verschiedenen Erdteilen habe, welche verkündigten: “Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre, denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen.” Der größte Teil dieser Prediger waren in Nord-Amerika und in Großbrittannien.”

Ihr Schall in alle Welt

Aus all den vorhergehenden Beweisen ist ersichtlich, daß die frohe Botschaft von der Zukunft (Wiederkunft) des HErrn damals mit Macht durch die ganze Erde drang, und mit vollem Recht konnte J. Marsh in dem englischen Blatte “Stimme der Wahrheit,” Januar 1845, sagen:

“Das ewige Evangelium ist in Erfüllung von Offb. 14,6.7 allen Geschlechtern und Sprachen und Völkern mit großer Stimme verkündigt worden: “Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre, denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen, und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und das Meer und die Wasserbrunnen.” Daß diese Botschaft innerhalb der letzte Jahre zu jeder Nation und Sprache unter dem Himmel gedrungen ist, indem man das Kommen Christi im Jahre 1843 oder als nahe bevorstehend verkündigte, wird durch die klarsten Tatsachen bestätigt. Durch Vorträge und Drucksachen ist ihr Schall in alle Lande ausgegangen und das Wort in alle Welt.”

aus: “Entstehung und Fortschritt der Siebenten-Tags-Adventisten” von J. N. Loughborough, S. 14 - 37
 

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